Also packte ich Zelt, Schlafsack und Regenkleidung, wanderte am Montag die E6 gen Westen herab und schlug mich dann gen Norden "in die Büsche". Mein Ziel: der See "Koppivatnet", gelegen in einem moorigen Hochtal.
Mein Wanderrevier der vergangenen zwei Tage: vom Fjord aus ging es die Straße hinunter und dann irgendwo am Berg querfeldein zu den beiden Seen hinauf.
Genau zwischen den beiden Seen schlug ich mein Zelt auf - eigentlich genau rechtzeitig vor dem ersten heftigen Regenschauer. Ich hatte mal wieder typisches Mischwetter erwischt: von allem gab es etwas, wobei Regen und Nieselregen allerdings dominierten. Und das gerade am ersten Tag nicht zu knapp!
Hier sieht man wunderbar die Wettersituation der sich herbstlich verfärbenden Fjell-Landschaft:
im Hintergrund kündigt sich der nächste heftige Regenschauer an.
im Hintergrund kündigt sich der nächste heftige Regenschauer an.
Anfangs machte mir der Regen wie immer Spaß - zumindest solange mir noch warm war und ich genügend trockene Tücher zum Putzen des Objektivs hatte. Das interessante an Regenfotografie ist ja, dass man den Regen gerade bei Langzeitbelichtungen nicht sieht und man Fotos machen kann, die überhaupt nicht nach Regen aussehen. Um so lustiger wäre es einmal, wenn mich jemand dabei fotografieren würde, wie ich mit Plastiktüten und Putztüchern bewaffnet die wind- und regenflauen Momente abwarte und der Nässe den Kampf ansage...
Als sich der feine Niesel dann aber in stetigen Regen wandelte und der Wind tüchtig auffrischte, welcher die Tropfen waagerecht durch die Luft peitschte und die Wolken ins Tal drückte, schwand mir die Freude am Fotografieren.
Aber nicht nur ich war es, die im Nebel kaum mehr etwas sah - auch die vielen Rentiere (ohnehin recht taube und blinde Zeitgenossen, scheint mir) waren so angeödet vom Wetter, dass sie mich erstaunlich nahe an sich heranließen, bevor sie erhobenen Stummelschwanzes und laut grunzend davontrabten. Es sind schon lustige Viecher, diese Rentiere...
Als ich dieses Foto machte, war ich bereits 5 Stunden im Regen unterwegs und hatte der Wind die Nässe durch jede Pore meiner Jacke gedrückt. Auch durch die Nähte meiner Regenhose tropfte das Wasser von oben in meine ohnehin gefluteten Schuhe hinein - Norwegen ist ein einziges, großes Moor, scheint mir, da bleiben Wanderschuhe auch bei gutem Wetter keinen Kilometer lang trocken. Jetzt aber hatte ich nicht einmal mehr genug trockenes Textil am Leib, um meine Brille zu putzen und waren meine Füße und Finger längst gefühllos vor Kälte. Spätestens dann war für mich der Zeitpunkt gekommen, wie ein Rohspatz auf dieses Sch...wetter zu fluchen und mich auf den Weg zurück ins Zelt zu machen.
Welch eine Wohltat, wenn dann im trockenen Zelt eine warme Mahlzeit (Nudeln, was sonst, geht am schnellsten), Kleidung zum Wechseln und ein warmer Schlafsack auf einen warten!
Am nächsten Morgen wollte ich erst gar nicht aus dem Zelt. Alles war nass: Socken, Schuhe, Hose, und am schlimmsten ist es, wenn die Jacke noch genauso nass und kalt ist, wie man sie ausgezogen hat - besonders wenn es draußen windig-klamm und noch dazu dunkel ist. Dennoch brach ich um 5 Uhr morgens vom Zelt aus auf: es regnete nicht, und wenn ich nur zwei Tage frei hatte, konnte ich nicht einfach faul im Zelt liegen bleiben!
Dementsprechend froh und überrascht war ich, als sich trotz der Bewölkung interessante Lichtstimmungen ergaben. In der "blauen Stunde" vor Sonnenaufgang gelang mir das obige Bild (mein Lieblingsbild des Ausfluges), und kurz nach Sonnenaufgang gab es sogar für einen kurzen Moment ein paar intensive Sonnenstrahlen auf einem Berghang im Westen!
Leider zog sich der Himmel danach wieder zu, sodass ich mein Zelt zusammenpackte und dem Hochmoor den Rücken kehrte. Es zog mich in den Wald hinein, dessen Bäume sich momentan gelb und orange färben. Ach was, nicht nur die Bäume, alles wird momentan bunt: Beeren, Pflanzen, Farne, Pilze, alles leuchtet in den wildesten Farben! Man soll es nicht glauben, aber durch diese Fülle an Farben wird es richtig schwierig, gute Fotos machen!
Daher begann ich auch schnell, mit der Kamera zu "malen". Ich weiß, es ist nicht jedermanns Sache, aber ich mag diese abstakte Art der Fotografie, die sehr an Gemälde erinnert. Die Technik, die dahintersteht, ist selten einfach: es handelt sich schlichtweg um bewusstes Verwackeln des Motivs. Hier zwei Beispiele, beide am heutigen Nachmittag aufgenommen.
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