Dennoch spricht einiges für die in meinen Augen viel zu große, laute und hektische Stadt. Unter anderem habe ich dort bei einer Freundin ein preiswertes Zimmer gefunden, bin dort umgeben von Bibliotheken und Krankengymnasten, und werde vermutlich auch beim FÍ im Büro arbeiten können. Mein Hauptanliegen ist es aber, meinen Rücken auf Vordermann zu bringen. Wenn ich ganz viel Glück habe, dann könnte ich im Spätsommer wieder abseits von Teerstraßen wandern und Natur erleben. Das ist mein Ziel, und dafür muss gearbeitet werden. Folglich wird ab morgen täglich geschwommen!
Grundarfjörður hat mir den Abschied in sofern leicht gemacht, als dass ich in den letzten beiden Nächten noch einmal Nordlichter fotografieren durfte. Die Wolken, Regenschauer und ich kämpften stur um den längeren Atem: und beide gewannen. Es regnete, war jeweils vor und nach meiner mehrstündigen Nachtschicht komplett bewölkt, und doch durfte ich ungewöhnlich farbige Aurora in kleineren und größeren Wolkenlücken erleben. Vermutlich waren es die letzten Nordlichter der Saison, denn in Reykjavík dürft sich Nordlichtfotografie ob der Lichtverschmutzung als schwierig erweisen. Zumal es in vier Wochen zu hell sein wird, um Aurora sehen zu können. Dann hab ich erstmal Ruhe bis Ende August und kann auch bei gutem Wetter ruhig durchschlafen!
Sodenn: mit diesen Bilder will ich mich von Grundarfjörður verabschieden. Es war eine schöne Zeit!



99,9% aller Luftmoleküle unserer Atmosphäre befinden sich in einer 100km dicken Schicht um unseren Planeten, der sogenannten Homosphäre. Danach beginnt offiziell zwar der Weltraum: aber in den folgenden 900km, der Heterosphäre, befinden sich halt immer noch Luftmoleküle. Und genau die sind es, welche normalerweise vom Sonnenwind zum Leuchten angeregt werden. Meistens sind es Sauerstoffmoleküle: wenn sie von den hochenergetischen Elektronen getroffen werden, geben sie mehrere Minuten lang grünes Licht von sich.
Trifft jetzt starker Sonnenwind die Atmosphäre, dann kann der bis in die Homosphäre durchdringen, also bis unter 100km Höhe. Dort hat die Luft die gleiche Zusammensetzung wie direkt am Boden: Stickstoff überwiegt. Und wird Stickstoff dort zum Leuchten angeregt, dann glüht er pink: dies allerdings nur wenige Sekunden lang. So kommt es also, dass man bis zur Grenze zwischen den Atmosphärenschichten die gut erkennbaren, lang grün leuchtenden Nordlichter hat und darunter, nur ganz kurz und schnelllebig, ein Streifen Pink.

In der Heterosphäre, also in über 100km Höhe, haben die Luftmoleküle ewig viel Platz und ordnen sich nach Eigengewicht und Ladung in Schichten an. Zuunterst liegt Sauerstoff, der grün leuchtet. Darüber liegt eine dicke Schicht Stickstoff: die leuchtet blau/lila, das allerdings so schwach, dass es menschliche Augen, wenn überhaupt, nur als farblos wahrnehmen. Die Sensoren und Filme von Kameras erkennen die Farbe aber in Langzeitbelichtungen deutlich!

