Freitag, 6. November 2009

Kerstin ohne Internet

Seit einer knappen Woche bin ich ohne Internet, und dieser Zustand wird vermutlich eine weitere Woche andauern. Daher will ich mich kurz aus dem Hause von Arnes Bruder Tore melden.

Die Familie Karlstrøm befindet sich seit 10 Tagen im Urlaub in Spanien und wird erst Mitte nächster Woche wiederkehren. Dadurch dass ich wieder Alleinverantwortlich für einen ganzen Bauernhof bin, ist mein Arbeitssoll dieser Tage wieder enorm. Viel Zeit, dem fehlenden Internet nachzutrauern, habe ich ohnehin nicht.

An die morgendlichen drei Stunden im Kuhstall schließt sich ein schnelles Frühstück, daran das einstündige Füttern der Hunde und Aufkratzen ihrer Hinterlassenschaften (ist ja alles gefroren dieser Tage).
Habe ich noch etwas Zeit und Lust, gehe ich dann mit den Welpen spazieren. Bzw. eigentlich gehe ich mit zwei Hunden an der Leine in den Wald und hoffe, dass mir die Welpen folgen, was sie normalerweise tun. Diese unkontrollierbaren kleinen Ungetüme, 10 Stück an der Zahl, fliegen regelrecht durch den Wald, da ist es unmöglich, alle im Blick zu behalten. Noch dazu kommt die Schwierigkeit, dass zwei der jüngsten immer direkt um mich herum hüpfen und ich auch noch aufpassen muss, nicht auf sie zu treten. Was umso schwieriger wird, wenn es wie momentan sehr glatt ist und man auch noch zwei Hunde an der Leine hat, die einen in zwei Richtungen gleichzeitig ziehen und sich gernerell immer um irgendwelche Bäume wickeln. Oh man...

Aber ich bin eigentlich nur froh, dass alle Welpen noch leben und wieder munter sind. Vor einer Woche dachte ich nämlich, dass die jüngsten, zwei Monate alten Hunde sterben würden. Es begann damit, dass einer blutigen Durchfall hatte und gleichzeitig alles erbrach, was er zu sich nahm. Das griff dann auf die anderen über. Drei Welpen wurden so schlapp, dass ich dachte, sie sterben, einer war zumindest nahe dran. Der Tierarzt vermutete einen hochansteckenden, aggressiven Virus (Parvovirus, für alle denen das etwas sagt), sodass ich die Welpen alle in Quarantäne stecken musste, was eine Heidenarbeit war. Den Durchfall-Welpen musste ich dann täglich 20 Spritzen mit Flüssigkeit unter die Haut setzen, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Zum Glück ging es danach aufwärts mit ihrer Gesundheit, sodass sie mittlerweile wieder normal fressen und quietschfidel durch den Wald tollen können!

Um die Mittagszeit schirre ich die ersten 12 Hunde vors Quad, um dann zwei Stunden lang die Felder abzufahren. Dies ist momentan aber leider nicht ganz risikofrei. Seit dem Eisregen vor einer Woche ist alles furchtbar glatt. Die Temperaturen liegen seitdem tagsüber zwischen 0 und +3°C, nachts geht es unter den Gefrierpunkt: das bedeutet, dass das Eis jeden Tag aufs neue wieder rutschig wird. Auf den Feldern kann man den glatten Stellen ausweichen, aber auf den Wegen wird es regelrecht gefährlich, sobald Gefälle ins Spiel kommt. So wie vorgestern, als ich mich mit dem Quad überschlug. Glück und ein schneller Absprung verhinderten, dass das 400kg schwere Gefährt auf mir landete. Mithilfe der Hunde konnte ich es wieder auf die Beine bringen - und fahre seitdem besonders vorsichtig. Das hat mir heute aber auch nicht geholfen, als ich wieder abrutschte und diesmal einen Baum rammte - langsam ist's nicht mehr lustig! Da heute Nacht die Temperaturen vermutlich über 0°C bleiben werden, setze ich das Training morgen aus. Mein Leben will ich nicht aufs Spiel setzen!

Wettertechnisch war seit dem Eisregen sehr trocken und ist wirklich angenehm! Mich fasziniert aber vor allem die nahende Polarnacht. Die Sonne erreicht den Talboden schon nicht mehr, selbst mittags sind die Wolken orange angestrahlt und leuchten die Berge rötlich. Um 14 Uhr geht die Sonne unter, um 16 Uhr ist stockfinstere Nacht. Na ja, nicht wahr, ist ja Vollmond momentan, aber es ist dennoch Nacht. Die zweite Trainingsfahrt findet also (zumindest wenn ich Zeit und Lust habe) im Lichte des Vollmondes und der Quad-Scheinwerfer statt.

Aurora gab es seit ein paar Tagen trotz oft sternklarer Nächte keine mehr zu sehen: nur in der Nacht vor dem Eisregen ließ sich ein schwaches Nordlicht am Nordhorizont blicken. Das versuchte ich dann aber direkt fotografisch umzusetzen!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen