Es mag einigen vielleicht verwunderlich erscheinen, dass es mich schon wieder in dieses von Gletschern umrahmte Tal zieht, und nicht in andere Gegenden Islands, die ich teilweise noch gar nicht kenne. Die Þórsmörk ist mir mittlerweile so etwas wie eine kleine Heimat geworden: ich war schon so oft da, habe ja auch als Hüttenwart Wochen dort verbracht, kenne die Leute, die dort arbeiten, die Ranger, Hüttenwarte, Busfahrer und Guides. Dennoch habe ich noch relativ wenig von der Umgebung gesehen: ich habe dort gearbeitet und relativ wenig Ausflüge gemacht; und Urlaub und Arbeit sind einfach nicht dasselbe.
Außerdem habe ich mich bisher fast ausschließlich in der Þórsmörk aufgehalten: nicht aber in Goðaland.
Kaum einer weiß, dass die Hütte Básar eigentlich gar nicht in der Þórsmörk liegt, sondern in Goðaland, dem Land der Götter. Goðaland ist die Gegend südlich des Flusses Krossá, Þórsmörk ist der Bergrücken nördlich davon. Beide Gegenden sind wunderbar, unterscheiden sich aber doch sehr. In Goðaland gibt es die höheren Berge, die tieferen Schluchten, die Gletscher. Und genau das reizte mich, genau deswegen war ich diesmal gekommen.
Jetzt, Anfang Juni, strömen Wanderer in die Gegend. Der 26km lange Wanderweg Fimmvörðuháls, der von Skógar nach Þórsmörk/Goðaland führt, ist seit Anfang des Monats begehbar, allerdings liegt noch viel Schnee auf dem höchsten Punkt auf knapp 1100m zwischen den Gletschern. Der Laugavegur ist allerdings, wie in den meisten Jahren, noch nicht geöffnet. Das hat zur Folge, dass viele Wanderer zu Fuß über den Pass nach Þórsmörk kommen, diese aber wieder per Bus verlassen. Und jedes Jahr aufs Neue sind die Busfahrer vom Ansturm überrascht. Auf der Hinreise saß ich zusammen mit 8 anderen im Bus: die Rückfahrt aber sah ganz anders aus. Und weil das so absurd war, so typisch isländisch pragmatisch, will ich diesen Bericht mit der Heimreise beginnen. Wer sagt denn, dass alles chronologisch sein muss...? :-)
Ein Bild aus dem Jahr 2011. So viel Asche wird mitterweile nicht mehr aufgewirbelt. |
nach echter isländischer Art:
es konnte weitergehen!
Dann aber gab es ein kleines Problem: in Húsadalur warteten noch einmal 33 Wanderer darauf, zur Ringstraße zu gelangen. Es gab aber nur noch 5 freie Plätze im Bus.
Was nun? Es gab keinen Ersatzbus, und niemand der Reisenden (die übrigens alle schon bezahlt hatten) wollte 3 Stunden auf einen Ersatzbus aus Reykjavik warten.
Denn der Busfahrer, ganz pragmatisch, schickte all jene, die keinen Platz bekommen hatten, in den Essenssaal der Hütte.
Jeder sollte sich einen Stuhl holen: einen ganz normalen, altmodischen Holzstuhl. Die Anweisung war einfach: hinsetzen, in den Mittelgang, so dicht wie möglich.
Zwei zierliche Mädels wurden von ihren Partnern auf den Schoß genommen.
Und der Hilfsbusfahrer saß neben dem Armaturenbrett.
Was geht, das geht!
Trotzdem mussten fünf Leute die einstündige Fahrt bis zum Seljalandsfoss im Stehen zubringen, und drei weitere kamen gar nicht mit, obwohl sie bezahlt hatten: aber wir trafen sie später in Hvolsvöllur wieder, sie waren von einem Jeepfahrer mitgenommen worden, der die ganze Aktion beobachtet hatte.
Beim Seljalandsfoss enstpannte sich die Lage, als bestimmt 20 Leute ausstiegen, um entweder in den Bus Richtung Osten oder aber in ihre eigenen, dort geparkten Fahrzeuge umzusteigen.
Obwohl einige wenige Miesepeter dabei waren, die das ganze absolut unmöglich fanden, sah man fast ausschließlich lachende Mienen.
Busfahren in Island - in der westlichen Welt ist das an Absurdität wohl kaum zu toppen!
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