Solch rostrot-orangefarbene
Farbtupfer sieht man in Island ziemlich häufig. Wo eisenhaltiges
Wasser länger steht, in einem Sumpf etwa, bilden sich durch
chemische und biologische Prozesse kleine
Knötchen aus Eisenerz. Wenn sich die im Laufe der Zeit verfestigen,
zu einer Art eisenhaltigem Lehm, nennt man es Raseneisenstein oder
Sumpfeisen. Die Wikinger wussten von diesem Eisenerz und verhütteten
es: daher gab es in Island schon zur Landnahmezeit eine zwar kleine, aber konstante Versorgung mit Eisen aus einheimischer Produktion.
Um das Erz zu schmelzen, nutzte man sogenannte "Rennfeuer", welche auf eine Temperatur von 1150 bis 1200 °C gebracht werden mussten. Das war mit Holz nicht zu bewerkstelligen: für so hohe Temperaturen braucht es Kohle. Nun findet es auf einer jungen Vulkaninsel wie Island weder Stein- noch Braunkohle: aber es gab Büsche und Bäume, die man zu Holzkohle verarbeiten konnte. Innerhalb von 200 Jahren verschwanden die Wälder, die einst 30 % der Insel bedeckten: man nutzte sie als Bauholz, dann als Feuerholz, vor allem als Rohstoff für Holzkohle. Als die größeren Bäume alle gefällt waren, zog man auf der Suche nach Holz selbst ins Hochland, um dort jeden noch so kleinen, fingerdicken Ast in Kohlenmeilern zu Holzkohle zu wandeln. Dies gilt, in Kombination mit teils extremer Überweidung von einst viel zu vielen Schafen, als Hauptursache der Entwaldung des Landes - und daraus resultierender, starker Bodenerosion, mit der die Isländer bis heute kämpfen.
Um das Erz zu schmelzen, nutzte man sogenannte "Rennfeuer", welche auf eine Temperatur von 1150 bis 1200 °C gebracht werden mussten. Das war mit Holz nicht zu bewerkstelligen: für so hohe Temperaturen braucht es Kohle. Nun findet es auf einer jungen Vulkaninsel wie Island weder Stein- noch Braunkohle: aber es gab Büsche und Bäume, die man zu Holzkohle verarbeiten konnte. Innerhalb von 200 Jahren verschwanden die Wälder, die einst 30 % der Insel bedeckten: man nutzte sie als Bauholz, dann als Feuerholz, vor allem als Rohstoff für Holzkohle. Als die größeren Bäume alle gefällt waren, zog man auf der Suche nach Holz selbst ins Hochland, um dort jeden noch so kleinen, fingerdicken Ast in Kohlenmeilern zu Holzkohle zu wandeln. Dies gilt, in Kombination mit teils extremer Überweidung von einst viel zu vielen Schafen, als Hauptursache der Entwaldung des Landes - und daraus resultierender, starker Bodenerosion, mit der die Isländer bis heute kämpfen.
Die Kjölur, dieser öde Teil des westlichen Hochlandes, ist ein Paradebeispiel für den menschengemachten Wandel. Schaut euch das obige Bild an: eine braune Wüste, in der kaum etwas wächst. In alten Schriften steht, dass man diesen alten Reitweg mit teils großen Pferdeherden überquerte und in der Lage war, die Tiere zwischendurch grasen zu lassen. Damals war also selbst die trockene Kjölur wesentlich grüner, als es heute der Fall ist.
Ein Blick über die Lava-Wüste der Kjölur hinüber zum Gletscher Langjökull: eine trockene Ebene, aus der dann plötzlich der Langjökull aufsteigt. An seinem nord-östlichen Rand liegt der 1062
Meter hohe Rauðkollur (der rechts im Bild in den Gletscher hineinragt). Diesen markanten Berg zu erklimmen, bzw. von dort oben zu fotografieren, war eines meiner Hauptanliegen: weshalb ich mich am Abend mit der Erkundung eines potentiellen Aufstiegs befasste. In den nächsten Tagen wollte ich bei Sonnenaufgang schon oben sein, und das bedeutete, dass ich dann im Dunkeln loszulaufen und zumindest den ersten Teil des Weges kennen musste. Von daher war es gar nicht schlimm, dass ich an diesem späten Nachmittag "nur" die ersten 200 der
insgesamt 500 Höhenmeter erklomm (und dabei gleich zwei gute Aufstiegsmöglichkeiten fand). Weiterzugehen machte wenig Sinn, da sich
die Spitze in chronisch in Wolken versteckte und es außerdem wieder
Regenschauer gab. Die wirkten im Abendlicht aber herrlich fotogen!
Der nächste Morgen kam, und so machte ich mich trotz relativ dichter Bewölkun in der Gipfelregion noch in der Morgendämmeung an den Aufstieg. Meine Hoffnung, dass sich die Wolken entweder heben oder
senken würden, erfüllte sich leider nicht. Als ich dann endlich auf dem Gipfel stand, sah ich von der Umgebung absolut gar nichts. Der Sonnenaufgang war dennoch ziemlich mystisch, auch, weil er einen starken Nebelbogen über den Gipfel zauberte.
Nach meiner Rückkehr und einem verspäteten Frühstück hoben sich die Wolken und zog ich los, um ein Tal names Jökulkrókur zu erkunden. Ich war ich im Jahr 2008 einmal kurz dort gewesen und erinnerte mich an einen Doppelwasserfall, den ich damals recht fotogen fand und gerne wieder besuchen wollte. Heute war zwar kein gutes Fotowetter, aber ich sah den Tag als eher als Erkundungs- und Wandertag an, nur halt mit abgespecktem Fotorucksack auf dem Buckel.
Als ich im Tal ankam, war ich ziemlich erstaunt, denn: die Wasserfälle waren nicht mehr da! Man konnte sehen, wo sie gewesen waren, ein bisschen Feuchtigkeit lief noch die Felswand herab, aber so ohne weiße Vorhänge wirkte sie gar nicht attraktiv. Ich machte dennoch ein Foto, als Beweisbild fürs Archiv, und überlegte dann kurz, wohin ich meine Wanderung wohl fortsetzen sollte.
Und als ich dann die Kamera wegpacken wollte und zur Felswand hinüber sah, war da plötzlich ein Wasserfall! Innerhalb der letzten 30 Sekunden hatte jemand das Wasser aufgedreht. Wie cool war dass denn, bitteschön? Und der Wasserfall wurde langsam aber sicher immer breiter und stärker. Das hier war kein Rinnsal, sondern ein ordentlicher Bach, und ein Wasserfall in etwa der Größe des Seljalandsfoss!
Dass Flüsse und Bäche ihren Lauf ändern, ist in einem so wilden Land wie Island gang und gäbe: dass ein Wasserfall irgendwann nicht mehr existiert, weil ein Bach woanders lang fließt, scheint deshalb auch logisch und verständlich. Aber dass ein Wasserfall an und aus geht, davon hatte ich noch nie gehört!
Ich zögerte nicht lange und gab Fersengeld. Ich wollte trockenen Fußes über den Bach und die Flutwelle sehen! Die kam zwar auch, aber viel langsamer, als gedacht. Statt einer Welle handelte es sich hier um ein ganz sachtes Ansteigen des Wasserspiegels. Innerhalb von zwei Minuten verwandelte sich das klare Rinnsal aus Grundwasser in einen rauschenden kleinen Gletscherfluss. Dabei hob sich der Wasserspiegel um einen halben Meter und wurde der Bach etwa vier Meter breit.
Ich wanderte neugierig in die Nähe des zweiten Wasserfalls, aber der blieb trocken. Also trat ich den Rückweg an, fand eine schmale Stelle, an der ich den Bach mit einem beherzten Sprung überqueren konnte, und suchte mir einen Aufstieg zur Klippe hinauf. Bis ich oben ankam, verging etwas Zeit, auch, weil ich an einem Hang-Garten aus Rauschebeeren vorbeikam und mir die Chance nicht entgehen ließ, ein paar Vitamine zu mir zu nehmen...
Oben angekommen stellte ich dann fest, dass der zweite Wasserfall jetzt auch floss - verrückt! Wo das Wasser aus welchem Grund umgelenkt worden war, ist mir weiterhin ein Rätsel. Irgendwo im Flussbett muss es einen Faktor geben, der den gesamten Bach mal eben komplett umleitet: entweder in die alten Wasserfälle hinein, oder vermutlich in den Nachbarfluss. Ich hätte dem Ganzen vielleicht auf die Spur kommen können, aber so wichtig war mir das jetzt auch nicht. Außerdem musste ich langsam zurück. Die Sonne ging schon unter: da es weiterhin stark bewölkt war, blieben die erhofften warmen Farben zwar leider aus, aber ich war dennoch bester Laune. Natur ist einfach nie langweilig!
Nach einer zu kurzen Nacht klingelte auch an diesem vierten Urlaubstag mein Wecker zu Beginn der Morgendämmerung. Und endlich, endlich: Diesmal befanden sich alle Wolken unter 30 Meter Höhe. Bodennaher Nebel - Volltreffer! Ich glaube, ich war selten so schnell aus dem Schlafsack raus, wie an diesem Morgen.
Die ersten Hänge flog ich regelrecht empor, bevor ich aus dem Fotografieren kaum heraus kam. Bodennebel erlebe ich im Norden nicht so oft. Umso außergewöhnlicher ist es daher, wenn ich mal über den Wolken stehen kann. Was für ein genialer Anblick, was für ein toller Kontrast in der sonst eher dunklen Landschaft! Man, war ich froh, dass ich die Zeit mitgebracht hatte, auf genau so tolle Wetterstimmungen zu warten. Das würde der Sonnenaufgang der Reise werden, dessen war ich mir sicher!
Und so stand ich dann am zweiten Morgen infolge auf 1062 Meter Höhe, und sah diesmal, was ich mir am Tag zuvor nicht einmal vorstellen konnte. Langsam kroch der Nebel über das Land, sachte wabernd und in filigraner Schönheit. Als dann die Sonne über den Osthorizont lugte, begann ein Alpenglühen der Sonderlative. Wow, einfach nur wow!
Mit fast so etwas wie Mitleid dachte ich an die sechs Wanderer, die noch in der Hütte schlummerten und die dieses Spektakel ebenso verpassten, wie die beiden Wildcamper, deren Zelte unten im feuchten Nebel standen. Ich war heilfroh, den Aufstieg trotz Müdigkeit auf mich genommen zu haben. Schlafen konnte ich, wenn ich zurückkam oder es das nächste Mal regnete! :-)
Im Laufe der kommenden Stunde hob sich der Nebel und verdunstete ganz langsam. Meine Güte, was waren das für Anblicke! Ich war im wahrsten Sinne des Wortes völlig "benebelt" von so viel Schönheit - und fotografierte mich dumm und dämlich.
Fotogenen Nebel habe ich in meinem Leben noch nicht so erleben dürfen: umso mehr weiß ich es zu schätzen, wenn ich mich mal über den Wolken befinde. So auch jetzt: ich wollte gar nicht mehr von diesem Gipfel herunter, und der Wunsch, irgendwann weiterzuziehen, war auch komplett verflogen. Jetzt die Zeit anzuhalten, das wär's gewesen!
***
Und weil es wieder so weit ist, die Geburt eines vor 2000 Jahren Gestorbenen zu feiern, wünsche ich all denjenigen, die das bewusst tun, ein frohes Weihnachtsfest - und allen anderen ein paar schöne Feiertage!
Danke für die wunderbaren Bilder, den schönen Bericht und die Wünsche, dir auch ein frohes Fest und ein gutes Neues Jahr.
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