Nach der Rückkehr von meiner vergeblichen Lavajagd fiel ich schon am frühen Abend wie ein Stein in mein Gästebett auf Lágafell - zwei durchwachte Nächte verlangten ihren Zoll. Als ich am nächsten Tag erwachte, schien mir die Sonne ins Gesicht - und war ich regelrecht wütend deswegen. Wo war der Regen, den die Wettervorhersage prophezeit hatte? Und nicht nur, dass ich eine sternklare, windstille Nacht am Vulkan verschlafen hatte: laut Internet waren in der vergangenen Nacht auch starke Nordlichter am Himmel zu sehen gewesen. OH MAN wie unfair kann das Leben nur sein?
Presse und andere Fotografen hatten Bilder gemacht, von denen ich nur träumen kann: Lavafontänen und rot angestrahlte Vulkanwolke unter einem gleißend grünen Nachthimmel.
Fotos von Nordlichtern über dem Vulkan, geschossen vom amerikanischen Reuters-Fotografen Lucas Jackson, findet man hier: www.spiegel.de - Feuerwerk über isländischem Vulkan
Und ein netter Bericht zur Entstehungsgeschichte dazu hier: Reuters - Luck is a funny thing
Nach dieser verpassten Chance packte ich trotzig meinen Rucksack zusammen und machte mich wieder auf den Weg in die Fljótshlið: ich hatte den Entschluss gefasst, den Berg Þórólfsfell wieder zu erklimmen und da so lange zu warten, bis ich zumindest einmal glühende Lava fotografiert hatte! Meine Güte hatte ich eine Laune an diesem Morgen - alles war blöd: der Vulkan an erster Stelle, das Wetter und die Wettervorhersage folgten dichtauf, und meine Hauptwut galt natürlich all jenen, die in der vergangenen Nacht die Fotos gemacht hatten, die ich mir im Schneetreiben und Nebel der vorherigen Nächte vor meinem inneren Auge ausgemalt hatte.
Die Wettervorhersage war wie immer unschlüssig, Bewölkung bis Schnee in der kommenden Nacht, Sturm und Sonne am kommenden Tag. Es stürmte schon ganz ordentlich, und der Wind hatte gedreht und trieb die Aschewolke genau in die Fljótshlið. Der Gletscher war durch den Aschefall fleckenweise gewittergrau gefärbt, der Himmel über mir war kakaobraun statt blau. Als ich endlich unten am Ende der Straße angekommen war, fiel jedoch keine Asche: der immer stärker zunehmende Wind schien ein wenig zu drehen. Ich überlegte, unten im Tal zu bleiben, beschloss dann aber, den Aufstieg zu wagen. Und so stand ich dann eine Stunde später wieder auf 500m Höhe und verbrachte des Rest des Tages damit, einen windgeschützten Ort mit Blick auf den Vulkan zu finden.
Ich verbrachte die Nacht an der Südseite des Berges im Windschatten einiger größerer Felsen. Wolken verschleierten den Vulkan, und der Wind war so laut, dass das Donnergrollen der Eruption kaum zu hören war. Teilweise wurden die Sturmböen so intensiv, dass ein Abstieg mit meinem großen Wanderrucksack ohnehin nicht in Frage gekommen wäre: ich würde die Nacht also wieder dort oben verbringen müssen, definitiv. Mir sollte es aber nur recht sein!
Die Nacht in Südisland ist Ende April nicht mehr lang: erst um 22:30 Uhr ist es so dunkel, dass man starkes Nordlicht erkennen könnte, der Himmel bleibt immer blau und man sieht nur die hellsten Sterne. Mitte der Nacht ist um genau 1:00 Uhr, und um kurz nach drei ist der Himmel dann wieder überall hellblau. Viel Zeit bleibt also nicht, um das rote Glühen der Lava sehen zu können. Um 23:20 Uhr war es soweit: durch die Wolkendecke hindurch sah ich ein pinkfarbenes Glühen, und ein paar Minuten später ein paar fliegende Lavabrocken!
Danach wurden die Wolkenlücken immer größer und häufiger und das Glühen immer stärker. Ich konnte es kaum glauben: ich sah zum ersten Mal einen Ausbruch bei Nacht! Aufgrund des Sturmes war niemand auf dieser Seite des Tales außer mir und der Bergrettung, die unten am Weg darauf aufpasste, dass niemand weiter gen Osten fuhr.
Die Eruptionen nahmen mal zu, mal ab. Mal wurde Asche ausgestoßen und leuchteten die Wolken grell orange, mal verlosch das Leuchten fast komplett und wurde die Wolke fast unsichtbar. Der Mond wanderte im Laufe der Nacht hinter den Bergen entlang und beleuchtete die Wolken und den Gletscher mehr und mehr von der Seite und von vorne - es war wunderbar!
Ich fotografierte eigentlich die ganze Nacht hindurch, die ganze Zeit in den Windschatten des kühlschrankgroßen Felsens gekauert, der aber eigentlich kein Windschatten war, sondern nur eine Zone mit weniger starken Windböen. Meine Kamera auf dem Stativ wurde nämlich trotzdem bei fast jedem Bild zum Wackeln gebracht, was dazu führte, dass die Lavaspuren auf den meisten Bildern aussehen, wie Drehkreisel, und die Sternspuren teilweise U-förmig sind - von furchtbar verwackelten Vordergründen mal ganz abgesehen. Aber ein paar einigermaßen scharfe Fotos sind dennoch entstanden!
Die Stunden jedenfalls vergingen wie im Fluge. Wolken verschleierten den Gipfel und gaben ihn wieder frei, der Mond verschwand mal hinter dunklen Aschewolken, mal schien er hell auf den weiß-grau gefleckten Gletscher.
Ich war so auf den Ausbruch konzentriert, dass ich der Umgebung so gut wie keine Aufmerksamkeit schenkte: bis ich bei der Kontrolle eines Bildes mich plötzlich darüber wunderte, dass der Gletscher grünlich schimmerte. Erst dann drehte ich mich um und sah zum nördlichen Himmel herüber, über dem starke Nordlichter tanzten! Ich war sprachlos! Die Nordlichter waren die stärksten, die ich in diesem Winter gesehen habe! Leuchtend grün waberten sie über den blauen Himmel, wurden teilweise gleißend weiß und violett. Ich machte nur ein Foto, dann genoss ich das Schauspiel ganz ohne Kamera, weil die bunten Farben nur in Gegenwindrichtung zu sehen waren und ich da im Sturm ohnehin keine guten Fotos zustande bekommen hätte.
Als die Aurora so stark wurde, bildete sich ein zweiter, schwächerer Nordlichtbogen weiter im Süden aus: nicht spektakulär, aber südlich genug, um in einer Weitwinkelaufnahme mit Vulkanausbruch und Mond verewigt zu werden. Man kann zwar leider nicht eindeutig erkennen, dass das rote Licht einem Vulkanausbruch entstammt (könnte ja theoretisch auch ein Gewächshaus auf einem Berg im Winter sein), aber das nachfolgende Bild stellt für mich nichts desto trotz die Krönung dieser Nacht dar. Ich habe nicht nur zum ersten Mal glühende Lava sehen und fotografieren können, sondern auch noch Aurora am selben Nachthimmel tanzen sehen - was für Kontraste! Gletschereis und glühender Fels, weißer Schnee und schwarze Asche, rote Lava, grüne Nordlichter und gelber Mond vor blauem Himmel - es war wirklich unglaublich, einfach nur unglaublich!
Diese Nacht entschädigt mich doppelt und dreifach für den Frust der vorherigen Nächte und das viele Frieren. Lange, lange werde ich diese Bilder mit mir herumtragen. Mir ging ein Traum in Erfüllung: was allerdings nicht heißt, dass ich nicht weiterhin Vulkane belagern werde. Momentan gönne ich mir aufgrund schlechten Wetters einen Ruhetag in Reykjavík und organisiere die kommenden Wochen. Bis Mitte Mai werde ich noch den Vulkan belagern können, dann habe ich mich beim Ferðafélag Íslands wieder drei Monate lang als Hüttenwart verpflichtet . Trotz schlechter Wetterprognosen werde ich mich vermutlich gegen Ende der Woche auf den Weg in die Þórsmörk machen und versuchen, den Vulkan von dort aus zu fotografieren. Es ist zwar offiziell weiterhin verboten, dorthin zu reisen (die Polizei droht mit Strafe), aber ich verfüge ja über die besten Kontakte (ein Hüttenwart wird mich reinschmuggeln) und begebe mich nicht in mehr Gefahr, als sonst auch auf meinen Solo-Rucksackwanderungen. Gut, sollte die Katla ausbrechen, dann ist die Þórsmörk gar kein guter Ort und wäre ohnehin alles zu spät - aber mit dem Denken dürfte ich auch in kein Auto steigen. Ein bisserl Risiko muss sein! Ansonsten hätte ich auch die hier gezeigten Bilder nicht machen können und diese unglaubliche Nacht nicht erlebt, die ich nie wieder vergessen werde! :-)
Dienstag, 27. April 2010
Montag, 26. April 2010
Naturgewalten
Ich denke, dass ihr durch die ganze Diskussion um den europäischen Luftverkehr wohl mitbekommen habt, dass der Vulkan nun viel weniger Asche ausstößt, als in der ersten Woche. Hier von Lágafell aus sehen wir manchmal bei ganz klarem Wetter ein rotes Leuchten über dem Gletscher: die Aktivität des Vulkans hat zwar etwas abgenommen, ist aber stabil. Ihr müsst euch das so vorstellen: in der ersten Woche hat die austretende Lava die 200m dicke Eisdecke direkt um die Ausbruchsstelle geschmolzen und kam deshalb immer in direkten Kontakt mit Wasser. Das bewirkte, dass die frische Lava sich in extrem starken Explosionen pulverisierte und als Asche ausgestoßen wurde - so zumindest habe ich als Laie das verstanden.
Nun ist die riesige Kraterkette (über 2km lang Durchmesser) weitestgehend eisfrei und kann die Lava sich als solches aufschichten: vermutlich füllt sich der Krater daher gerade mit Lava. Es entsteht viel weniger Asche, weshalb die Wolke mittlerweile wie eine 'normale' Gewitterwolke ausschaut und auch nicht mehr blitzt. Statt dessen kann man jetzt nachts Lavafontänen sehen, die mehrere hundert Meter hoch aus dem Krater hervorschießen und deren oberste Spitze vom Umland aus gesehen werden kann. Der Krater liegt ja genau auf der Spitze des Eyjafjallajökull auf 1600m Höhe, umrandet von einer 200m dicken Eisschicht. Die Höhe der Eruption, die Tiefe des Kraters und das umliegende Flachland machen es schwer, dem Ausbruch gute Fotos abzuringen!
Genau das versuche ich aber seit Tagen: ich will die Lava sehen, glühende, rotgelbe Lava! Nur wie? Bergrettung und Polizei versuchen noch immer, jegliche unnötige Fahrten ins direkte Umland des Berges zu unterbinden, was ja auch vernünftig ist, besonders um Lava-gierige, draufgängerische Fotografen wie mich an dummen Taten zu hindern. Und da ich weder über Geld noch über Fahrgelegenheiten verfüge, habe ich mir die östlichste Fljótshlið als Fotoziel auserkoren. Es ist das Tal, an das die Þórsmörk grenzt und durch das man fahren muss, wenn man mit dem Auto nach Emstrur und Álftavatn fahren will: also gegenüber der Straße, die in die Þórsmörk führt, auf der nördlichen Seite des Flusses Markarfljót. Bis gegenüber des Gigjökull lässt die Polizei mittlerweile wieder Verkehr fahren: die ganzen Medien waren dort in den letzten Tagen, um Bilder des Vulkans zu machen. Ich machte mir den Rummel zunutze und trampte von Hvolsvöllur aus dorthin, was wie immer kein Problem war.
Die Wettervorhersage für die erste Nacht war ganz in Ordnung gewesen: abends sollte es regnen, nachts dann aber aufklaren und am nächsten Morgen strahlender Sonnenschein sein. Statt dessen bekam ich aber eine Nacht voller Regen und einen Morgen voller Nebel, den ich im Zelt auf etwa 100m Höhe verbrachte - zum Glück war ich nicht weiter aufgestiegen. Um die Mittagszeit riss der Himmel über dem Gletscher tatsächlich auf und konnte ich die Aschewolke aus nächster Nähe beobachten. Was mich total verblüfft hat, war die Lautstärkte der Explosionen. Ihr kennt doch sicherlich das Grollen von weit entfernten Blitzen: wenn es sekundenlang dröhnt und bummert. Stellt euch das vor, vermischt mit Blitzeinschlägen im Garten des Nachbarn und dem Wasserfall Dettifoss im Garten des anderen Nachbarn - und periodisch fliegt dann noch ein Düsenjet im Tiefflug über besagte Gärten hinweg. Das, finde ich, beschreibt ziemlich gut die Töne des momentanen Ausbruchs!
Laut Karte war ich etwa 10km Luftlinie vom Krater des Vulkans entfernt, was mit meinen Schätzungen übereinstimmt. Man konnte die Explosionen nämlich 29 Sekunden vor dem Donnergrollen sehen: es jagten überdimensionale Schockwellen durch die Aschewolke. Es war ein irrer Anblick: wie als wenn jemand einen Kiesel in ein ganz ruhiges Gewässer werfen würde, so wanderten Ringe durch die Wolke - allerdings in Sekundenbruchteilen. Und wenn die Wolke nach solchen Schockwellen dann wie ein Atompilz in den Himmel aufstieg und der Donner mal wieder wie ein Gewitter mein Zwerchfell beben ließ und das Fenster der Hütte hörbar zum Beben brachte, neben der ich mich sonnte, dann wurde mir ganz anders. Ich weiß nicht, ob man ausrechnen oder abschätzen kann, welche Kräfte dieser Berg freisetzt - aber es würde mich nicht wundern, wenn es mit einer oder mehreren Atombomben zu vergleichen wäre. Man fühlt sich so winzig klein und hilflos angesichts dieser sicht-, hör- und spürbaren Gewalten. Und wenn man dann noch Hubschrauber fast in die Aschewolken hineinfliegen sieht und man einen Größenvergleich erhält, dann hofft man wirklich nur, dass der Berg wieder schön friedlich einschlafen wird und keine Katastrophe heraufbeschwört.
Mit einem allgegenwärtig beklommenen Gefühl im Bauch bestieg ich am Abend dann den 574m hohen Berg Þórólfsfell, in der Hoffnung, nun endlich glühende Lava oder zumindest rot angeleuchtete Wolken sehen zu können. Doch statt freier Sicht auf den Krater bekam ich tiefliegende Wolken und Schneegestöber geliefert: die ganze, kurze Nacht über. Ich harrte nahe des Gipfels im Windschatten eines Felsens aus, eingemummelt in meine Winterkleidung und meinen Schlafsack auf meiner Isomatte liegend - und sah nichts außer Wolken. Das Bummern und Grollen des Vulkans wurde immer unheimlicher, je weniger man sah. Besonders wenn es sich so anhörte, als würde direkt neben mir ein Blitz einschlagen (was nicht der Fall war), war ich teilweise drauf und dran, Hals über Kopf davonzurennen. Schon allein deshalb war an Schlaf in dieser Nacht nicht zu denken!
Am nächsten Morgen stieg ich verfroren wieder ins Tal hinab und überlegte einen Augenblick lang, ob ich es noch eine Nacht am Berg aushalten sollte. Ich rief die Wettervorhersage an, und diese prophezeite Regen für den Nachmittag - also stellte ich mich an die Schotterstraße und hoffte, dass so früh am Morgen bald jemand kommen würde. Und natürlich hatte ich wieder riesiges Glück: die Polizei fuhr Streife und sah im Vulkangebiet nach dem Rechten. Die beiden Beamten im weiß-blau-roten Streifenwagen hielten doch tatsächlich an, als ich meinen Daumen raushielt! Auf die Frage, ob ich mit nach Hvolsvöllur kommen könnte, tauschten die beiden Herren einen kurzen Blick (ich gehe einmal stark davon aus, dass es verboten ist, Zivilisten mit auf Streife zu nehmen) und luden mich dann kurzerhand ein. Als sie erfuhren, dass ich nach Lágafell wollte, sagten sie, sie würden mich da vorbeifahren - sie seien jetzt eh unterwegs, da wäre es egal, wohin sie fahren würden. Und so fuhr ich also mit dem Polizeiauto auf meiner alten Farm ein: Sæunn stand nur kopfschüttelnd am Fenster und sagte nichts. Sie haben mich schon mit der Bergrettung, einem Zementwagen und dem Milchmann die Hofeinfahrt hereinkommen sehen - da war die Polizei auch nichts Ungewöhnliches mehr! ;-)
Vom Þórólfsfell hat man eine hervoragende Sicht auf die Gletscherzunge Gígjökull, an der das geschmolzene Gletscherwasser austritt. Wer schon einmal in der Þórsmörk war, der erinnert sich vielleicht an die kleine Gletscherlagune unterhalb dieser Gletscherzunge.
Der See ist jetzt weggeschwemmt, genau wie die daran grenzende Brücke, die Straße und 20-30% des Eyjafjallajökull. Flutgefahr herrscht mittlerweile keine mehr: das Wasser fließt gut ab und staut sich nirgendwo.
Mittlerweile wissen die Geowissenschaftler, dass die austretende Lava in Richtung dieser Gletscherzunge unterwegs ist: wenn der Ausbruch noch ein paar Wochen anhalten sollte, wird sie hier zum Vorschein kommen! Das wäre natürlich ziemlich klasse für Fotos, aber auf der anderen Seite steht jetzt schon nicht fest, ob die Þórsmörk diesen Sommer mit Autos zu erreichen sein wird! Der Weg ins Tal ist auf großen Teilen weggeschwemmt und der neue Fluss unpassierbar geworden. Angeblich liegen dort jetzt drei Meter Ascheschlamm - da kommt so schnell kein Auto durch! Es könnte also gut sein, dass die Wanderer des Laugavegur-Wanderweges dieses Jahr ihre Wanderung nicht in der Þórsmörk beenden, sondern bei Emstrur, und von dort aus dann der Straße folgen und da herauskommen, wo ich in den letzten Tagen vergeblich auf Lava-Fotos wartete. Ich bin wirklich gespannt, wie sich die Situation in den nächsten Wochen entwickeln wird!
Nun ist die riesige Kraterkette (über 2km lang Durchmesser) weitestgehend eisfrei und kann die Lava sich als solches aufschichten: vermutlich füllt sich der Krater daher gerade mit Lava. Es entsteht viel weniger Asche, weshalb die Wolke mittlerweile wie eine 'normale' Gewitterwolke ausschaut und auch nicht mehr blitzt. Statt dessen kann man jetzt nachts Lavafontänen sehen, die mehrere hundert Meter hoch aus dem Krater hervorschießen und deren oberste Spitze vom Umland aus gesehen werden kann. Der Krater liegt ja genau auf der Spitze des Eyjafjallajökull auf 1600m Höhe, umrandet von einer 200m dicken Eisschicht. Die Höhe der Eruption, die Tiefe des Kraters und das umliegende Flachland machen es schwer, dem Ausbruch gute Fotos abzuringen!
Genau das versuche ich aber seit Tagen: ich will die Lava sehen, glühende, rotgelbe Lava! Nur wie? Bergrettung und Polizei versuchen noch immer, jegliche unnötige Fahrten ins direkte Umland des Berges zu unterbinden, was ja auch vernünftig ist, besonders um Lava-gierige, draufgängerische Fotografen wie mich an dummen Taten zu hindern. Und da ich weder über Geld noch über Fahrgelegenheiten verfüge, habe ich mir die östlichste Fljótshlið als Fotoziel auserkoren. Es ist das Tal, an das die Þórsmörk grenzt und durch das man fahren muss, wenn man mit dem Auto nach Emstrur und Álftavatn fahren will: also gegenüber der Straße, die in die Þórsmörk führt, auf der nördlichen Seite des Flusses Markarfljót. Bis gegenüber des Gigjökull lässt die Polizei mittlerweile wieder Verkehr fahren: die ganzen Medien waren dort in den letzten Tagen, um Bilder des Vulkans zu machen. Ich machte mir den Rummel zunutze und trampte von Hvolsvöllur aus dorthin, was wie immer kein Problem war.
Die Wettervorhersage für die erste Nacht war ganz in Ordnung gewesen: abends sollte es regnen, nachts dann aber aufklaren und am nächsten Morgen strahlender Sonnenschein sein. Statt dessen bekam ich aber eine Nacht voller Regen und einen Morgen voller Nebel, den ich im Zelt auf etwa 100m Höhe verbrachte - zum Glück war ich nicht weiter aufgestiegen. Um die Mittagszeit riss der Himmel über dem Gletscher tatsächlich auf und konnte ich die Aschewolke aus nächster Nähe beobachten. Was mich total verblüfft hat, war die Lautstärkte der Explosionen. Ihr kennt doch sicherlich das Grollen von weit entfernten Blitzen: wenn es sekundenlang dröhnt und bummert. Stellt euch das vor, vermischt mit Blitzeinschlägen im Garten des Nachbarn und dem Wasserfall Dettifoss im Garten des anderen Nachbarn - und periodisch fliegt dann noch ein Düsenjet im Tiefflug über besagte Gärten hinweg. Das, finde ich, beschreibt ziemlich gut die Töne des momentanen Ausbruchs!
Laut Karte war ich etwa 10km Luftlinie vom Krater des Vulkans entfernt, was mit meinen Schätzungen übereinstimmt. Man konnte die Explosionen nämlich 29 Sekunden vor dem Donnergrollen sehen: es jagten überdimensionale Schockwellen durch die Aschewolke. Es war ein irrer Anblick: wie als wenn jemand einen Kiesel in ein ganz ruhiges Gewässer werfen würde, so wanderten Ringe durch die Wolke - allerdings in Sekundenbruchteilen. Und wenn die Wolke nach solchen Schockwellen dann wie ein Atompilz in den Himmel aufstieg und der Donner mal wieder wie ein Gewitter mein Zwerchfell beben ließ und das Fenster der Hütte hörbar zum Beben brachte, neben der ich mich sonnte, dann wurde mir ganz anders. Ich weiß nicht, ob man ausrechnen oder abschätzen kann, welche Kräfte dieser Berg freisetzt - aber es würde mich nicht wundern, wenn es mit einer oder mehreren Atombomben zu vergleichen wäre. Man fühlt sich so winzig klein und hilflos angesichts dieser sicht-, hör- und spürbaren Gewalten. Und wenn man dann noch Hubschrauber fast in die Aschewolken hineinfliegen sieht und man einen Größenvergleich erhält, dann hofft man wirklich nur, dass der Berg wieder schön friedlich einschlafen wird und keine Katastrophe heraufbeschwört.
Das ist die Ausbruchsstelle. Seht ihr die Lavabrocken in der Luft?
Es war der mächstigste Auswurf, dem ich Zeuge werden durfte
Es war der mächstigste Auswurf, dem ich Zeuge werden durfte
Und hier ein Ausschnitt des Bildes zuvor: der größte der Brocken ist ein Hubschrauber!
Da bekommt man einmal ein Gefühl für die Größenverhältnisse...
Da bekommt man einmal ein Gefühl für die Größenverhältnisse...
Mit einem allgegenwärtig beklommenen Gefühl im Bauch bestieg ich am Abend dann den 574m hohen Berg Þórólfsfell, in der Hoffnung, nun endlich glühende Lava oder zumindest rot angeleuchtete Wolken sehen zu können. Doch statt freier Sicht auf den Krater bekam ich tiefliegende Wolken und Schneegestöber geliefert: die ganze, kurze Nacht über. Ich harrte nahe des Gipfels im Windschatten eines Felsens aus, eingemummelt in meine Winterkleidung und meinen Schlafsack auf meiner Isomatte liegend - und sah nichts außer Wolken. Das Bummern und Grollen des Vulkans wurde immer unheimlicher, je weniger man sah. Besonders wenn es sich so anhörte, als würde direkt neben mir ein Blitz einschlagen (was nicht der Fall war), war ich teilweise drauf und dran, Hals über Kopf davonzurennen. Schon allein deshalb war an Schlaf in dieser Nacht nicht zu denken!
Am nächsten Morgen stieg ich verfroren wieder ins Tal hinab und überlegte einen Augenblick lang, ob ich es noch eine Nacht am Berg aushalten sollte. Ich rief die Wettervorhersage an, und diese prophezeite Regen für den Nachmittag - also stellte ich mich an die Schotterstraße und hoffte, dass so früh am Morgen bald jemand kommen würde. Und natürlich hatte ich wieder riesiges Glück: die Polizei fuhr Streife und sah im Vulkangebiet nach dem Rechten. Die beiden Beamten im weiß-blau-roten Streifenwagen hielten doch tatsächlich an, als ich meinen Daumen raushielt! Auf die Frage, ob ich mit nach Hvolsvöllur kommen könnte, tauschten die beiden Herren einen kurzen Blick (ich gehe einmal stark davon aus, dass es verboten ist, Zivilisten mit auf Streife zu nehmen) und luden mich dann kurzerhand ein. Als sie erfuhren, dass ich nach Lágafell wollte, sagten sie, sie würden mich da vorbeifahren - sie seien jetzt eh unterwegs, da wäre es egal, wohin sie fahren würden. Und so fuhr ich also mit dem Polizeiauto auf meiner alten Farm ein: Sæunn stand nur kopfschüttelnd am Fenster und sagte nichts. Sie haben mich schon mit der Bergrettung, einem Zementwagen und dem Milchmann die Hofeinfahrt hereinkommen sehen - da war die Polizei auch nichts Ungewöhnliches mehr! ;-)
Vom Þórólfsfell hat man eine hervoragende Sicht auf die Gletscherzunge Gígjökull, an der das geschmolzene Gletscherwasser austritt. Wer schon einmal in der Þórsmörk war, der erinnert sich vielleicht an die kleine Gletscherlagune unterhalb dieser Gletscherzunge.
Der See ist jetzt weggeschwemmt, genau wie die daran grenzende Brücke, die Straße und 20-30% des Eyjafjallajökull. Flutgefahr herrscht mittlerweile keine mehr: das Wasser fließt gut ab und staut sich nirgendwo.
Hier ein Bild von 2005, aus dem Flugzeug ausgenommen und um etwa 45° versetzt zum
obrigen Bild. Da damals im Sommer noch viel weniger Schnee auf den Bergen lag,
ist es besonders schwer, die Stelle wiederzuerkennen.
Immerhin kann man hier sehen, wie winzig der Bach war, der vor dem Ausbruch
vom Gletscher wegführte - zumindest verglichen mit dem jetztigen Strom!
obrigen Bild. Da damals im Sommer noch viel weniger Schnee auf den Bergen lag,
ist es besonders schwer, die Stelle wiederzuerkennen.
Immerhin kann man hier sehen, wie winzig der Bach war, der vor dem Ausbruch
vom Gletscher wegführte - zumindest verglichen mit dem jetztigen Strom!
Mittlerweile wissen die Geowissenschaftler, dass die austretende Lava in Richtung dieser Gletscherzunge unterwegs ist: wenn der Ausbruch noch ein paar Wochen anhalten sollte, wird sie hier zum Vorschein kommen! Das wäre natürlich ziemlich klasse für Fotos, aber auf der anderen Seite steht jetzt schon nicht fest, ob die Þórsmörk diesen Sommer mit Autos zu erreichen sein wird! Der Weg ins Tal ist auf großen Teilen weggeschwemmt und der neue Fluss unpassierbar geworden. Angeblich liegen dort jetzt drei Meter Ascheschlamm - da kommt so schnell kein Auto durch! Es könnte also gut sein, dass die Wanderer des Laugavegur-Wanderweges dieses Jahr ihre Wanderung nicht in der Þórsmörk beenden, sondern bei Emstrur, und von dort aus dann der Straße folgen und da herauskommen, wo ich in den letzten Tagen vergeblich auf Lava-Fotos wartete. Ich bin wirklich gespannt, wie sich die Situation in den nächsten Wochen entwickeln wird!
Dienstag, 20. April 2010
Im Ascheregen
Heute, am 20.04.2010, ist der neue Ausbruch des Eyjafjallajökull nun schon sieben Tage alt. Die Aschewolke ist seit gestern Nacht nur ein Schatten ihrer selbst: der Vulkan hat so viel Eis geschmolzen, dass die Lava nicht mehr auf Wasser trifft und daher nicht mehr explodiert. Statt als Asche in die Luft geschleudert zu werden, schichtet sie sich unter dem Eis auf und wächst in die Höhe. Für uns, die das aus der Ferne sehen, macht sich das eigentlich nur durch eine viel dünnere Aschewolke bemerkbar und dadurch, dass man nun ab und an Nachts ein paar glühende Brocken aus dem Gletscher fliegen sieht. Die folgenden Bilder sind wieder "out of the box": nicht bearbeitet, genau so, wie sie die Kamera aufgenommen hat, nur grob verkleinert.
Noch immer ist das umliegende Land großräumig abgesperrt. Bergrettung und Polizei kontrollieren jeden, der unterwegs ist, und spätestens ab dem Seljalandsfoss kommt man nur dann weiter, wenn man in der Gegend wohnt oder Presse ist - oder Milchauto fährt. Denn dort unten leben ja Bauern, die ihre Tiere melken und die Milch loswerden müssen, Vulkanausbruch hin oder her.
Dies wissend, habe ich am Samstag den Fahrer unseres Milchautos gefragt, ob er a) in Richtung Vulkans fährt und ich b) mitkommen kann. Er sagte bei beidem Ja! Folglich fuhr ich gestern mit dem Schulbus nach Hvolsvöllur und stieg da in den aus Selfoss kommenden Milchwagen von Þórir, der mich fröhlich empfing.
Es war ein sonniger Morgen, allerdings sehr stürmisch. Windböen konzentrierten die Aschewolke auf einen relativ schmalen Bereich bei Skógar: etwa 5km nach dem Seljalandsfoss tauchten wir ein in eine Wand aus grau-brauner Asche. Unmittelbar bevor wir hineinfuhren herrschte Weltuntergangsstimmung: hinter uns strahlender Sonnenschein, vor uns totale Dunkelheit. Es war gespenstisch!
Die ersten Minuten schien es, als wären wir in braunen Nebel eingetaucht, der immer dichter wurde. An Aussteigen war nicht zu denken, da Þórir Mühe hatte, den Wagen im Sturm auf der Straße zu halten. Die Sicht wurde immer geringer, es wurde immer dunkler: so dunkel, wie in einer verregneten Nacht. Eine sehr kurze Zeit lang sahen wir maximal die nächsten Reflektor-Pfosten und Ascheböen, die der Wind im Licht der Scheinwerfer über die Strasse jagte. Es war 10:09 Uhr Vormittags.
Dann wurde es wieder heller und konnte man ab und an Himmel und Sonne erahnen. Es war trüb, als würde brauner Zement in der Luft hängen, und der Aufenthalt draussen war furchtbar unangenehm. Feinste Aschepartikel waren überall: juckten in den Augen, knirschten auf den Zähnen, lagen als unterschiedlich dicke Schicht wirklich überall, drinnen wie draußen.
Die Bauern waren mit ihren Nerven am Ende. Eine Bäuerin sagte mit Tränen in den Augen, dass sie nur durchhalten würden, weil sie keine andere Wahl hätten: der Optimismus, den alle an den Tag legen, sei nur eine Maske. Längst haben alle Anwohner ihre Kinder nach Hvolsvöllur evakuiert und waren eigentlich nur die Menschen Zuhause, die Tiere zu versorgen hatten. Die Angst über die ungewisse Zukunft war ihnen allen anzumerken: wie lange hält der Ascheregen an? Wie lange dauert es, bis die Tiere wieder weiden können und das mit Fluor vergiftete Gras sprießt bzw. essbar ist? Wird diesen Sommer überhaupt etwas unter der bis zu 12cm dicken Ascheschicht wachsen können, die durch Regen hart wie Beton wird und alles unter sich erstickt?
Bei Seljavellir sah alles als, wie zubetoniert: die Felder, Wege, Gärten, alles war mit einer dicken Schicht grau-brauner Asche überzogen, die durch den Regen des Vortages steinhart war.
Den ganzen Tag fuhren wir so durch die sturmgepeitschte zementgraue Landschaft zwischen Seljalandsfoss und Skógafoss und holten die Milch von 17 Bauernhöfen. Den Vulkanausbruch selber hörte man nicht, nur ab und an sah man durch eine Wolkenlücke die Rauchsäule aufsteigen. Die Sicht war sehr unterschiedlich: mal sah man ein paar Kilometer weit, mal nur ein paar hundert bis dutzend Meter. So dunkel wie auf der Hinfahrt wurde es aber nie wieder!
Die Asche roch übrigens genau wie Zement: leicht modrig, staubig, aber eigentlich geruchlos. Nur einen kurzen Moment lang roch ich Schwefel.
Als wir am Nachmittag die Heimreise antraten, waren wir beide froh, dem ewigen Grau zu entkommen. Diese feine Asche war wirklich überall: ich freute mich eigentlich nur noch auf eine Dusche. Verdammt, was tun mir die Leute leid, die seit Tagen mit diesem Staub leben müssen und um ihre Zukunft bangen! So sehr ich mir wünsche, glühende Lava fotografieren zu können, so sehr hoffe ich, dass der Ascheregen bald aufhören wird. Der Flugverkehr in Europa ist mir ziemlich wurscht (ich finde es super, dass ein doch so kleiner Vulkan halb Europa lahmlegt!) - aber die Menschen dort unten leiden unglaublich unter der Asche und der Ungewissheit über die Zukunft ihrer Höfe. Die gestrige Fahrt mit dem Milchauto hat sich mir wirklich ins Gedächtnis gebrannt!
Noch immer ist das umliegende Land großräumig abgesperrt. Bergrettung und Polizei kontrollieren jeden, der unterwegs ist, und spätestens ab dem Seljalandsfoss kommt man nur dann weiter, wenn man in der Gegend wohnt oder Presse ist - oder Milchauto fährt. Denn dort unten leben ja Bauern, die ihre Tiere melken und die Milch loswerden müssen, Vulkanausbruch hin oder her.
Dies wissend, habe ich am Samstag den Fahrer unseres Milchautos gefragt, ob er a) in Richtung Vulkans fährt und ich b) mitkommen kann. Er sagte bei beidem Ja! Folglich fuhr ich gestern mit dem Schulbus nach Hvolsvöllur und stieg da in den aus Selfoss kommenden Milchwagen von Þórir, der mich fröhlich empfing.
Es war ein sonniger Morgen, allerdings sehr stürmisch. Windböen konzentrierten die Aschewolke auf einen relativ schmalen Bereich bei Skógar: etwa 5km nach dem Seljalandsfoss tauchten wir ein in eine Wand aus grau-brauner Asche. Unmittelbar bevor wir hineinfuhren herrschte Weltuntergangsstimmung: hinter uns strahlender Sonnenschein, vor uns totale Dunkelheit. Es war gespenstisch!
Die ersten Minuten schien es, als wären wir in braunen Nebel eingetaucht, der immer dichter wurde. An Aussteigen war nicht zu denken, da Þórir Mühe hatte, den Wagen im Sturm auf der Straße zu halten. Die Sicht wurde immer geringer, es wurde immer dunkler: so dunkel, wie in einer verregneten Nacht. Eine sehr kurze Zeit lang sahen wir maximal die nächsten Reflektor-Pfosten und Ascheböen, die der Wind im Licht der Scheinwerfer über die Strasse jagte. Es war 10:09 Uhr Vormittags.
Dann wurde es wieder heller und konnte man ab und an Himmel und Sonne erahnen. Es war trüb, als würde brauner Zement in der Luft hängen, und der Aufenthalt draussen war furchtbar unangenehm. Feinste Aschepartikel waren überall: juckten in den Augen, knirschten auf den Zähnen, lagen als unterschiedlich dicke Schicht wirklich überall, drinnen wie draußen.
Die Bauern waren mit ihren Nerven am Ende. Eine Bäuerin sagte mit Tränen in den Augen, dass sie nur durchhalten würden, weil sie keine andere Wahl hätten: der Optimismus, den alle an den Tag legen, sei nur eine Maske. Längst haben alle Anwohner ihre Kinder nach Hvolsvöllur evakuiert und waren eigentlich nur die Menschen Zuhause, die Tiere zu versorgen hatten. Die Angst über die ungewisse Zukunft war ihnen allen anzumerken: wie lange hält der Ascheregen an? Wie lange dauert es, bis die Tiere wieder weiden können und das mit Fluor vergiftete Gras sprießt bzw. essbar ist? Wird diesen Sommer überhaupt etwas unter der bis zu 12cm dicken Ascheschicht wachsen können, die durch Regen hart wie Beton wird und alles unter sich erstickt?
Bei Seljavellir sah alles als, wie zubetoniert: die Felder, Wege, Gärten, alles war mit einer dicken Schicht grau-brauner Asche überzogen, die durch den Regen des Vortages steinhart war.
Den ganzen Tag fuhren wir so durch die sturmgepeitschte zementgraue Landschaft zwischen Seljalandsfoss und Skógafoss und holten die Milch von 17 Bauernhöfen. Den Vulkanausbruch selber hörte man nicht, nur ab und an sah man durch eine Wolkenlücke die Rauchsäule aufsteigen. Die Sicht war sehr unterschiedlich: mal sah man ein paar Kilometer weit, mal nur ein paar hundert bis dutzend Meter. So dunkel wie auf der Hinfahrt wurde es aber nie wieder!
Die Asche roch übrigens genau wie Zement: leicht modrig, staubig, aber eigentlich geruchlos. Nur einen kurzen Moment lang roch ich Schwefel.
Als wir am Nachmittag die Heimreise antraten, waren wir beide froh, dem ewigen Grau zu entkommen. Diese feine Asche war wirklich überall: ich freute mich eigentlich nur noch auf eine Dusche. Verdammt, was tun mir die Leute leid, die seit Tagen mit diesem Staub leben müssen und um ihre Zukunft bangen! So sehr ich mir wünsche, glühende Lava fotografieren zu können, so sehr hoffe ich, dass der Ascheregen bald aufhören wird. Der Flugverkehr in Europa ist mir ziemlich wurscht (ich finde es super, dass ein doch so kleiner Vulkan halb Europa lahmlegt!) - aber die Menschen dort unten leiden unglaublich unter der Asche und der Ungewissheit über die Zukunft ihrer Höfe. Die gestrige Fahrt mit dem Milchauto hat sich mir wirklich ins Gedächtnis gebrannt!
Samstag, 17. April 2010
Vulkanausbruch - erste Eindrücke
Ich befinde mich mittlerweile auf meiner alten Farm Lágafell, mitten in der Sperrzone wo ich eigentlich nicht sein duerfte, 25km Luftlinie vom Vulkan entfernt. Dieser spuckt gigantische Mengen von Asche kilometerhoch in den Himmel - der Anblick ist unglaublich! Zum Glück blieben wir hier bisher vom Ascheregen verschont. Nachdem es in Südisland über eine Woche lang nur regnete, gaben die Wolken gestern zum ersten Mal den Blick auf den Gletschervulkan frei. Und was für ein Anblick das ist!
Der Vulkan ist sehr unterschiedlich aktiv: mal erhebt sich nur eine dünne Wolke in den Himmel, mal verschwindet der ganze Horizont in solch dunkelgrauen Wolken, dass man meint, das Ende der Welt stände bevor. Heute herrscht außerdem ein solcher Sturm, dass sich keine Wolke am Himmel hält außer die Aschewolke, welche sich bis zum Horizont ersteckt und wie eine schwarze Wand vor uns aufragt. Ein unglaubliches Erlebnis! Ein paar erste Bilder will ich euch hier zeigen, unbearbeitet, da ich meinen Computer in Rvk gelassen habe. Ich wollte ja eigentlich wandern und fotografieren, aber es herrscht totaler Reisestopp: ab Hvolsvöllur ist der Weg nach Osten nur noch für Anwohner und Hilfskräfte zugelassen. Ich hatte Glück, dass Halldór und Sæunn mich zum Helfen einluden, ansonsten hätte ich es nicht einmal bis hierhin geschafft... Und eigentlich ist es mir auch ziemlich recht, mich erst einmal aus der Ferne mit diesem Vulkan vertraut zu machen - laut Vulkanologen kann der Eyjafjallajökull nämlich wochen- bis monatelang Asche speien. Mal schauen was wohl werden wird!
So, nun die Bilder.
Bis auf bald!
Der Vulkan ist sehr unterschiedlich aktiv: mal erhebt sich nur eine dünne Wolke in den Himmel, mal verschwindet der ganze Horizont in solch dunkelgrauen Wolken, dass man meint, das Ende der Welt stände bevor. Heute herrscht außerdem ein solcher Sturm, dass sich keine Wolke am Himmel hält außer die Aschewolke, welche sich bis zum Horizont ersteckt und wie eine schwarze Wand vor uns aufragt. Ein unglaubliches Erlebnis! Ein paar erste Bilder will ich euch hier zeigen, unbearbeitet, da ich meinen Computer in Rvk gelassen habe. Ich wollte ja eigentlich wandern und fotografieren, aber es herrscht totaler Reisestopp: ab Hvolsvöllur ist der Weg nach Osten nur noch für Anwohner und Hilfskräfte zugelassen. Ich hatte Glück, dass Halldór und Sæunn mich zum Helfen einluden, ansonsten hätte ich es nicht einmal bis hierhin geschafft... Und eigentlich ist es mir auch ziemlich recht, mich erst einmal aus der Ferne mit diesem Vulkan vertraut zu machen - laut Vulkanologen kann der Eyjafjallajökull nämlich wochen- bis monatelang Asche speien. Mal schauen was wohl werden wird!
So, nun die Bilder.
Bis auf bald!
Mittwoch, 14. April 2010
Eyjafjallajökull
Als ich vor vier Tagen definitiv wusste, dass der Vulkanausbruch auf dem Fimmvörðuháls zum Erliegen gekommen ist, da war ich unglaublich geknickt. Ein kleiner Funke Hoffnung war zwar da, dass der Ausbruch irgendwie wieder aufkeimen würde, aber irgendwie schien das total unwahrscheinlich. Seit meinem letzten Blogeintrag herrschte so gut wie keine Erdbebenaktivität mehr und sogar die Vulkanologen erklärten den Ausbruch für beendet. Das war gestern - der Tag, an dem ich nach Oslo reiste. Dort schlug ich dann bei frühlingshaften 10°C mein Zelt direkt an der Flughafenmauer in einer kleinen Baumansammlung auf und schlief sehr früh ein - ich war einfach geschafft vom Stress der vergangenen Tage, wo mich meine eigene Vulkan-Vorfreude und die dann so herbe Enttäuschung nur sehr schlecht schlafen gelassen hatte.
Mitten in der Nacht geschah etwas, dass ich so noch niemals erlebt hatte. Ich wachte auf, schrak regelrecht aus dem Schlaf empor, und das erste, was mir durch den Kopf ging, war: auf Island ist ein Vulkan ausgebrochen. Das war kein Wunsch, es war Wissen: ich wusste, dass es einen erneuten Ausbruch gegeben hatte, und ich wusste es mit einer solchen Sicherheit, dass ich den Rest der Nacht wachlag und mich freute, wie ein kleines Kind vor Weihnachten. Viel zu früh stand ich auf, packte meine Sachen, checkte mich zum Flug nach Island ein und suchte mir dann einen Internetzugang. Mein erster Blick galt der Hauptnachrichtenseite Islands, und dort war zu lesen: "Erdbebenserie unter dem Eyjafjallajökull: Katastrophenschutz und Vulkanologen starten zum Erkundungsflug mit dem Helikopter, um weiteres herauszufinden".
Kurz vor dem Abflug war es amtlich: die vulkanische Aktivität war erneut aufgeflammt, allerdings nicht mehr zwischen den beiden Gletschern, sondern direkt unter dem kleineren Gletscher Eyjafjallajökull.
Als wir dann um 10:15 Uhr Ortszeit an Südisland vorbeiflogen, kündigte auch der Pilot den Vulkanausbruch an und wies auf die Wolke hin, die vom bewölkten Gletscher ausstieg. Und so gelang mir mein erstes Vulkanfoto, noch bevor ich einen Fuß auf isländischen Boden gesetzt hatte: eine fast rein weiße Wolke, kaum aus Asche bestehend, da der Vulkan sich zu dem Zeitpunkt erst noch durch den Gletscher schmelzen musste und dabei sehr viel Wasserdampf produzierte.
Während der Fahrt mit dem Flybus nach Reykjavík wurde in den 12 Uhr Nachrichten von nichts anderem berichtet. Der Ausbruch war um vieles stärker als der zuvorige: die Vulkanspalte wurde auf 2km gemessen. Die Anwohner der gesamten Gegend waren evakuiert weil man mit einer Flutwelle rechnete, die tatsächlich eintraf: das vom Vulkan geschmolzene Gletschereis ergoss sich in zwei Sturzfluten an zwei verschiedenen Stellen des Gletschers. Der Fluss Markarfljót stieg viel stärker an, als alle es erwartet hatten: die Schutzdämme leiteten das Wasser zwar den Gletscherfluss hinunter und verschonte so Häuser und Gehöfte, die Ringstraße jedoch wurde zerstört. Ein Baggerfahrer hatte geistesgegenwärtig die Ringstraße aufgerissen, damit das Wasser sich über eine größere Fläche verteilen konnte und die wichtigste Brücke der Gegend intakt blieb.
Gleichzeitig wurde ein totaler Reisebann verhängt: Straßen wurden abgesperrt und Flugverkehr verboten. Ich glaube ich saß im letzten Flug, der noch in Island landete und der die Vulkanwolke sah: nun kommt man nicht an den Vulkan heran, nicht einmal nach Hvolsvöllur werden Autos gelassen. Ich werde trotzdem versuchen, mich morgen nach Lágafell durchzuschlagen und mich dort als Farmhelfer einzuschmuggeln! Und sobald die Straße wieder befahrbar ist, was vermutlich erst am oder nach dem Wochenende der Fall sein wird, werde ich versuchen, so nah wie möglich an den Ausbruch heranzukommen. Es ist eine schwierige Stelle, ringsherum vom Gletscher umschlossen - so fotogen wie der letzte Ausbruch ist diese Naturgewalt auf keinen Fall. Aber ganz klar: besser, solch ein Ausbruch, als keiner!
:-)
Vulkanische Grüße aus Island!
Kerstin
Mitten in der Nacht geschah etwas, dass ich so noch niemals erlebt hatte. Ich wachte auf, schrak regelrecht aus dem Schlaf empor, und das erste, was mir durch den Kopf ging, war: auf Island ist ein Vulkan ausgebrochen. Das war kein Wunsch, es war Wissen: ich wusste, dass es einen erneuten Ausbruch gegeben hatte, und ich wusste es mit einer solchen Sicherheit, dass ich den Rest der Nacht wachlag und mich freute, wie ein kleines Kind vor Weihnachten. Viel zu früh stand ich auf, packte meine Sachen, checkte mich zum Flug nach Island ein und suchte mir dann einen Internetzugang. Mein erster Blick galt der Hauptnachrichtenseite Islands, und dort war zu lesen: "Erdbebenserie unter dem Eyjafjallajökull: Katastrophenschutz und Vulkanologen starten zum Erkundungsflug mit dem Helikopter, um weiteres herauszufinden".
Kurz vor dem Abflug war es amtlich: die vulkanische Aktivität war erneut aufgeflammt, allerdings nicht mehr zwischen den beiden Gletschern, sondern direkt unter dem kleineren Gletscher Eyjafjallajökull.
Als wir dann um 10:15 Uhr Ortszeit an Südisland vorbeiflogen, kündigte auch der Pilot den Vulkanausbruch an und wies auf die Wolke hin, die vom bewölkten Gletscher ausstieg. Und so gelang mir mein erstes Vulkanfoto, noch bevor ich einen Fuß auf isländischen Boden gesetzt hatte: eine fast rein weiße Wolke, kaum aus Asche bestehend, da der Vulkan sich zu dem Zeitpunkt erst noch durch den Gletscher schmelzen musste und dabei sehr viel Wasserdampf produzierte.
Während der Fahrt mit dem Flybus nach Reykjavík wurde in den 12 Uhr Nachrichten von nichts anderem berichtet. Der Ausbruch war um vieles stärker als der zuvorige: die Vulkanspalte wurde auf 2km gemessen. Die Anwohner der gesamten Gegend waren evakuiert weil man mit einer Flutwelle rechnete, die tatsächlich eintraf: das vom Vulkan geschmolzene Gletschereis ergoss sich in zwei Sturzfluten an zwei verschiedenen Stellen des Gletschers. Der Fluss Markarfljót stieg viel stärker an, als alle es erwartet hatten: die Schutzdämme leiteten das Wasser zwar den Gletscherfluss hinunter und verschonte so Häuser und Gehöfte, die Ringstraße jedoch wurde zerstört. Ein Baggerfahrer hatte geistesgegenwärtig die Ringstraße aufgerissen, damit das Wasser sich über eine größere Fläche verteilen konnte und die wichtigste Brücke der Gegend intakt blieb.
Gleichzeitig wurde ein totaler Reisebann verhängt: Straßen wurden abgesperrt und Flugverkehr verboten. Ich glaube ich saß im letzten Flug, der noch in Island landete und der die Vulkanwolke sah: nun kommt man nicht an den Vulkan heran, nicht einmal nach Hvolsvöllur werden Autos gelassen. Ich werde trotzdem versuchen, mich morgen nach Lágafell durchzuschlagen und mich dort als Farmhelfer einzuschmuggeln! Und sobald die Straße wieder befahrbar ist, was vermutlich erst am oder nach dem Wochenende der Fall sein wird, werde ich versuchen, so nah wie möglich an den Ausbruch heranzukommen. Es ist eine schwierige Stelle, ringsherum vom Gletscher umschlossen - so fotogen wie der letzte Ausbruch ist diese Naturgewalt auf keinen Fall. Aber ganz klar: besser, solch ein Ausbruch, als keiner!
:-)
Vulkanische Grüße aus Island!
Kerstin
Sonntag, 11. April 2010
Reiseplanänderung
Nach der Rückkehr vom Finnmarksløpet hatte ich zwei Nächte Zeit, um Schlaf nachzuholen, dann fuhr ich mit der Hurtigrute nach Tromsø, wo ich mich mit
Olaf Krüger zu einem neuntägigen Fotourlaub auf den Lofoten traf. Mit dieser Reise nahmen wir ein gemeinsames Projekt in Angriff: In den kommenden zwei Jahren wollen wir die "Inseln des Nordens" bereisen und eine Diashow gleichen Namens auf die Beine stellen. Beziehungsweise eine "Live-Reportage in Digitalprojektion" oder auch "Multivision", wie die digitalen Nachfolger der Diashows heutzutage heißen. Obwohl mir ja schleierhaft ist, wieso das nicht weiterhin Diashow heißen kann, da versteht man wenigstens, was gemeint ist!
Die Lofoten haben mich fotografisch sehr enttäuscht. Die Gegend ist, wie ganz Norwegen, so dicht besiedelt, dass man es als Wildnisfotograf wirklich nicht einfach hat. Auf den Inseln lag außerdem ein guter Meter Schnee, was Wanderungen extrem schwierig machte: wir mussten uns fast die ganze Zeit in unmittelbarer Nähe zu Straßen aufhalten und kamen nicht in landschaftlich reizvollere Gebiete hinein. Dennoch haben wir (bei ausnahmslos gutem Wetter) den Inseln ein paar gute Fotos abluchsen können - wobei ich mich natürlich, wie immer, fast ausschließlich auf Landschaften im interessanten Licht konzentriert habe. Sogar Nordlichter haben wir fotografieren können und sind so Fotos entstanden, die ich schon immer einmal machen wollte: der Vollmond hob jedes Detail und sogar die Farben der schneebedeckten Landschaft hervor und ließ den Himmel hellblau leuchten. Hier ein paar Impressionen der Reise.
Eigentlich hatte ich geplant, nach dem Urlaub noch bis Mitte Mai auf Parken Gård zu bleiben und danach nach Grönland zu reisen, um dort zusammen mit ein paar befreundeten Ornithologen ein paar Wochen lang Gänse zu zählen. Allerdings kam ein Ereignis dazwischen, das bis heute andauert: der Vulkanausbruch auf Island. Seitlich des Eyjafjallajökull hat sich auf dem Fimmvörðuhals eine Vulkanspalte geöffnet, aus der seit dem 21.März Lava fließt. Es ist die fotogenste Eruption, von der ich weiß: die Bilder, die in den letzten Wochen im Internet zu sehen waren, sind einfach nur unglaublich. Dass ich währenddessen in Norwegen bin, hat mich so gewurmt, dass ich all meine Zukunftspläne über den Haufen geschmissen habe: statt Grönland wird es diesen Sommer wieder Island werden.
Leider stehen die Vorzeichen sehr schlecht. Die Aktivität auf dem Fimmvörðuháls hat in den letzten Tagen deutlich nachgelassen: wenn sich da nicht noch etwas verändert, wird die Eruption sehr bald beendet sein. Aber wie heißt es so schön: die Hoffnung stirbt zuletzt! Der Flug ist nun gebucht, meine Zelte auf Parken abgebrochen: übermorgen, am 13. April, werde ich nach Oslo reisen und von da aus weiter nach Reykjavík fliegen. Und dann einmal sehen, was sich so ergibt! Bleibt der Vulkan aktiv, dann werde ich dort wohl mindestens zwei Wochen ausharren und auf den ein oder anderen Tag ohne Regen hoffen. Und wenn mir das Geld ausgeht, werde ich mir irgendwo Arbeit suchen, was in der Tourismusbranche kein Problem darstellen dürfte.
Auf jeden Fall bedeutet das, dass ich keine Ahnung habe, wann ich wieder Internetzugang haben werde. Es kann gut sein, dass ich innerhalb der nächsten drei Wochen wieder einen Blogeintrag schreibe und euch die ersten Vulkanbilder meines Lebens zeigen darf. Es kann auch sein, dass ich schwer enttäuscht werde, weil der Ausbruch in dem Moment aufhört, wenn ich mich ihm nähere: so geschehen ja im Jahr 2004. Aber mal nicht schwarz malen: vielleicht hält die Aktivität ja noch so lange an, bis ich ein paar Fotos machen kann!
Ich werde euch auf jeden Fall auf dem Laufenden halten, sobald ich wieder Internetzugang habe.
Also: bis auf unbestimmte Zeit, und euch allen einen schönen Sommer!
Olaf Krüger zu einem neuntägigen Fotourlaub auf den Lofoten traf. Mit dieser Reise nahmen wir ein gemeinsames Projekt in Angriff: In den kommenden zwei Jahren wollen wir die "Inseln des Nordens" bereisen und eine Diashow gleichen Namens auf die Beine stellen. Beziehungsweise eine "Live-Reportage in Digitalprojektion" oder auch "Multivision", wie die digitalen Nachfolger der Diashows heutzutage heißen. Obwohl mir ja schleierhaft ist, wieso das nicht weiterhin Diashow heißen kann, da versteht man wenigstens, was gemeint ist!
Die Lofoten haben mich fotografisch sehr enttäuscht. Die Gegend ist, wie ganz Norwegen, so dicht besiedelt, dass man es als Wildnisfotograf wirklich nicht einfach hat. Auf den Inseln lag außerdem ein guter Meter Schnee, was Wanderungen extrem schwierig machte: wir mussten uns fast die ganze Zeit in unmittelbarer Nähe zu Straßen aufhalten und kamen nicht in landschaftlich reizvollere Gebiete hinein. Dennoch haben wir (bei ausnahmslos gutem Wetter) den Inseln ein paar gute Fotos abluchsen können - wobei ich mich natürlich, wie immer, fast ausschließlich auf Landschaften im interessanten Licht konzentriert habe. Sogar Nordlichter haben wir fotografieren können und sind so Fotos entstanden, die ich schon immer einmal machen wollte: der Vollmond hob jedes Detail und sogar die Farben der schneebedeckten Landschaft hervor und ließ den Himmel hellblau leuchten. Hier ein paar Impressionen der Reise.
Eigentlich hatte ich geplant, nach dem Urlaub noch bis Mitte Mai auf Parken Gård zu bleiben und danach nach Grönland zu reisen, um dort zusammen mit ein paar befreundeten Ornithologen ein paar Wochen lang Gänse zu zählen. Allerdings kam ein Ereignis dazwischen, das bis heute andauert: der Vulkanausbruch auf Island. Seitlich des Eyjafjallajökull hat sich auf dem Fimmvörðuhals eine Vulkanspalte geöffnet, aus der seit dem 21.März Lava fließt. Es ist die fotogenste Eruption, von der ich weiß: die Bilder, die in den letzten Wochen im Internet zu sehen waren, sind einfach nur unglaublich. Dass ich währenddessen in Norwegen bin, hat mich so gewurmt, dass ich all meine Zukunftspläne über den Haufen geschmissen habe: statt Grönland wird es diesen Sommer wieder Island werden.
Leider stehen die Vorzeichen sehr schlecht. Die Aktivität auf dem Fimmvörðuháls hat in den letzten Tagen deutlich nachgelassen: wenn sich da nicht noch etwas verändert, wird die Eruption sehr bald beendet sein. Aber wie heißt es so schön: die Hoffnung stirbt zuletzt! Der Flug ist nun gebucht, meine Zelte auf Parken abgebrochen: übermorgen, am 13. April, werde ich nach Oslo reisen und von da aus weiter nach Reykjavík fliegen. Und dann einmal sehen, was sich so ergibt! Bleibt der Vulkan aktiv, dann werde ich dort wohl mindestens zwei Wochen ausharren und auf den ein oder anderen Tag ohne Regen hoffen. Und wenn mir das Geld ausgeht, werde ich mir irgendwo Arbeit suchen, was in der Tourismusbranche kein Problem darstellen dürfte.
Auf jeden Fall bedeutet das, dass ich keine Ahnung habe, wann ich wieder Internetzugang haben werde. Es kann gut sein, dass ich innerhalb der nächsten drei Wochen wieder einen Blogeintrag schreibe und euch die ersten Vulkanbilder meines Lebens zeigen darf. Es kann auch sein, dass ich schwer enttäuscht werde, weil der Ausbruch in dem Moment aufhört, wenn ich mich ihm nähere: so geschehen ja im Jahr 2004. Aber mal nicht schwarz malen: vielleicht hält die Aktivität ja noch so lange an, bis ich ein paar Fotos machen kann!
Ich werde euch auf jeden Fall auf dem Laufenden halten, sobald ich wieder Internetzugang habe.
Also: bis auf unbestimmte Zeit, und euch allen einen schönen Sommer!
Samstag, 10. April 2010
Finnmarksløpet - Teil 3
Auf dem Weg zum nächsten Checkpunkt Neiden gab es ziemlich genau um Mitternacht auf den 15.März ziemliche Aufregung. Dieses Jahr wurden den zehn Favoriten des 1000km-Rennens GPS-Geräte mitgegeben, über welche man die der Teilnehmer live im Internet verfolgen konnte. Und Arnes Gerät verriet, dass er einen falschen Abzweig genommen hatte und vom Weg abgekommen war.
Marianne, die unmittelbar von der Rennleitung kontaktiert worden war, setzte sich unverbindlich mit Arne in Verbindung, welcher behauptete, richtig zu sein: er könne sowohl die Markierungen der Rennstrecke sehen als auch die Spur des vor ihm fahrenden Gespannes. Da Arne kein Rookie ist, sondern im Gegenteil das Rennen zum 19. Mal bestritt, vertrauten wir seinem Urteil und gaben das an die Verantwortlichen weiter. Dennoch herrschte eine weitere halbe Stunde Ungewissheit: dann zeigte das GPS wohl wieder an, dass Arne richtig fuhr. Und wir waren alle wieder hellwach und fluchten auf die Technik...
In Neiden angekommen, konnten wir 4 Stunden schlafen bevor Arne um 5:40 Uhr als vierter in den Checkpoint fuhr. Die Temperatur war auf -30°C gefallen und das Warten eine eisige Angelegenheit.
Die Hunde hatten nun schon 390km hinter sich gebracht und sich eine lange Pause verdient: Arne blieb 16 Stunden und schlief selber endlich mal wieder. Ich selber konnte auch noch einmal vier Stunden lang schlafen, nachdem ich mich drei Stunden lang mit dem Wachsen von zwei Paar Kufen herumgeplagt hatte.
Mit den Pausen ist das beim Finnmarksløpet so eine Sache. Es gibt zwei Pflichtpausen. Eine von 16 Stunden Länge, die man irgendwann im Laufe des Rennens nehmen muss. Und dann noch eine 8-stündige Pause vor der letzten und längsten Etappe. Es ist völlig klar, dass andere Pausen notwendig sind, aber die kann sich jeder Musher selber einteilen.
Um 22:02 Uhr am Montag Abend fuhr Arne mit 12 Hunden weiter: zwei hatte er aus dem Rennen genommen, da sie humpelten.
Die folgende Etappe nach Kirkenes war mit 125km die zweitlängste des Rennens, für die Arne etwa 9 Stunden einplante. Daher gönnten wir uns noch einmal einen kurzen, dreistündigen Schlaf in der gemieteten Hütte, bevor wir weiterfuhren und vor Ort unserer eigentlichen Hauptbeschäftigung nachgingen: Zeit totschlagen und auf Arnes Ankunft warten. Der Checkpunkt lag mitten in der Stadt an einem Hotel gelegen, weshalb wir uns im Warmen aufhalten konnten, was sehr angenehm war. Außerdem gab es dort eine warme Halle, in der ich Kufen wachsen konnte - das geht nämlich um so vieles einfacher, wenn es nicht friert!
Arne hielt sich nur vier Stunden lang in Kirkenes auf, bevor er weiter fuhr: wieder zurück Richtung Heimat. Er hatte den östlichsten Punkt des Rennens erreicht und war genau an die Grenzen von Russland und Finnland herangefahren - und das Wetter war weiterhin unglaublich gut. Tagsüber nur Sonnenschein, nachts tanzten Polarlichter am sternenklaren Himmel. Was für ein unglaubliches Glück wir hatten!
Der nächste Stop war wieder Neiden. Als Arne nach fast 7 Stunden Fahrt dort ankam, waren alle geschafft - Hunde wie Menschen. Gleich drei Hunde musste er aus dem Rennen nehmen und fuhr dann nur noch mit neun Hunden weiter - im Gegensatz zu seinen Konkurrenten, die teilweise noch über 12 Hunde verfügten und fast alle kleiner und leichter waren, als Arne. Ob der seinen momentan 8. Platz verteidigen können würde, war ungewiss.
An der nächsten Station Varangerbotn kam Arne sehr spät als elfter herein und sagte offen und ehrlich, dass es jetzt nicht mehr um eine gute Platzierung ginge, sondern nur noch darum, in Alta anzukommen. Die Hunde waren müde und konnten einfach nicht mit dem Tempo mithalten, das die starke Konkurrenz Arne vorgab. Dazu kam die Gefahr, dass die Hunde "parkten" - so nennt man es in der Mushersprache, wenn ein gesamtes Gespann sich weigert, weiterzugehen. Hunde sind Tiere, die einen eigenen Willen besitzen und die wissen, wann es genug ist: wenn sie zu müde sind und zu geschafft, dann kann man sie allerhöchstens noch durch Motivation zum Weitergehen bewegen, keinesfalls aber mit Gewalt. Allein deshalb schon müssen Musher Hundemenschen sein: um zu erkennen, wie weit sie ihre Hunde antreiben können, ohne sie psychisch auszubrennen. Und da Arne seit über 20 Jahren mit Schlittenhunden arbeitet, wusste er, dass sein diesjähriges Gespann das Tempo nicht mithalten konnte, und er beschloss, sie ab sofort zu schonen bzw. nicht zu stark anzutreiben. Nach vier Stunden Pause ging er mit nunmehr 8 Hunden die noch vor ihm liegenden 350km an.
Bei den nächsten Stationen ließ Arne die Hunde immer genau so lange ruhen wie er konnte, um seinen elften Platz zu verteidigen, ließ sich Zeit, schwatzte mit Gott und der Welt und hatte erstaunlich gute Laune für jemanden, der seit Tagen kaum geschlafen und eigentlich vorgehabt hatte, das Rennen zu gewinnen. Um das verdammte Wachsen der Kufen kam ich leider weiter nicht herum, aber zumindest war ein Ende in Sicht!
Die Temperaturen spielten auf diesen letzten Etappen verrückt. An der Grenze zu Finnland waren wir so weit vom Meer entfernt, wie sonst nirgends im Rennen, und demetsprechend kalt wurde es: -41°C wurde offiziell verkündet. Das war eine Schweinekälte - besonders nun, da wir alle total übermüdet und ausgebrannt waren. Kaum ging die Sonne auf, kletterten die Temperaturen aber bis auf 0°C und verbrannten wir uns die Nasen, als wir entlang des Flusses auf Arne warteten, um zu sehen, wie es ihm mit seinen nur noch 7 Hunden erging.
Das Bild, das sich uns bot, war köstlich! Arne war am Checkpoint zuvor auf seinen Ersatzschlitten umgestiegen, welcher ein Sitzschlitten war. Und als wir ihn dann sahen, saß er auf dem Sitz und hatte die Beine auf den Handbalken gelegt, wo man sich normalerweise im Stehen festhält - es war ein Bild für die Götter! Und seien Hunde liefen energetisch wie immer: schön!
Die letzte Etappe schien dann wie im Fluge vorbeizugehen. Und dann, irgendwie plötzlich, kam Arne nach nur fünfeinhalb Tagen mit sieben aufgedrehten Hunden am 19.03.2010 um 9:18 Uhr in Alta an.
Er war sichtlich froh - dabei war dies, in neunzehn Jahren, seine zweitschlechteste Platzierung überhaupt - allerdings auch sein schnellstes je gefahrenes 1000km-Rennen! Niemals zuvor war die Konkurrenz so stark gewesen, niemals zuvor hatten die Hunde solche Durchschnittsgeschwindigkeiten an den Tag gelegt. Einerseits lag dies an den guten Wetter- und Schneeverhältnissen, andererseits aber auch daran, dass die Schlittenhundeelite von Jahr zu Jahr zu neuen Höchstleistungen angetrieben wird. Arne sagte mir vor ein paar Wochen selber: Hunde, die vor ein paar Jahren noch das Finnmarksløpet gewonnen hätten, wären heute nur Mittelmaß. Die allgemein im Sport zu beobachtende Entwicklung, immer größerer Leistung erbringen zu müssen, hat auch längst im Hundesport Einzug gehalten.
Einen tieferen Einblick in das verrückte Leben der Musher zu erhalten, war interessant - auch wenn ich jetzt weiß, dass ich nicht infiziert bin und garantiert nicht selber ein solches Rennen fahren muss. Es ist mir einfach zu stressig, und außerdem hasse ich das Wachsen von Kufen mittlerweile einfach zu sehr! Wirklich interessant für mich war aber die Erfahrung, dass ich mit nur sehr wenig Schlaf erstaunlich gut funktionieren kann. In diesen fast sechs Tagen schlief ich nur 27 Stunden, wobei die längste Schlafphase 4 Stunden dauerte. Und in den allermeisten Fällen fühlten sich diese wenigen Stunden an, wie ein normaler Schlaf. Wirklich verrückt!
Und jetzt will ich diesen Bericht mit ein paar weiteren Bildern ausklingen lassen!
Marianne, die unmittelbar von der Rennleitung kontaktiert worden war, setzte sich unverbindlich mit Arne in Verbindung, welcher behauptete, richtig zu sein: er könne sowohl die Markierungen der Rennstrecke sehen als auch die Spur des vor ihm fahrenden Gespannes. Da Arne kein Rookie ist, sondern im Gegenteil das Rennen zum 19. Mal bestritt, vertrauten wir seinem Urteil und gaben das an die Verantwortlichen weiter. Dennoch herrschte eine weitere halbe Stunde Ungewissheit: dann zeigte das GPS wohl wieder an, dass Arne richtig fuhr. Und wir waren alle wieder hellwach und fluchten auf die Technik...
In Neiden angekommen, konnten wir 4 Stunden schlafen bevor Arne um 5:40 Uhr als vierter in den Checkpoint fuhr. Die Temperatur war auf -30°C gefallen und das Warten eine eisige Angelegenheit.
Die Hunde hatten nun schon 390km hinter sich gebracht und sich eine lange Pause verdient: Arne blieb 16 Stunden und schlief selber endlich mal wieder. Ich selber konnte auch noch einmal vier Stunden lang schlafen, nachdem ich mich drei Stunden lang mit dem Wachsen von zwei Paar Kufen herumgeplagt hatte.
Marianne bei -30°C
Mit den Pausen ist das beim Finnmarksløpet so eine Sache. Es gibt zwei Pflichtpausen. Eine von 16 Stunden Länge, die man irgendwann im Laufe des Rennens nehmen muss. Und dann noch eine 8-stündige Pause vor der letzten und längsten Etappe. Es ist völlig klar, dass andere Pausen notwendig sind, aber die kann sich jeder Musher selber einteilen.
Um 22:02 Uhr am Montag Abend fuhr Arne mit 12 Hunden weiter: zwei hatte er aus dem Rennen genommen, da sie humpelten.
Die folgende Etappe nach Kirkenes war mit 125km die zweitlängste des Rennens, für die Arne etwa 9 Stunden einplante. Daher gönnten wir uns noch einmal einen kurzen, dreistündigen Schlaf in der gemieteten Hütte, bevor wir weiterfuhren und vor Ort unserer eigentlichen Hauptbeschäftigung nachgingen: Zeit totschlagen und auf Arnes Ankunft warten. Der Checkpunkt lag mitten in der Stadt an einem Hotel gelegen, weshalb wir uns im Warmen aufhalten konnten, was sehr angenehm war. Außerdem gab es dort eine warme Halle, in der ich Kufen wachsen konnte - das geht nämlich um so vieles einfacher, wenn es nicht friert!
Arne hielt sich nur vier Stunden lang in Kirkenes auf, bevor er weiter fuhr: wieder zurück Richtung Heimat. Er hatte den östlichsten Punkt des Rennens erreicht und war genau an die Grenzen von Russland und Finnland herangefahren - und das Wetter war weiterhin unglaublich gut. Tagsüber nur Sonnenschein, nachts tanzten Polarlichter am sternenklaren Himmel. Was für ein unglaubliches Glück wir hatten!
Mittelstarkes Nordlicht am Checkpoint "Sirma".
Arne und seine Hunde (das zweite Gespann) wurden von einem Baustrahler angeleuchtet
und bildeten einen mal ganz anderen Vordergrund für ein Nordlichtbild!
Arne und seine Hunde (das zweite Gespann) wurden von einem Baustrahler angeleuchtet
und bildeten einen mal ganz anderen Vordergrund für ein Nordlichtbild!
Der nächste Stop war wieder Neiden. Als Arne nach fast 7 Stunden Fahrt dort ankam, waren alle geschafft - Hunde wie Menschen. Gleich drei Hunde musste er aus dem Rennen nehmen und fuhr dann nur noch mit neun Hunden weiter - im Gegensatz zu seinen Konkurrenten, die teilweise noch über 12 Hunde verfügten und fast alle kleiner und leichter waren, als Arne. Ob der seinen momentan 8. Platz verteidigen können würde, war ungewiss.
Nicht wenige Hunde fuhren im Schlitten in den nächsten Checkpoint ein,
wo sie dann aus dem Rennen genommen wurden.
wo sie dann aus dem Rennen genommen wurden.
An der nächsten Station Varangerbotn kam Arne sehr spät als elfter herein und sagte offen und ehrlich, dass es jetzt nicht mehr um eine gute Platzierung ginge, sondern nur noch darum, in Alta anzukommen. Die Hunde waren müde und konnten einfach nicht mit dem Tempo mithalten, das die starke Konkurrenz Arne vorgab. Dazu kam die Gefahr, dass die Hunde "parkten" - so nennt man es in der Mushersprache, wenn ein gesamtes Gespann sich weigert, weiterzugehen. Hunde sind Tiere, die einen eigenen Willen besitzen und die wissen, wann es genug ist: wenn sie zu müde sind und zu geschafft, dann kann man sie allerhöchstens noch durch Motivation zum Weitergehen bewegen, keinesfalls aber mit Gewalt. Allein deshalb schon müssen Musher Hundemenschen sein: um zu erkennen, wie weit sie ihre Hunde antreiben können, ohne sie psychisch auszubrennen. Und da Arne seit über 20 Jahren mit Schlittenhunden arbeitet, wusste er, dass sein diesjähriges Gespann das Tempo nicht mithalten konnte, und er beschloss, sie ab sofort zu schonen bzw. nicht zu stark anzutreiben. Nach vier Stunden Pause ging er mit nunmehr 8 Hunden die noch vor ihm liegenden 350km an.
Dies passierte Arne nicht: dass die Hunde keine Lust mehr hatten, weiterzurennen,
und von ihrem Musher zum Laufen gelockt werden mussten.
Dieser Teilnehmer hier mühte sich über eine halbe Stunde damit ab,
die Tiere zum Weitergehen zu bewegen - für beide Seiten keine schöne Angelegenheit.
und von ihrem Musher zum Laufen gelockt werden mussten.
Dieser Teilnehmer hier mühte sich über eine halbe Stunde damit ab,
die Tiere zum Weitergehen zu bewegen - für beide Seiten keine schöne Angelegenheit.
Bei den nächsten Stationen ließ Arne die Hunde immer genau so lange ruhen wie er konnte, um seinen elften Platz zu verteidigen, ließ sich Zeit, schwatzte mit Gott und der Welt und hatte erstaunlich gute Laune für jemanden, der seit Tagen kaum geschlafen und eigentlich vorgehabt hatte, das Rennen zu gewinnen. Um das verdammte Wachsen der Kufen kam ich leider weiter nicht herum, aber zumindest war ein Ende in Sicht!
Die Temperaturen spielten auf diesen letzten Etappen verrückt. An der Grenze zu Finnland waren wir so weit vom Meer entfernt, wie sonst nirgends im Rennen, und demetsprechend kalt wurde es: -41°C wurde offiziell verkündet. Das war eine Schweinekälte - besonders nun, da wir alle total übermüdet und ausgebrannt waren. Kaum ging die Sonne auf, kletterten die Temperaturen aber bis auf 0°C und verbrannten wir uns die Nasen, als wir entlang des Flusses auf Arne warteten, um zu sehen, wie es ihm mit seinen nur noch 7 Hunden erging.
Das Bild, das sich uns bot, war köstlich! Arne war am Checkpoint zuvor auf seinen Ersatzschlitten umgestiegen, welcher ein Sitzschlitten war. Und als wir ihn dann sahen, saß er auf dem Sitz und hatte die Beine auf den Handbalken gelegt, wo man sich normalerweise im Stehen festhält - es war ein Bild für die Götter! Und seien Hunde liefen energetisch wie immer: schön!
Die letzte Etappe schien dann wie im Fluge vorbeizugehen. Und dann, irgendwie plötzlich, kam Arne nach nur fünfeinhalb Tagen mit sieben aufgedrehten Hunden am 19.03.2010 um 9:18 Uhr in Alta an.
Er war sichtlich froh - dabei war dies, in neunzehn Jahren, seine zweitschlechteste Platzierung überhaupt - allerdings auch sein schnellstes je gefahrenes 1000km-Rennen! Niemals zuvor war die Konkurrenz so stark gewesen, niemals zuvor hatten die Hunde solche Durchschnittsgeschwindigkeiten an den Tag gelegt. Einerseits lag dies an den guten Wetter- und Schneeverhältnissen, andererseits aber auch daran, dass die Schlittenhundeelite von Jahr zu Jahr zu neuen Höchstleistungen angetrieben wird. Arne sagte mir vor ein paar Wochen selber: Hunde, die vor ein paar Jahren noch das Finnmarksløpet gewonnen hätten, wären heute nur Mittelmaß. Die allgemein im Sport zu beobachtende Entwicklung, immer größerer Leistung erbringen zu müssen, hat auch längst im Hundesport Einzug gehalten.
Der Sieger Ralph Johannessen kam 12 Stunden vor Arne ins Ziel
Einen tieferen Einblick in das verrückte Leben der Musher zu erhalten, war interessant - auch wenn ich jetzt weiß, dass ich nicht infiziert bin und garantiert nicht selber ein solches Rennen fahren muss. Es ist mir einfach zu stressig, und außerdem hasse ich das Wachsen von Kufen mittlerweile einfach zu sehr! Wirklich interessant für mich war aber die Erfahrung, dass ich mit nur sehr wenig Schlaf erstaunlich gut funktionieren kann. In diesen fast sechs Tagen schlief ich nur 27 Stunden, wobei die längste Schlafphase 4 Stunden dauerte. Und in den allermeisten Fällen fühlten sich diese wenigen Stunden an, wie ein normaler Schlaf. Wirklich verrückt!
Und jetzt will ich diesen Bericht mit ein paar weiteren Bildern ausklingen lassen!
Donnerstag, 8. April 2010
Finnmarksløpet - Teil 2
Heissa, nun ist bald ein ganzer Monat vergangen seit wir zum Finnmarksløpet aufgebrochen sind. Mal schauen ob ich das alles in der kurzen Zeit aufholen kann!
Finnmarksløpet fand dieses Jahr vom 13-21. März statt. Am 13.März starteten 66 Teilnehmer, um mit jeweils 8 Hunden die kurze Etappe von 500km zu bewältigen, verfolgt von 42 weiteren Mushern, die sich das Ziel gesetzt hatten, mit jeweils 14 Hunden einmal quer durch das Bundesland Finnmark fahren und über 1000km zurückzulegen.
Arne und Marianne waren schon drei Tage vor Start nach Alta gefahren, wo Informations-Treffen stattfanden, die Hunde tierärztlich untersucht und erfasst wurden und alle Vorbereitungen für den Start getroffen wurden. Am 13.März fuhr auch ich nach Alta und traf die Truppe auf dem Parkplatz, an dem sich die gesamte Schlittenhundeszene Skandinaviens versammelt zu haben schien. Das Rennen startete direkt in Alta, einer Stadt von über 15.000 Einwohnern, und zog einiges an Medienpräsenz und Schaulustigen an.
Nachdem Kronprinz Håkon das Rennen eröffnete, startete um genau 11 Uhr das erste Gespann. Von da an gab es jede Minute einen Start. Die Organisation war unglaublich gut! Ein Heer von Freiwilligen wusste genau, was es zu tun hatte. Jeder hatte seine Startnummer gezogen und wusste seine Startzeit. Diejenigen, die unmittelbar vor dem Start standen, wurden von Quads abgeholt. Man muss sich das so vorstellen: man hat 8-14 total aufgedrehte Rennmaschienen vor dem Schlitten, die über ein halbes Jahr Training auf dem Buckel haben und zusammen eine Kraft aufbringen, die kaum ein Musher beherrschen kann - zumindest nicht auf den glatten Straßen der Stadt, wo die Schlittenbremsen kaum greifen. Die Hunde bellen, jaulen, schmeißen sich mit alle ihrer Kraft in die Leinen - ohne motorisierte Hilfe wären nicht wenige Gespanne einfach durchgegangen. So aber wurden die Hunde erst unmittelbar vor dem Start vor die Schlitten gespannt und von einem Quad begleitet, das den Schlitten an einem Seil an sich festgebunden hatte und so kontrolliert bis in die Warteschlange vorfahren konnte.
Dort stellte sich jeweils ein Freiwilliger zu jedem Hundepaar und hielt deren Leinen - bis der Musher sich ausgecheckt hatte und sekundengenau unter dem Applaus mehrerer hundert Menschen gestartet war.
Unmittelbar nachdem Arne gestartet war machten wir uns auf zum eigentlichen Start des Rennens. Es hat sich so eingebürgert, dass die 14er Gespanne etwas außerhalb der Stadt zum eigentlichen Rennen starten, da sie auf den ersten 15km einen bezahlenden Gast im Schlitten sitzen haben, vor den außerdem nur 10 Hunde gespannt sind. Erst an diesem Neustart steigen die meisten auf ihre leichten Rennschlitten, die ein Vermögen kosten und deren Kufen auswechselbar sind.
Arne startete also um 14:15 Uhr zum eigentlichen Rennen - und damit begann, was für uns nun Routine werden sollte. Ab ins Auto, auf die Straße, und im großen Bogen dahin fahren, wo Arne das nächste Mal stoppen würde: zum Checkpoint Skoganvarri. Dort kam Arne als dritter seiner Klasse um 20:08 Uhr an. Wir sorgten dafür, dass er alles bekam, was er brauchte, waren sozusagen immer auf Abrufbereitschaft. Doch viel gab es nicht zu tun: Arne gönnte seinen Hunden nur zwei Stunden Pause, dann ging es weiter.
Wir zwängten uns alle ins viel zu kleine Auto: ein umgebauter Pickup mit kaum vorhandener Rückbank, auf dessen Transportfläche Boxen für insgesamt 24 Hunde untergebracht waren. Wir, das war zum einen Marianne, deren Hauptaufgabe es war, das Auto zu fahren und Arnes Kontaktperson zu sein.
Dann war da ich. Ich machte alles, was getan werden musste und vor allem alles, was mit Laufen und Organisieren zu tun hatte. Meine Hauptaufgabe aber war es, Schlittenkufen zu wachsen - eine Tätigkeit, die ich mittlerweile hasse wie die Pest. Das Metallgestell von Arnes Rennschlitten hat Schienen, in die man dünne, leichte Plastikkufen einschieben kann, die dann festgeschraubt werden. Diese Kufen werden bei jedem Checkpunkt ausgetauscht, denn sie leiden ziemlich und haben Kratzer, die teilweise über einen Zentimeter tief und breit sind. Fast alle Musher hatten daher ein Dutzend neue Kufenpaare dabei: nicht so aber wir. Bei jedem Stopp musste ich Kufen wachsen - was eine Wissenschaft für sich, aber leider auch totlangweilig ist. Mit einem Bügeleisen schmilzt man Wachs auf die Kufen. Für jede Temperatur gibt es andere Wachssorten, die angeblich den Schlitten wohl noch ein bisschen besser gleiten lassen. Ist das Wachs dann auf der Kufe drauf, bügelt man es mehrere Male ein und schrubbt es anschließend mit einem Plastikschaber wieder ab. Das ist der schwierigste Teil, denn man muss aus einer total geschundenen Kufe wieder eine glatte Fläche machen, was nicht immer gelingt. Zum Schluss wird das Meisterwerk dann noch mit einer Bürste poliert - man, ich habe teilweise geflucht, dass die Leute große Bögen um mich machten.
Die dritte Person in Arnes Handler-Team war Kristianne, eine Bäuerin aus dem Tal. Genau wie ich war sie zum ersten Mal dabei war, hatte also auch von Nichts eine Ahnung - das fand ich sehr beruhigend! Kristiannes Hauptaufgabe war es, Arnes Essenspakete fertig zu machen und, genau wie ich, immer da zu helfen, wo Hilfe gebraucht wurde. Was sich aber im Laufe des Rennens als ihre eigentliche, unverzichtbare Aufgabe herausstellte, war, dass sie Marianne bei Laune und vor allem wach hielt, wenn sie Auto fuhr! Das letzte, was wir gebrauchen konnten, war ein Autounfall!
Noch aber war gerade einmal die erste Nacht angebrochen, und keiner von uns war außerordentlich müde: zu aufgedreht waren wir alle vom Rennen. Um 1:30 Uhr nachts kamen wir am 14.03.10 kamen wir in Levajok an. Dort hatte Marianne eine Hütte gemietet, wo wir uns hinlegen und 3 Stunden Schlaf tanken konnten. Danach hieß es wieder: in der Kälte stehen und auf Arnes Ankunft warten. Es war in den Nächten des Rennens meist um oder unter -20°C kalt.
Wieder legten wir für Arne alles bereit, was er brauchen würde: u.a. Brennspiritus für den Kocher, mit dem er das Wasser fürs Hundefutter kochte, Arbeitshandschuhe für ihn, Decken, Hemden und Beinwärmer für die Hunde, damit sie sich nach der getanen Anstrengung nicht unterkühlten und ihre Muskeln nicht steif wurden. Die Tiere werden bei jedem Checkpunkt von erfahrenen Tierärzten durchgeknetet und untersucht, und fast alle Musher rieben die Beine und Schultern ihrer Tiere mit verschiedenen Salben ein, bevor sie sie warm einpackten.
Schlaf bekammen die Musher selber kaum. Um 9:10 Uhr am Sonntag Morgen fuhr Arne nämlich wieder weiter: vier Musher hatten ihn während seiner Pause überholt, die Zeit drängte. Und so fuhren auch wir weiter zum nächsten Checkpunkt bei "Tana bru".
Finnmarksløpet fand dieses Jahr vom 13-21. März statt. Am 13.März starteten 66 Teilnehmer, um mit jeweils 8 Hunden die kurze Etappe von 500km zu bewältigen, verfolgt von 42 weiteren Mushern, die sich das Ziel gesetzt hatten, mit jeweils 14 Hunden einmal quer durch das Bundesland Finnmark fahren und über 1000km zurückzulegen.
Quelle: www.finnmarkslopet.no
Arne und Marianne waren schon drei Tage vor Start nach Alta gefahren, wo Informations-Treffen stattfanden, die Hunde tierärztlich untersucht und erfasst wurden und alle Vorbereitungen für den Start getroffen wurden. Am 13.März fuhr auch ich nach Alta und traf die Truppe auf dem Parkplatz, an dem sich die gesamte Schlittenhundeszene Skandinaviens versammelt zu haben schien. Das Rennen startete direkt in Alta, einer Stadt von über 15.000 Einwohnern, und zog einiges an Medienpräsenz und Schaulustigen an.
Nachdem Kronprinz Håkon das Rennen eröffnete, startete um genau 11 Uhr das erste Gespann. Von da an gab es jede Minute einen Start. Die Organisation war unglaublich gut! Ein Heer von Freiwilligen wusste genau, was es zu tun hatte. Jeder hatte seine Startnummer gezogen und wusste seine Startzeit. Diejenigen, die unmittelbar vor dem Start standen, wurden von Quads abgeholt. Man muss sich das so vorstellen: man hat 8-14 total aufgedrehte Rennmaschienen vor dem Schlitten, die über ein halbes Jahr Training auf dem Buckel haben und zusammen eine Kraft aufbringen, die kaum ein Musher beherrschen kann - zumindest nicht auf den glatten Straßen der Stadt, wo die Schlittenbremsen kaum greifen. Die Hunde bellen, jaulen, schmeißen sich mit alle ihrer Kraft in die Leinen - ohne motorisierte Hilfe wären nicht wenige Gespanne einfach durchgegangen. So aber wurden die Hunde erst unmittelbar vor dem Start vor die Schlitten gespannt und von einem Quad begleitet, das den Schlitten an einem Seil an sich festgebunden hatte und so kontrolliert bis in die Warteschlange vorfahren konnte.
Dort stellte sich jeweils ein Freiwilliger zu jedem Hundepaar und hielt deren Leinen - bis der Musher sich ausgecheckt hatte und sekundengenau unter dem Applaus mehrerer hundert Menschen gestartet war.
Arnes Gespann und Marianne
Arne hatte die Startnummer 83 gezogen und startete erst um Viertel nach Zwölf: zu dem Zeitpunkt war ich bereits taub von der Lärmkulisse der insgesamt 1116 Hunde, des normalen Stadtverkehrs und dem Kreischen der Schneemobile, vom Menschengeschnatter, vom tieffliegenden Fernseh-Hubschrauber und dem Gedröhne der Lautsprecher. Alle waren aufgepuscht, alle enthusiastisch - auch, weil Kaiserwetter herrschte und kein Wölkchen die Stimmung trübte.Unmittelbar nachdem Arne gestartet war machten wir uns auf zum eigentlichen Start des Rennens. Es hat sich so eingebürgert, dass die 14er Gespanne etwas außerhalb der Stadt zum eigentlichen Rennen starten, da sie auf den ersten 15km einen bezahlenden Gast im Schlitten sitzen haben, vor den außerdem nur 10 Hunde gespannt sind. Erst an diesem Neustart steigen die meisten auf ihre leichten Rennschlitten, die ein Vermögen kosten und deren Kufen auswechselbar sind.
Arne startete also um 14:15 Uhr zum eigentlichen Rennen - und damit begann, was für uns nun Routine werden sollte. Ab ins Auto, auf die Straße, und im großen Bogen dahin fahren, wo Arne das nächste Mal stoppen würde: zum Checkpoint Skoganvarri. Dort kam Arne als dritter seiner Klasse um 20:08 Uhr an. Wir sorgten dafür, dass er alles bekam, was er brauchte, waren sozusagen immer auf Abrufbereitschaft. Doch viel gab es nicht zu tun: Arne gönnte seinen Hunden nur zwei Stunden Pause, dann ging es weiter.
Wir zwängten uns alle ins viel zu kleine Auto: ein umgebauter Pickup mit kaum vorhandener Rückbank, auf dessen Transportfläche Boxen für insgesamt 24 Hunde untergebracht waren. Wir, das war zum einen Marianne, deren Hauptaufgabe es war, das Auto zu fahren und Arnes Kontaktperson zu sein.
Dann war da ich. Ich machte alles, was getan werden musste und vor allem alles, was mit Laufen und Organisieren zu tun hatte. Meine Hauptaufgabe aber war es, Schlittenkufen zu wachsen - eine Tätigkeit, die ich mittlerweile hasse wie die Pest. Das Metallgestell von Arnes Rennschlitten hat Schienen, in die man dünne, leichte Plastikkufen einschieben kann, die dann festgeschraubt werden. Diese Kufen werden bei jedem Checkpunkt ausgetauscht, denn sie leiden ziemlich und haben Kratzer, die teilweise über einen Zentimeter tief und breit sind. Fast alle Musher hatten daher ein Dutzend neue Kufenpaare dabei: nicht so aber wir. Bei jedem Stopp musste ich Kufen wachsen - was eine Wissenschaft für sich, aber leider auch totlangweilig ist. Mit einem Bügeleisen schmilzt man Wachs auf die Kufen. Für jede Temperatur gibt es andere Wachssorten, die angeblich den Schlitten wohl noch ein bisschen besser gleiten lassen. Ist das Wachs dann auf der Kufe drauf, bügelt man es mehrere Male ein und schrubbt es anschließend mit einem Plastikschaber wieder ab. Das ist der schwierigste Teil, denn man muss aus einer total geschundenen Kufe wieder eine glatte Fläche machen, was nicht immer gelingt. Zum Schluss wird das Meisterwerk dann noch mit einer Bürste poliert - man, ich habe teilweise geflucht, dass die Leute große Bögen um mich machten.
Die dritte Person in Arnes Handler-Team war Kristianne, eine Bäuerin aus dem Tal. Genau wie ich war sie zum ersten Mal dabei war, hatte also auch von Nichts eine Ahnung - das fand ich sehr beruhigend! Kristiannes Hauptaufgabe war es, Arnes Essenspakete fertig zu machen und, genau wie ich, immer da zu helfen, wo Hilfe gebraucht wurde. Was sich aber im Laufe des Rennens als ihre eigentliche, unverzichtbare Aufgabe herausstellte, war, dass sie Marianne bei Laune und vor allem wach hielt, wenn sie Auto fuhr! Das letzte, was wir gebrauchen konnten, war ein Autounfall!
Noch aber war gerade einmal die erste Nacht angebrochen, und keiner von uns war außerordentlich müde: zu aufgedreht waren wir alle vom Rennen. Um 1:30 Uhr nachts kamen wir am 14.03.10 kamen wir in Levajok an. Dort hatte Marianne eine Hütte gemietet, wo wir uns hinlegen und 3 Stunden Schlaf tanken konnten. Danach hieß es wieder: in der Kälte stehen und auf Arnes Ankunft warten. Es war in den Nächten des Rennens meist um oder unter -20°C kalt.
Wieder legten wir für Arne alles bereit, was er brauchen würde: u.a. Brennspiritus für den Kocher, mit dem er das Wasser fürs Hundefutter kochte, Arbeitshandschuhe für ihn, Decken, Hemden und Beinwärmer für die Hunde, damit sie sich nach der getanen Anstrengung nicht unterkühlten und ihre Muskeln nicht steif wurden. Die Tiere werden bei jedem Checkpunkt von erfahrenen Tierärzten durchgeknetet und untersucht, und fast alle Musher rieben die Beine und Schultern ihrer Tiere mit verschiedenen Salben ein, bevor sie sie warm einpackten.
Die Farbkombination der Hundekleidung mutete teilweise sehr heldenhaft an...
Schlaf bekammen die Musher selber kaum. Um 9:10 Uhr am Sonntag Morgen fuhr Arne nämlich wieder weiter: vier Musher hatten ihn während seiner Pause überholt, die Zeit drängte. Und so fuhren auch wir weiter zum nächsten Checkpunkt bei "Tana bru".
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