
Nach langer Vorbereitung rutschten wir am Tag der Anreise auf Skiern das komplett vereiste Flussbett des Adventelva hinauf und zogen unsere Massen an Gepäck in Pulkas über Eis und Steine. Alles war gekennzeichnet vom Regen der vergangenen Wochen: in den Tälern lag kaum Schnee. Wir konnten uns glücklich schätzen, wenn wir steinige Hänge und Hügel auf vereisten Regenrinnen umgehen konnten. Im Grunde genommen hätten wir Steigeisen auf dieser Reise viel eher gebraucht als Ski - aber gut, dies war als Skitour geplant, also zogen wir es als Skitour durch. Einzig unser französischbellender ANG-Hund Djenoun hatte die Erlaubnis, ohne Bretter unter den Füßen unterwegs zu sein: ansonsten aber leistete sie dasselbe wie wir und zog ohne Murren ihren Pulka über den gefrorenen Fluss.


Wettermäßig hatten wir mehr Glück als es unserem Lehrer Sigmund lieb war. Ein Grund für diesen Ausflug war es, Routinen für das Winterlagerleben zu entwickeln und diese auch bei Schlechtwetter zu beherrschen. Neben dem perfekten Aufbau und der idealen Befestigung der Zelte im Schnee testeten wir die Effizienz verschiedener Windwände, die wir um die Zelte herum aufgeschichtet hatten. Dazu kam es während dieser Woche aber nicht: Wind gab es keinen und Niederschläge ebenfalls kaum! Die Nächte waren teilweise wirklich traumhaft; erhellt nur vom ganz jungen Neumond, den Planeten Venus und Jupiter, sowie der 20 Kilometer entfernten Stadt Longyearbyen. In einer Nacht ließen sich sogar Nordlichter am Osthorizont blicken!


Die Tage verbrachten wir mit unterschiedlichen Aktivitäten. In einer Schneewehe unterhalb unseres Camps bauten wir verschiedene Arten von Schneehöhlen und schliefen anschließend auch darin. Die Idee ist einfach: Stürme können in Polarregionen jederzeit auftreten und bringen dann meistens jede Menge Schnee in Bewegung. Der kann irgendwann das Zelt begraben und zum Einsturz bringen. Eine Schneehöhle, selbst eine in 40 Minuten provisorisch errichtete, ist in dem Fall der einzige sichere Unterstand, um das Ende des Sturmes lebendig abzuwarten.



Am letzten Morgen der Reise zog ein einzelnes Rentier im Tal entlang und verdeutlichte die Größe und Erhabenheit der versilberten Winterlandschaft. Ähnliches fühlte ich, als ich auf meine Klassenkameraden blickte, die vor mir ihre Pulkas zurück Richtung Longyearbyen zogen. Der Mensch ist klein angesichts der Weite der Gletschertäler, und verloren und hilflos innerhalb der lebensfeindlichen Kälte. Ohne große Ausrüstung wäre uns ein Überleben unmöglich: absolut erstaunlich wie es den Rentieren, Füchsen und Schneehühnern gelingt, 10 schneereiche Monate zu überdauern!

Ganz zum Schluss will ich noch ein Foto zeigen, dass mein persönlicher Favorit dieser Reise ist und eigentlich nichts anderes zeigt, als unseren Erdtrabanten. Am Tag nach Neumond stand er in der Abenddämmerung filigran knapp über dem Horizont und wurde kurzzeitig von zwei Richtungen beleuchtet. 3% wurden direkt von der Sonne angestrahlt, und die verbliebenen 97% wurden von der Erde erleuchtet, beziehungsweise vom letzten Licht des Tages, das von den irdischen Wolken zurück zum Mond geworfen wurde. Diese dunkle Seite des Mondes war wirklich so hell zu sehen wie auf diesem Foto - ein faszinierender Moment, den ich sehr genossen habe!

Liebe Kerstin,
AntwortenLöschendu zeigst beneidenswerte Aufnahmen. Ich bin sehr froh, dass du mir die Möglichkeit gegeben hast diese Bilder anzuschauen.
Gerne würde ich jetzt auch da oben sein... so aber bleibt mir nur die Vorfreude auf Island im Sommer.
Herzliche Grüße
Sigi