Genau deswegen habe ich mir, genau wie auch schon im vergangenen Jahr, dieses Frühjahr frei genommen. Ich hätte ohne Probleme Arbeit finden können, entweder in Island oder auf besagten Schiffen, die jetzt über die britischen Inseln und die norwegische Küste über Bjørnøya nach Svalbard fahren. Aber nein: ich will Zeit für mich haben. Zeit zum Sein, Zeit zum Denken, Zeit zum Erledigen von vielen, kleinen Dingen, die sonst auf der Strecke bleiben.

Am Ende des kleinen 'östlichen Borgarfjörður' liegt das Dorf Bakkagerði. Die 100 Einwohner arbeiten entweder mit Fisch (es gibt hier eine kleine Fischfabrik und einen etwas außerhalb liegenden Hafen mit ein paar ganz kleinen, privaten Fischkuttern) oder in der Landwirtschaft. Und ich denke einige arbeiten auch irgendwie selbständig am Computer, und natürlich im Tourismus (es gibt hier 3 Übernachtungsmöglichkeiten sowie einen Campingplatz).

Ich bin jetzt drei Wochen hier, und ja, ich muss sagen, ich mag diese Gegend auch. Sie ist mir fast zu lieblich - ich mag es ja eher rau und wild; dementsprechend begeistert war ich über einen unerwarteten Wintereinbruch Anfang Mai. Das Gras fing gerade an zu sprießen, die Zugvögel begannen zu brüten: und dann kamen die deutschen Eisheiligen bis nach Island. Es schneite zwei Tage lang und lagen 10cm Schnee. Ich fand's klasse!
Jetzt reicht's aber auch mit dem Winter: es ist schön, dass es wieder grün wird. Langsam verstehe ich, was diese Gegend so attraktiv macht: die Farben, die Weite, die wunderschönen markanten Berggipfel, die nur wenigen menschlichen Störfaktoren. Ich habe hier ja jetzt 'nur' in der direkten Umgebung der Ortschaft fotografiert: gerne würde ich einmal im Sommer herkommen und die Gegend jenseits der Berge erkunden! Selbst wenn sie grün und lieblich ist... ;-)

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Dyrfjöll (1136m), die 'Türberge' mit der 'Tür' (856m). Und nem Bach. |
Und ja, der Sommer kommt: wie immer verzögert im Norden Islands, wir sind hier etwa 2-3 Wochen später dran als das jetzt schon grüne Südisland, aber die Pflanzen lassen sich nicht beirren. Das Gras sprießt und die ersten Blüten öffnen sich! Da lasse sogar ich mich zu einem Blümchenfoto bewegen.
Als ich Anfang Mai herkam, wusste nicht viel von diesem Fjord: und war dementsprechend überrascht, als ich hörte, dass es hier eine Papageitaucherkolonie gibt. Die putzigen Vögel kamen bereits im April und sind jetzt, Mitte Mai, schon mit der Brut beschäftigt. Einige Spätzünder oder Sauberkeitsfanatiker beschäftigen sich aber immer noch mit dem Putzen der Bruthöhle - Papageitaucher sind reinliche Tiere!
Sie sind sogar so reinlich, dass sie ihren bis zu zwei Meter (normalerweise aber um ein Meter) langen Bruttunnel in "Wohnzimmer" und "Toilette" unterteilen.
Wie kann man sich das vorstellen? Die Vögel brüten in einem Tunnel in der Grasnarbe, den sie mit Schnabel und Krallen graben. Das tun sie aber nicht jedes Jahr aufs Neue, sondern sie nutzen den gleichen Bau wie im Vorjahr, verteidigen ihn auch hartnäckig gegen Konkurrenten. Deshalb sind die Paare auch weitestgehend monogam: aber nicht, weil sie sich gegenseitig erkennen, sondern weil sie zur gleichen Bruthöhle wie im Vorjahr zurückkehren. Wenn sich einer im Nest verirrt, hat er 'nen neuen Partner, sozusagen...

Jetzt aber genug von dieser Scheißangelegenheit - statt dessen noch ein Bild, das ich bei meinem bisher einzigen Besuch der Kolonie machen durfte.
Viel Spaß - und bis bald!

Hi,
AntwortenLöschenbin gerade dabei alle deine Berichte nachzulesen. Den Ostern Islands haben wir 2011 erwandert und mir gefiel es dort ausgesprochen gut. Wir hatten 10 von 15 Reisetagen Sonnenschein.
Einen kleinen Film von mir findest du hinter meinem Namen.
Gruß Ulla