Freitag, 12. März 2010

Finnmarksløpet - Teil 1

Der Februar war ein sehr entspannter Monat: es wurde relativ wenig trainiert und ich bekam Besuch von Steffi, die mir bei den täglichen Arbeiten mit den Hunden enorm geholfen hat. Einige Stunden nach ihrer Abreise aber brach hier im Norden das Schneechaos aus: all der Schnee, der hier in den vergangenen Monaten nicht gefallen ist, der fällt jetzt. Gut zwei Meter Neuschnee in den vergangenen fünf Tagen haben hier alles auf den Kopf gestellt und mich zum Dauerschneeschüppen verdammt: eine Arbeit, die zunehmend deprimierender wird, da die Erfolge sofort wieder zugeschneit werden. Drei Tage lang Dauerschaufeln um die Hundehütten herum, und dennoch sieht man die Häuser kaum noch (außer den paar wenigen, die ich aus dem Schnee befreien und hochheben konnte).

Auch auf den Flachdächern wachsen die Schneeberge, dass einem Angst und Bange wird.
Die hier gezeigten Bilder sind schon wieder veraltet; seit ihrer Aufnahme gestern Nachmittag ist fast ein Meter mehr Schnee gefallen. Und weiterhin schneit und schneit und schneit es - dabei habe ich keine Zeit mehr für dämliches Schneeschüppen!

Morgen nämlich, am Samstag den 13. März, beginnt der Finnmarksløpet, das längste Schlittenhunderennen in Europa. Arne nimmt mit den 14 besten Hunden daran teil, und so stand die vergangene Woche nur im Zeichen der Vorbereitungen des Rennens. An was alles gedacht werden musste! Meine Aufgabe war es u.a., Schlittenkufen zu wachsen - man, so eine beschissen langweilige Arbeit ist mir seit Ewigkeiten nicht mehr untergekommen! In der vergangenen Woche habe ich bestimmt 15 Arbeitsstunden damit verbracht, Spezialwachs mit einem Bügeleisen auf abnehmbare Plastikkufen zu schmelzen, mühsam abzukratzen, abzubürsten und wieder draufzubügeln - ARGH ich kann Wachs nicht mehr riechen!

Ebensoviel Arbeit war es aber auch, all das Futter für die Hunde vorzubereiten. Die Tiere müssen während des Rennens alle 2-3 Stunden fressen, um die Energie für die 1000km aufzubringen, die sie in möglichst nicht mehr als 6 Tagen zurücklegen sollen. Und um ihren Appetit aufrecht zu halten, bekommen sie immer unterschiedliches Futter und Snacks: verschiedenste Fleischmischungen, Trockenfutter, Dosenfutter, extra "Wiederbelebungsfutter" für Hunde die total am Ende sind (was es nicht alles zu kaufen gibt...), Robbenfett, Lachs pur und Lachs geschreddert, Rindermagen und Würstchen - und das Kiloweise. Einen ganzen Tag habe ich damit verbracht, Lachse zu filletieren (zweite Wahl, nicht zum Verkauf geeignet aber in meinen Laienaugen wunderschöne Fische, die ich jederzeit essen würde), Dosenfutter in Tüten umzupacken und zentnerweise gefrorene Fleischmischungen in schnauzengerechte Happen zu zersägen. Welch ein Wahnsinn - was da an guten Ressourcen und Geld in diese Hunde gepumpt wird ist abartig, wirklich und wahrhaftig abartig. Aber gut, so weiß ich das auch.

Arne muss übrigens nicht alles Essen selber im Schlitten transportieren, sondern bekommt etwa alle 100km alles zugestellt, was er im Vorhinein dafür bereitgestellt hat: die gelben Säcke, gefüllt mit Kiloweise Hundenahrung, sind jetzt schon unterwegs durch Nordnorwegen, dafür sorgt die Organisation des Rennens. Arne wird morgen um 12 Uhr als dritter von 50 Teilnehmern starten. Und ich werde bei den Checkpunkten mit dabei sein: zusammen mit einer mir noch unbekannten Bäuerin aus dem Dorf und Marianne werden wir Arnes Versorgungsteam sein. Mit den Hunden dürfen wir nichts machen, das ist allein Arnes Aufgabe, aber alles Drumherum wird unsere Aufgabe sein. Ich werde mich wohl um die Kufen des Schlittens kümmern müssen. Und wahrscheinlich auch auf die Hunde, die Arne nach und nach zurücklassen wird. Von den 14 Hunden werden 7-10 die 1000km wirklich rennen können, müde oder verletzte Tiere werden wir von Arne entgegen nehmen und uns um sie kümmern.
Viel mehr als das weiß ich aber selber noch nicht. Für mich ist es überhaupt eine Überraschung, nun doch als Handler beim Rennen dabeizusein: bis vor zwei Wochen sollte ich ja Zuhause bleiben und die Welpen füttern. Nun werde ich also doch dabei sein - und hinterher berichten können, wie solch ein Rennen abläuft. Da ich aber direkt nach dem Rennen für 10 Tage auf die Lofoten fahren werde (ich hab auch mal Urlaub, jawohl!) werde ich mich vermutlich nicht vor April wieder melden. Also, bis dann!