Dieser bisher kilometerlange Strand wird seit letztem Sommer leider von einem 300 Meter langen Deich verschandelt. Die Stadtbewohner versuchen irgendwie die Erosion des Meeres zu stoppen, die langsam aber sicher das Land abträgt. Und genauso, schleichend, verändert sich Island Monat für Monat, wird immer weniger wild, immer menschengemachter: ein Deich hier, eine ausgebaute Straße da, ein Toilettenhaus oder ein neuer Campingplatz hier, neue Zäune, Absperrungen und Schilder dort. Was Touristen in ihren ersten Islandreisen gar nicht wahrnehmen können sehe ich mittlerweile mit aller Deutlichkeit: mein Island, das Land, in das ich mich nach dem Abitur Hals über Kopf verliebt habe, existiert eigentlich schon gar nicht mehr. Auch in diesem Naturparadies ist die Natur auf dem Rückzug, und zwar in einem erschreckenden Tempo. Und das zeigen meine Landschaftsfotos ja nie, denn diese deprimierende Tatsache muss ich nicht auch noch fotografieren. Das täte noch mehr weh als ohnehin schon.
Ich hätte mir eine erquickendere Weihnachtsbotschaft gewünscht, aber gut, die Realität ist nun einmal in den seltensten Fällen rosa und ganz gewiss nicht naturfreundlich. Dennoch versuchte ich, mir schöne Tage in Vík zu machen und mich, wie immer, mit diesen neuen Negativbotschaften zu arrangieren. Ein Deich am Strand und jede Menge Touristen, die mir einfach mal so durch Motive rannten, an denen ich schon seit fünf Stunden wartete: man ist selbst im isländischen Winter nicht mehr alleine mit der Natur. Auch hier muss man teilen - auch mit ignoranten Normaltouristen, die keinerlei Rücksicht auf geduldige Fotografen nehmen. Warum auch, die sitzen ja nur regungslos am Strand herum, harren selbst im schlimmsten Wetter unverständlicherweise draußen aus und machen dabei noch nicht mal Fotos von sich selber...
Am 26. Dezember reihte ich mich dann ein in die Liege der Naturzerstörer. Ich wurde von Broddi mit seinem Superjeep abgeholt, der sich allerdings mal eben um 12 Stunden verspätete, weshalb wir die Anreise daraufhin noch einen Tag nach hinten verschoben. Früh am nächsten Morgen starteten wir dann endlich zur langersehnten Fahrt nach Landmannalaugar!
Es war ein Wintertag aus dem Bilderbuche: die Dämmerung tauchte alles in wunderbare Farben. Hekla (die kuppelförmige Erhebung im obigen Bild) zeigte sich wie alle Berge Islands momentan im gänzlich weißen Kleid und täuschte auch mich darüber hinweg, dass sie eigentlich schon seit zwei Jahren unmittelbar vor dem Ausbruch steht.
So schön die Landschaft auch war, durch die wir fuhren, die Ernüchterung kam umgehends: diese Reise würde kein Spaß werden. Unter etwa 30cm feinstem Pulverschnee lag eine Schicht gefrorenen Schnees, die den schweren Jeep mal hielt, und mal nachgab. Darunter befand ich eine weitere Schicht grobkörnigen Schnees, der die Reifen durchdrehen ließ - es war zum Verzweifeln. Zehn Meter Fahren, einbrechen, zurückfahren, Schwung holen, etwas weiter kommen, einbrechen, wieder zurückfahren. Und alle 100 Meter steckten wir dann gänzlich fest und hieß es: raus zum Schneeschaufeln!
Kurzum: es war Superjeepfahren, wie es beschissener nicht sein kann. Ich bin einfach nicht der Typ, der Spaß daran hat, mir mit tonnenschweren Benzinschleudern neue Wege zu bahnen: es hat für mich rein gar nichts nichts mit Naturerfahrung zu tun, eher mit Naturkaputtfahrung. Allerdings stand ich mit der Meinung in der Szene der Superjeepbenutzer gänzlich alleine da: Bilder wie das folgende werden so manchen autobegeisternen Menschen zum sehnsüchtigen Seufzen anregen. Wieso sonst wollen soviele Touristen umbeding eine Superjeeptour unternehmen? Was ist der Reiz der ganzen Sache, außer von A nach B zu gelangen? Ich glaube ich werde diesen "Sport" wohl nie verstehen...
So schön die Landschaft auch war, durch die wir fuhren, die Ernüchterung kam umgehends: diese Reise würde kein Spaß werden. Unter etwa 30cm feinstem Pulverschnee lag eine Schicht gefrorenen Schnees, die den schweren Jeep mal hielt, und mal nachgab. Darunter befand ich eine weitere Schicht grobkörnigen Schnees, der die Reifen durchdrehen ließ - es war zum Verzweifeln. Zehn Meter Fahren, einbrechen, zurückfahren, Schwung holen, etwas weiter kommen, einbrechen, wieder zurückfahren. Und alle 100 Meter steckten wir dann gänzlich fest und hieß es: raus zum Schneeschaufeln!
Kurzum: es war Superjeepfahren, wie es beschissener nicht sein kann. Ich bin einfach nicht der Typ, der Spaß daran hat, mir mit tonnenschweren Benzinschleudern neue Wege zu bahnen: es hat für mich rein gar nichts nichts mit Naturerfahrung zu tun, eher mit Naturkaputtfahrung. Allerdings stand ich mit der Meinung in der Szene der Superjeepbenutzer gänzlich alleine da: Bilder wie das folgende werden so manchen autobegeisternen Menschen zum sehnsüchtigen Seufzen anregen. Wieso sonst wollen soviele Touristen umbeding eine Superjeeptour unternehmen? Was ist der Reiz der ganzen Sache, außer von A nach B zu gelangen? Ich glaube ich werde diesen "Sport" wohl nie verstehen...
Nachdem wir uns den ersten Berg hinauf- und wieder hinabgequält hatten bekamen wir Verstärkung. Fünf weitere Superjeeps mit Reifengrößen zwischen 38 und 44 Zoll folgten unserer Fährte und spielten sinnlos im Schnee. Die Fahrer: dickbäuchige, biertrinkende Männer zwischen vierzig und fünfzig Jahren alt, jeweils zu zweit in Autos, die jedes für sich vier bis acht Passagiere befördern konnten. Kurzum: es waren Superjeepfahrer aus dem Bilderbuch.
Von nun an wechselten wir uns ab mit dem Bahnen der Spur und fuhren alle wie auf einer Perlenschnur aufgereiht nacheinander.
So ging es Stunde um Stunde mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von unter zwei Stundenkilometern voran, denn die Schneeverhältnisse änderten sich nicht. Bevor ich den Koller bekam und mein Rücken unerträglich wurde, wanderte ich einfach neben den Autos her und drehte den Männern eine lange Nase, wenn ich sie überholte. Von denen dachte nur einer daran, mal einen Schritt aus den Wagen zu machen: zehn Meter stapfte er durch den Schnee, dann hatte er genug. Verständlich, denn bei dem Körpergewicht sank er so tief ein wie die Autos - das wäre vermutlich auch mir etwas zu mühsam gewesen!
Um 20 Uhr hatten wir die Hälfte der Strecke geschafft, als unser bester Spurbahner einen Motorschaden erlitt. Damit wurde uns die ohnehin anstehende Entscheidung aus den Händen genommen: wir gaben auf uns drehten um.
18 Kilometer in 10 Stunden, weitere 13 Kilometer standen noch an - das war einfach nur sinnlos!
Broddi und ich übernachteten wieder in Hrauneyjar, und als wir am nächsten Morgen aus dem Fenster schauten, schneite es wieder. Feinster Pulverschnee, und keine Wetteränderung in Sicht. Nach einer weiteren Stunde aus Telefonaten und dem Beurteilen von Wetterprognosen war klar: Landmannalaugar war abgeschrieben. Die Gruppen, die über Sylvester kommen wollten, hatten abgesagt, und von überall kamen nun Superjeepfahrer zurück, da die Verhältnisse im ganzen Hochland gleich waren: selbst die heißgeliebten und hochgepriesenen Superduperwunderjeeps der Isländer kamen mit den momentanen Schneeverhältnissen einfach nicht zurecht. Auch wenn ich ein bisschen enttäuscht war, so war ich dennoch guter Laune: ich liebe es, wenn die Natur uns Menschen in ihre Schanken weist! Und Landmannalaugar läuft mir ja nicht weg!
Zum Abschluss will ich dann noch ein paar Bilder zeigen, die ich zu Weihnachten in Vík machte und diesen eigentlich totfotografierten Strand mal in ganz anderem Licht zeigen.
Es macht einfach immer wieder Spaß, bekannte Dinge neu zu entdecken, in anderem Wetter, anderen Blickwinkeln und vor allem mit viel Zeit. Zeit, um sich auch auf Details einzulassen, um die Augen mal andere Dinge sehen zu lassen, als das Offensichtliche. Seien es simple Eiszapfen unmittelbar an der zerklüfteten Steilküste, oder von Raben geschaffene Kunstwerke am verschneiten Lavastrand, als sie zwischen den Schneeschauern am Strand nach Nahrung suchten.
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