Donnerstag, 8. April 2010

Finnmarksløpet - Teil 2

Heissa, nun ist bald ein ganzer Monat vergangen seit wir zum Finnmarksløpet aufgebrochen sind. Mal schauen ob ich das alles in der kurzen Zeit aufholen kann!

Finnmarksløpet fand dieses Jahr vom 13-21. März statt. Am 13.März starteten 66 Teilnehmer, um mit jeweils 8 Hunden die kurze Etappe von 500km zu bewältigen, verfolgt von 42 weiteren Mushern, die sich das Ziel gesetzt hatten, mit jeweils 14 Hunden einmal quer durch das Bundesland Finnmark fahren und über 1000km zurückzulegen.


Arne und Marianne waren schon drei Tage vor Start nach Alta gefahren, wo Informations-Treffen stattfanden, die Hunde tierärztlich untersucht und erfasst wurden und alle Vorbereitungen für den Start getroffen wurden. Am 13.März fuhr auch ich nach Alta und traf die Truppe auf dem Parkplatz, an dem sich die gesamte Schlittenhundeszene Skandinaviens versammelt zu haben schien. Das Rennen startete direkt in Alta, einer Stadt von über 15.000 Einwohnern, und zog einiges an Medienpräsenz und Schaulustigen an.

Nachdem Kronprinz Håkon das Rennen eröffnete, startete um genau 11 Uhr das erste Gespann. Von da an gab es jede Minute einen Start. Die Organisation war unglaublich gut! Ein Heer von Freiwilligen wusste genau, was es zu tun hatte. Jeder hatte seine Startnummer gezogen und wusste seine Startzeit. Diejenigen, die unmittelbar vor dem Start standen, wurden von Quads abgeholt. Man muss sich das so vorstellen: man hat 8-14 total aufgedrehte Rennmaschienen vor dem Schlitten, die über ein halbes Jahr Training auf dem Buckel haben und zusammen eine Kraft aufbringen, die kaum ein Musher beherrschen kann - zumindest nicht auf den glatten Straßen der Stadt, wo die Schlittenbremsen kaum greifen. Die Hunde bellen, jaulen, schmeißen sich mit alle ihrer Kraft in die Leinen - ohne motorisierte Hilfe wären nicht wenige Gespanne einfach durchgegangen. So aber wurden die Hunde erst unmittelbar vor dem Start vor die Schlitten gespannt und von einem Quad begleitet, das den Schlitten an einem Seil an sich festgebunden hatte und so kontrolliert bis in die Warteschlange vorfahren konnte.
Dort stellte sich jeweils ein Freiwilliger zu jedem Hundepaar und hielt deren Leinen - bis der Musher sich ausgecheckt hatte und sekundengenau unter dem Applaus mehrerer hundert Menschen gestartet war.

Arnes Gespann und Marianne
Arne hatte die Startnummer 83 gezogen und startete erst um Viertel nach Zwölf: zu dem Zeitpunkt war ich bereits taub von der Lärmkulisse der insgesamt 1116 Hunde, des normalen Stadtverkehrs und dem Kreischen der Schneemobile, vom Menschengeschnatter, vom tieffliegenden Fernseh-Hubschrauber und dem Gedröhne der Lautsprecher. Alle waren aufgepuscht, alle enthusiastisch - auch, weil Kaiserwetter herrschte und kein Wölkchen die Stimmung trübte.

Das ist übrigens Arne Karlstrøm, zusammen mit den Hündinnen Nuni und Tyv


Unmittelbar nachdem Arne gestartet war machten wir uns auf zum eigentlichen Start des Rennens. Es hat sich so eingebürgert, dass die 14er Gespanne etwas außerhalb der Stadt zum eigentlichen Rennen starten, da sie auf den ersten 15km einen bezahlenden Gast im Schlitten sitzen haben, vor den außerdem nur 10 Hunde gespannt sind. Erst an diesem Neustart steigen die meisten auf ihre leichten Rennschlitten, die ein Vermögen kosten und deren Kufen auswechselbar sind.

Arne startete also um 14:15 Uhr zum eigentlichen Rennen - und damit begann, was für uns nun Routine werden sollte. Ab ins Auto, auf die Straße, und im großen Bogen dahin fahren, wo Arne das nächste Mal stoppen würde: zum Checkpoint Skoganvarri. Dort kam Arne als dritter seiner Klasse um 20:08 Uhr an. Wir sorgten dafür, dass er alles bekam, was er brauchte, waren sozusagen immer auf Abrufbereitschaft. Doch viel gab es nicht zu tun: Arne gönnte seinen Hunden nur zwei Stunden Pause, dann ging es weiter.


Wir zwängten uns alle ins viel zu kleine Auto: ein umgebauter Pickup mit kaum vorhandener Rückbank, auf dessen Transportfläche Boxen für insgesamt 24 Hunde untergebracht waren. Wir, das war zum einen Marianne, deren Hauptaufgabe es war, das Auto zu fahren und Arnes Kontaktperson zu sein.

Dann war da ich. Ich machte alles, was getan werden musste und vor allem alles, was mit Laufen und Organisieren zu tun hatte. Meine Hauptaufgabe aber war es, Schlittenkufen zu wachsen - eine Tätigkeit, die ich mittlerweile hasse wie die Pest. Das Metallgestell von Arnes Rennschlitten hat Schienen, in die man dünne, leichte Plastikkufen einschieben kann, die dann festgeschraubt werden. Diese Kufen werden bei jedem Checkpunkt ausgetauscht, denn sie leiden ziemlich und haben Kratzer, die teilweise über einen Zentimeter tief und breit sind. Fast alle Musher hatten daher ein Dutzend neue Kufenpaare dabei: nicht so aber wir. Bei jedem Stopp musste ich Kufen wachsen - was eine Wissenschaft für sich, aber leider auch totlangweilig ist. Mit einem Bügeleisen schmilzt man Wachs auf die Kufen. Für jede Temperatur gibt es andere Wachssorten, die angeblich den Schlitten wohl noch ein bisschen besser gleiten lassen. Ist das Wachs dann auf der Kufe drauf, bügelt man es mehrere Male ein und schrubbt es anschließend mit einem Plastikschaber wieder ab. Das ist der schwierigste Teil, denn man muss aus einer total geschundenen Kufe wieder eine glatte Fläche machen, was nicht immer gelingt. Zum Schluss wird das Meisterwerk dann noch mit einer Bürste poliert - man, ich habe teilweise geflucht, dass die Leute große Bögen um mich machten.


Die dritte Person in Arnes Handler-Team war Kristianne, eine Bäuerin aus dem Tal. Genau wie ich war sie zum ersten Mal dabei war, hatte also auch von Nichts eine Ahnung - das fand ich sehr beruhigend! Kristiannes Hauptaufgabe war es, Arnes Essenspakete fertig zu machen und, genau wie ich, immer da zu helfen, wo Hilfe gebraucht wurde. Was sich aber im Laufe des Rennens als ihre eigentliche, unverzichtbare Aufgabe herausstellte, war, dass sie Marianne bei Laune und vor allem wach hielt, wenn sie Auto fuhr! Das letzte, was wir gebrauchen konnten, war ein Autounfall!

Noch aber war gerade einmal die erste Nacht angebrochen, und keiner von uns war außerordentlich müde: zu aufgedreht waren wir alle vom Rennen. Um 1:30 Uhr nachts kamen wir am 14.03.10 kamen wir in Levajok an. Dort hatte Marianne eine Hütte gemietet, wo wir uns hinlegen und 3 Stunden Schlaf tanken konnten. Danach hieß es wieder: in der Kälte stehen und auf Arnes Ankunft warten. Es war in den Nächten des Rennens meist um oder unter -20°C kalt.


Wieder legten wir für Arne alles bereit, was er brauchen würde: u.a. Brennspiritus für den Kocher, mit dem er das Wasser fürs Hundefutter kochte, Arbeitshandschuhe für ihn, Decken, Hemden und Beinwärmer für die Hunde, damit sie sich nach der getanen Anstrengung nicht unterkühlten und ihre Muskeln nicht steif wurden. Die Tiere werden bei jedem Checkpunkt von erfahrenen Tierärzten durchgeknetet und untersucht, und fast alle Musher rieben die Beine und Schultern ihrer Tiere mit verschiedenen Salben ein, bevor sie sie warm einpackten.

Die Farbkombination der Hundekleidung mutete teilweise sehr heldenhaft an...

Schlaf bekammen die Musher selber kaum. Um 9:10 Uhr am Sonntag Morgen fuhr Arne nämlich wieder weiter: vier Musher hatten ihn während seiner Pause überholt, die Zeit drängte. Und so fuhren auch wir weiter zum nächsten Checkpunkt bei "Tana bru".

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