Sonntag, 15. Juni 2014

Pfingsten in der Þórsmörk, Teil 2

Für meinen diesjährigen, sehr spontanen Besuch in der Þórsmörk hatte ich Básar als mein Basislager erkoren. Dort herrscht eigentlich immer reges Treiben: ein Grund, warum ich bisher noch nie hier übernachtet habe. Básar ist der bevorzugte Campingplatz vieler Isländer hier in der Þórsmörk, die in kleinen Gruppen in Zeltanhängern oder Zelten übernachten und ihren ganzen Hausrat (und alle Haustiere) gleich mitbringen. Und eine Menge Alkohol. Gerade an Sommerwochenenden geht hier die Post ab! Der Campingplatz ist aber sehr groß und weit verzweigt: ich habe letztendlich ein ruhiges Eckchen gefunden und mich dank der Bäume auch relativ alleine gefühlt.
Blick über Básar nach Langidalur und den Berg Valahnúkur














 
Da ich vorhatte, tagsüber zu schlafen, waren mir die ganzen Leute auch egal: sollten sie ruhig bis tief in die Nacht feiern, ich würde nicht da sein! Tagsüber war der Lärmpegel sehr human - zumindest gemessen an der Anzahl an Menschen, die da war. Und so startete ich am ersten Abend auch schon los: nach dem Abendessen stieg ich den 805m hohen Útigönguhöfði empor; den Hausberg von Básar.




Was folgte, war einer der schönsten Tage meines diesjährigen Islandaufenthaltes. Die Sonne ging um 23 Uhr unter und um 3 Uhr wieder auf: dazwischen wurde der Himmel rosa und verwandelte sich die Landschaft in ein Aquarellgemälde.
 






Die Zeit verging wie im Fluge. Als die Sonne aufgegangen war, machte ich mich schließlich an den steilen Abstieg - und ein letztes Bild, als ich an den faszinierenden Tuff-Formationen vorbeikam, die so typisch für diese Gegend sind.

Zurück am Campingplatz herrschte jetzt Stille - und ich hatte ein ungewohntes Problem. Die Sommersonne erhitzte mein Zelt auf Saunatemperaturen und machte mir Schlafen unmöglich. Erst am Nachmittag, als der Schatten der umliegenden Büsche auf mein Zelt fiel, fand ich Schlaf. Am Abend wachte ich wieder auf, kochte mein Abendessen bzw. Brunch, und überlegte, was ich tun sollte. Denn plötzlich lagen tiefe Wolken über dem Tal, die aber nicht zu dick erschienen und keinen Regen brachten. Und als meine nächsten Nachbarn, schon deutlich angeheitert, laut zu singen begannen, startete ich los: den Wanderweg Fimmvörðuháls empor, hinein in die Wolken, hinein in den Nebel. Ich wollte so hoch aufsteigen, bis die Wolken unter mir lagen. Natürlich wusste ich nicht, ob mir das gelingen würde, aber einen Versuch war es auf jeden Fall wert. Von einem Sonnenaufgang über den Wolken hatte ich schon lange geträumt!

Zwei lange Stunden wanderte ich durch den Nebel und folgte ich dem sehr gut zu erkennenden Wanderweg, der über den Pass Fimmvörðuháls nach Skógar führt. Ich überquerte die Morrinsheiði (800m hoch gelegen) und wollte gerade über den Heljarkambur auf 1000m aufsteigen, als plötzlich die Sonne durchbrach. In nur wenigen Minuten senkte sich der Nebel um gut 200m ab: und ich stand über einem Meer aus Wolken. Was für ein fantastischer Anblick!

Blick von der Morrinsheiði. Links in rosa der Eyjafjallajökull (1666m), der schwarze, von Wolken umwaberte Berg ist der Útigönguhöfði (805m), auf dem ich am Tag zuvor stand. Die Sonne geht hinter den Tindfjöll (1251m) unter, und ganz rechts im Vordergrund ist das Heiðarhorn (~800m). Panorama aus 5 Aufnahmen.



     
In den folgenden Stunden erlebte ich, wie der Hochnebel sich ständig hob und senkte, um in der Mitte der Nacht dann gänzlich zu verschwinden. Als die Sonne aufging, krochen die Wolken aber vom Talausgang wieder zum Gletscher empor, bäumte sich an Bergen auf, floss Täler hinab wie Wasserfälle. Es war wunderbar!




"Da liegt Emstrur!"
Selbstportraits in gestellten Posen mache ich ja nun wirklich nicht oft - hier aber hat es einfach nur Spaß gemacht!
Und das Bild gibt es natürlich auch ohne menschlichen Störfaktor...



 
Ich bin immer noch ganz euphorisch von dieser beeindruckenden Nacht: mit ihr hat sich ein langgehegter Traum erfüllt. Zum ersten Mal im Leben habe ich in Island einen Sonnenaufgang über Hochnebel erleben dürfen - hach, wunderbar, gerne jederzeit wieder! Diese fantastische Mittsommernacht ging viel zu schnell vorbei. Erst, als ich völlig gesättigt von den ganzen Eindrücken nach dem Sonnenaufgang die Kamera wegpackte, eine Weile in der Sonne lag und die letzten Nebelwolken verdunsten sah, erst dann fiel mir auf, was für ein Tag es war: mein Geburtstag. Ein schöneres Geschenk hätte mir niemand machen können!
 

Jetzt, ein paar Tage später, habe ich Island schon wieder verlassen: ich bin nun wieder in Svalbard, wo ich den Sommer verbringen werde. Ich plane, mich öfters zumindest mit ein, zwei Fotos zu melden. Schaut mal vorbei, ich werde mir Mühe geben, mich zu melden!







1 Kommentar:

  1. Liebe Kerstin, alles Gute zum Geburtstag nachträglich. Deine Fotos erinnern mich an meine Rückwanderung mit dir aus Emstrur, wo wir auch über dem Wolkenmeer gingen und Songs aus Herr der Ringe summten. Mich würden die technischen Details des ersten Wolkenbildes mit dem Blick von der Morrinsheiði interessieren. Welches Objektiv, Brennweite, Blende, Belichtungszeit und Filter hast du benutzt? Liebe Grüße Annika

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