Donnerstag, 2. Oktober 2014

... kurze Sendepause ...

Einige von euch werden schon mitbekommen haben, dass ich einen Blogeintrag online stehen hatte, der jetzt verschwunden ist. Das hat einen einfachen Grund: den Vulkanausbruch und sehr hoch schlagende Emotionen.

Der Vulkanausbruch bei Holuhraun ist seit Beginn der Eruption ein Sperrgebiet: man fürchtet einen Ausbruch im Hauptkrater des Bárðarbunga und eine Flutwelle, welche genau die Gegend treffen würde, in der sich der momentan harmlose Lavaausbruch befindet. Um einen Massenandrang wie beim Fimmvörðuháls zu verhindern, werden nur Leute mit einer Sondergenehmigung hineingelassen: und das sind meist Ausländer. Und das wiederum verärgert viele Isländer, denen verboten wird, das Gebiet zu sehen.

Nur um klar zu stellen: Ich finde es nicht in Ordnung, dass dieser Vulkanausbruch einerseits für alle geschlossen ist, aber trotzdem 'besonderen' Menschen der Zutritt gewährt wird. Entweder alle oder keiner, alles andere ist unfair. Es gäbe da so viele Alternativen: zum Beispiel könnten sie nur eine bestimmte Anzahl Fahrzeuge ins Gebiet lassen, damit die Gegend schnell evakuiert werden kann. Oder sie könnten die Sondergenehmigungen im Losverfahren für Isländer zulassen: dann würden im Laufe der Wochen viele Menschen den Vulkanausbruch sehen können, ohne dass der Zivilschutz die Kontrolle verliert.

Aber es läuft eben anders. Und die einzige Chance, den Ausbruch aus der Nähe zu sehen, ist, dieses Spiel mitzuspielen - ob es einem gefällt, oder nicht. Ich habe das Glück, Fotojournalist zu sein, und darum habe ich mich um eine Sondergenehmigung bemüht - und sie nach viel Stress und Arbeit auch erhalten. Vergangenes Wochenende war ich dann am Vulkan, und es hat jegliche Vorstellungen weit übertroffen. Dazu werde ich später mehr erzählen.

Am Tag meiner Rückkehr schickte ich drei kleine, schlecht aufgelöste Bilder ans Geologische Institut Islands, ohne weitere Hintergedanken, einfach nur, um ihnen die veränderte Situation vor Ort zu zeigen: es hatte nämlich zum ersten Mal geschneit. Ohne Rücksprache mit mir wurden besagte Bilder schon eine halbe Stunde später auf deren Facebookseite gesetzt - mit meinem Namen und Link zu meiner Facebookseite, immerhin - aber korrekt war das nicht! Plötzlich nutzten auch die staatliche Rundfunkanstalt und die Universität Islands meine Bilder im Netz und auf Twitter. Ich wäre fast zornig geworden, wären nicht die Klickzahlen auf meine Homepage in unbekannte Höhen gestiegen und hätte ich nicht innerhalb von drei Stunden sechs Nutzungsanfragen aus der ganzen Welt erhalten. Zu behaupten, dass ich von der Resonanz überrascht wurde, wäre eine Untertreibung gewesen...

Und so kommt es, dass einige meiner Bilder in den nächsten Tagen an verschiedenen Stellen auftauchen werden: beginnend mit der Titelseite von Islands größter Tageszeitung.


Damit wusste Island, dass ich vor Ort gewesen war - und begannen die Anfeindungen. Nach über einem Monat Reiseverbot ist der Frust bei vielen Isländern unerträglich geworden: mein Bild brachte das Fass für einige zum Überkochen. 
Ich kann es nachvollziehen, denn auch ich finde diese ganze Situation unfair. Allerdings finde ich es nicht korrekt, dass diese Leute jetzt ausgerechnet mich anfeinden, von all den Hunderten, die schon vor Ort waren. Außerdem gehe ich davon aus, dass sie jederzeit mit mir tauschen würden, um dann das gleiche zu tun, weswegen sie mich verdammen.

Mich berührt das Ganze aber nur wenig: ich sehe es als Kritik am System. Um nicht noch mehr Öl ins Feuer zu gießen, habe ich jetzt vorsichtshalber die beiden Blogeinträge vom Netz genommen und will einfach ein paar Tage warten, bis sich die Gemüter beruhigen. Ich kann an der Situation nichts ändern: ich bin lediglich umso dankbarer, dass ich den Ausbruch erleben durfte. Ganz offiziell - ob es einigen nun passt, oder nicht.

Von daher: in ein bis zwei Wochen gibt es die Bilder hier zu sehen. Bis dahin wünsche ich euch eine gute Zeit - auf bald!

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