Von Montag bis Freitag bin ich im Nachbarfjord wandern, werde mich also frühestens am Wochenende wieder hier melden. Wettertechnisch soll es sehr nass und sehr stürmisch werden - nun, mal sehen, warm und sonnig wäre zwar schön, um diese Jahreszeit aber unwahrscheinlich. Ich hoffe dennoch, dass ich mich mit ein paar ansehnlichen Impressionen aus dem herbstlichen Nordnorwegen zurückmelden kann!
Eine einigermaßen große Wolkenlücke zwischen zwei Regenschauern würde mir schon reichen - und wenn sich dann auch noch ein Nordlicht blicken lässt, so wie gestern im Sturm der alle Bäume entlaubte, dann lasse ich mich auch gerne vier Tage lang zuregnen!
Sonntag, 27. September 2009
Mittwoch, 23. September 2009
Indian summer
Da ich momentan absolut keine Zeit für lange Blogeinträge habe, will ich mich diesmal auf visuelle Impressionen beschränken. Nur so viel sei gesagt: Der Herbst hat seinen Höhepunkt erreicht, auch wettermäßig. Ich verbringe trotz vielem Regens jede freie Minute im Wald beim Sammeln von Beeren, Pilzen oder mit Fotografieren. Viel Freizeit bleibt mir aber nicht: die Arbeit mit den Hunden nimmt täglich etwa fünf Stunden in Anspruch, da ich jetzt täglich zwei Zwölfergespanne gassi fahre: wir sind bei 12km angelangt. Ansonsten arbeite ich etwa vier Tage die Woche auf dem Bauernhof, was dann in 10-12 Stundentagen ausartet, Pausen exklusive. Die körperliche Arbeit macht müde, ich schlafe mehr und habe daher weder Zeit noch Kraft, nachts auf Polarlichtjagd zu gehen. Mittlerweile ist es 12 Stunden lang dunkel, der Winter naht in großen Schritten.
Doch genug dazu, ich muss ins Bett. Nachfolgend ein paar aktuelle Impression von Hunden und Landschaft. Die Farbenpracht der Wälder kann ich nur immer wieder bestaunen - ich habe so etwas noch nie in dem Maße gesehen! Es ist, als habe jemand einen Malkasten über der Landschaft ausgeschüttet! Grüne, gelbe und orangefarbene Baumkronen, leuchtend rote Beeren, Pilze und Heidelbeerblätter, papierweiße Birkenstämme und pechschwarze Steine, knallgelbe Pfifferlinge, neongrünes Moos und neongelbe Farne - dazu die absonderlichsten Blau- und Grautöne am Herbsthimmel. Wenn ich die Bilder sehe, die meine digitale Kamera ausspuckt, denke ich oft, dass das alles doch nicht real sein - doch die Farben sind hier wirklich so knallig und intensiv. Es ist einfach nur erstaunlich!
Dienstag, 15. September 2009
Herbst am Langfjord
Heute kam ich von einem kurzen Ausflug zurück - meinem ersten seit ich hier auf Parken Gård bin. Ich wollte einmal die nähere Umgebung kennenlernen, also diejenige, welche man nicht "mal eben" an einem Nachmittag erkundet.
Also packte ich Zelt, Schlafsack und Regenkleidung, wanderte am Montag die E6 gen Westen herab und schlug mich dann gen Norden "in die Büsche". Mein Ziel: der See "Koppivatnet", gelegen in einem moorigen Hochtal.
Genau zwischen den beiden Seen schlug ich mein Zelt auf - eigentlich genau rechtzeitig vor dem ersten heftigen Regenschauer. Ich hatte mal wieder typisches Mischwetter erwischt: von allem gab es etwas, wobei Regen und Nieselregen allerdings dominierten. Und das gerade am ersten Tag nicht zu knapp!
Anfangs machte mir der Regen wie immer Spaß - zumindest solange mir noch warm war und ich genügend trockene Tücher zum Putzen des Objektivs hatte. Das interessante an Regenfotografie ist ja, dass man den Regen gerade bei Langzeitbelichtungen nicht sieht und man Fotos machen kann, die überhaupt nicht nach Regen aussehen. Um so lustiger wäre es einmal, wenn mich jemand dabei fotografieren würde, wie ich mit Plastiktüten und Putztüchern bewaffnet die wind- und regenflauen Momente abwarte und der Nässe den Kampf ansage...
Als sich der feine Niesel dann aber in stetigen Regen wandelte und der Wind tüchtig auffrischte, welcher die Tropfen waagerecht durch die Luft peitschte und die Wolken ins Tal drückte, schwand mir die Freude am Fotografieren.
Aber nicht nur ich war es, die im Nebel kaum mehr etwas sah - auch die vielen Rentiere (ohnehin recht taube und blinde Zeitgenossen, scheint mir) waren so angeödet vom Wetter, dass sie mich erstaunlich nahe an sich heranließen, bevor sie erhobenen Stummelschwanzes und laut grunzend davontrabten. Es sind schon lustige Viecher, diese Rentiere...
Als ich dieses Foto machte, war ich bereits 5 Stunden im Regen unterwegs und hatte der Wind die Nässe durch jede Pore meiner Jacke gedrückt. Auch durch die Nähte meiner Regenhose tropfte das Wasser von oben in meine ohnehin gefluteten Schuhe hinein - Norwegen ist ein einziges, großes Moor, scheint mir, da bleiben Wanderschuhe auch bei gutem Wetter keinen Kilometer lang trocken. Jetzt aber hatte ich nicht einmal mehr genug trockenes Textil am Leib, um meine Brille zu putzen und waren meine Füße und Finger längst gefühllos vor Kälte. Spätestens dann war für mich der Zeitpunkt gekommen, wie ein Rohspatz auf dieses Sch...wetter zu fluchen und mich auf den Weg zurück ins Zelt zu machen.
Welch eine Wohltat, wenn dann im trockenen Zelt eine warme Mahlzeit (Nudeln, was sonst, geht am schnellsten), Kleidung zum Wechseln und ein warmer Schlafsack auf einen warten!
Am nächsten Morgen wollte ich erst gar nicht aus dem Zelt. Alles war nass: Socken, Schuhe, Hose, und am schlimmsten ist es, wenn die Jacke noch genauso nass und kalt ist, wie man sie ausgezogen hat - besonders wenn es draußen windig-klamm und noch dazu dunkel ist. Dennoch brach ich um 5 Uhr morgens vom Zelt aus auf: es regnete nicht, und wenn ich nur zwei Tage frei hatte, konnte ich nicht einfach faul im Zelt liegen bleiben!
Dementsprechend froh und überrascht war ich, als sich trotz der Bewölkung interessante Lichtstimmungen ergaben. In der "blauen Stunde" vor Sonnenaufgang gelang mir das obige Bild (mein Lieblingsbild des Ausfluges), und kurz nach Sonnenaufgang gab es sogar für einen kurzen Moment ein paar intensive Sonnenstrahlen auf einem Berghang im Westen!
Leider zog sich der Himmel danach wieder zu, sodass ich mein Zelt zusammenpackte und dem Hochmoor den Rücken kehrte. Es zog mich in den Wald hinein, dessen Bäume sich momentan gelb und orange färben. Ach was, nicht nur die Bäume, alles wird momentan bunt: Beeren, Pflanzen, Farne, Pilze, alles leuchtet in den wildesten Farben! Man soll es nicht glauben, aber durch diese Fülle an Farben wird es richtig schwierig, gute Fotos machen!
Daher begann ich auch schnell, mit der Kamera zu "malen". Ich weiß, es ist nicht jedermanns Sache, aber ich mag diese abstakte Art der Fotografie, die sehr an Gemälde erinnert. Die Technik, die dahintersteht, ist selten einfach: es handelt sich schlichtweg um bewusstes Verwackeln des Motivs. Hier zwei Beispiele, beide am heutigen Nachmittag aufgenommen.
Also packte ich Zelt, Schlafsack und Regenkleidung, wanderte am Montag die E6 gen Westen herab und schlug mich dann gen Norden "in die Büsche". Mein Ziel: der See "Koppivatnet", gelegen in einem moorigen Hochtal.
Mein Wanderrevier der vergangenen zwei Tage: vom Fjord aus ging es die Straße hinunter und dann irgendwo am Berg querfeldein zu den beiden Seen hinauf.
Genau zwischen den beiden Seen schlug ich mein Zelt auf - eigentlich genau rechtzeitig vor dem ersten heftigen Regenschauer. Ich hatte mal wieder typisches Mischwetter erwischt: von allem gab es etwas, wobei Regen und Nieselregen allerdings dominierten. Und das gerade am ersten Tag nicht zu knapp!
Hier sieht man wunderbar die Wettersituation der sich herbstlich verfärbenden Fjell-Landschaft:
im Hintergrund kündigt sich der nächste heftige Regenschauer an.
im Hintergrund kündigt sich der nächste heftige Regenschauer an.
Anfangs machte mir der Regen wie immer Spaß - zumindest solange mir noch warm war und ich genügend trockene Tücher zum Putzen des Objektivs hatte. Das interessante an Regenfotografie ist ja, dass man den Regen gerade bei Langzeitbelichtungen nicht sieht und man Fotos machen kann, die überhaupt nicht nach Regen aussehen. Um so lustiger wäre es einmal, wenn mich jemand dabei fotografieren würde, wie ich mit Plastiktüten und Putztüchern bewaffnet die wind- und regenflauen Momente abwarte und der Nässe den Kampf ansage...
Als sich der feine Niesel dann aber in stetigen Regen wandelte und der Wind tüchtig auffrischte, welcher die Tropfen waagerecht durch die Luft peitschte und die Wolken ins Tal drückte, schwand mir die Freude am Fotografieren.
Aber nicht nur ich war es, die im Nebel kaum mehr etwas sah - auch die vielen Rentiere (ohnehin recht taube und blinde Zeitgenossen, scheint mir) waren so angeödet vom Wetter, dass sie mich erstaunlich nahe an sich heranließen, bevor sie erhobenen Stummelschwanzes und laut grunzend davontrabten. Es sind schon lustige Viecher, diese Rentiere...
Als ich dieses Foto machte, war ich bereits 5 Stunden im Regen unterwegs und hatte der Wind die Nässe durch jede Pore meiner Jacke gedrückt. Auch durch die Nähte meiner Regenhose tropfte das Wasser von oben in meine ohnehin gefluteten Schuhe hinein - Norwegen ist ein einziges, großes Moor, scheint mir, da bleiben Wanderschuhe auch bei gutem Wetter keinen Kilometer lang trocken. Jetzt aber hatte ich nicht einmal mehr genug trockenes Textil am Leib, um meine Brille zu putzen und waren meine Füße und Finger längst gefühllos vor Kälte. Spätestens dann war für mich der Zeitpunkt gekommen, wie ein Rohspatz auf dieses Sch...wetter zu fluchen und mich auf den Weg zurück ins Zelt zu machen.
Welch eine Wohltat, wenn dann im trockenen Zelt eine warme Mahlzeit (Nudeln, was sonst, geht am schnellsten), Kleidung zum Wechseln und ein warmer Schlafsack auf einen warten!
Am nächsten Morgen wollte ich erst gar nicht aus dem Zelt. Alles war nass: Socken, Schuhe, Hose, und am schlimmsten ist es, wenn die Jacke noch genauso nass und kalt ist, wie man sie ausgezogen hat - besonders wenn es draußen windig-klamm und noch dazu dunkel ist. Dennoch brach ich um 5 Uhr morgens vom Zelt aus auf: es regnete nicht, und wenn ich nur zwei Tage frei hatte, konnte ich nicht einfach faul im Zelt liegen bleiben!
Dementsprechend froh und überrascht war ich, als sich trotz der Bewölkung interessante Lichtstimmungen ergaben. In der "blauen Stunde" vor Sonnenaufgang gelang mir das obige Bild (mein Lieblingsbild des Ausfluges), und kurz nach Sonnenaufgang gab es sogar für einen kurzen Moment ein paar intensive Sonnenstrahlen auf einem Berghang im Westen!
Leider zog sich der Himmel danach wieder zu, sodass ich mein Zelt zusammenpackte und dem Hochmoor den Rücken kehrte. Es zog mich in den Wald hinein, dessen Bäume sich momentan gelb und orange färben. Ach was, nicht nur die Bäume, alles wird momentan bunt: Beeren, Pflanzen, Farne, Pilze, alles leuchtet in den wildesten Farben! Man soll es nicht glauben, aber durch diese Fülle an Farben wird es richtig schwierig, gute Fotos machen!
Daher begann ich auch schnell, mit der Kamera zu "malen". Ich weiß, es ist nicht jedermanns Sache, aber ich mag diese abstakte Art der Fotografie, die sehr an Gemälde erinnert. Die Technik, die dahintersteht, ist selten einfach: es handelt sich schlichtweg um bewusstes Verwackeln des Motivs. Hier zwei Beispiele, beide am heutigen Nachmittag aufgenommen.
Dienstag, 8. September 2009
Von Beeren, Bären, Joghurt und Pilzen
Norwegen ist das Land der Beeren. Hier gibt es zwar auch echte Bären, Braunbären um genau zu sein, allerdings sind diese nur noch in größeren Waldgebieten vorzufinden, wo sie mit den letzten Luchsen, Vielfraßen und Wölfen um ihr Überleben kämpfen. Obwohl Norwegen noch relativ viel nichtbesiedeltes Land besitzt, sind die meisten Einheimischen prinzipiell gegen Raubtiere und bejagen sie bis zur Ausrottung. Es ist doch immer dieselbe Geschichte: Menschen habe eine komplett unbegründete Angst vor allem, das wild ist und sich von Fleisch ernährt. Von daher ist es eine traurige, aber leider unumstößliche Tatsache, dass auch hier in Norwegen mit Begeisterung auf alles geschossen wird, was andere Tiere frisst. Es ist legal, auf Fuchs-, Luchs- und Vielfraßjagd zu gehen, obwohl keiner genau weiß, wie viele Luchse und Vielfraße es eigentlich noch gibt. Auch die wenigen verbliebenen Bären und die Handvoll Wölfe, die noch durch die Wälder Norwegens streifen, werden illegal einfach abgeschossen. In den vergangenen Jahren wurde Norwegens letztes Wolfsrudel von 40 auf 24 Tiere dezimiert - Tendenz weiterhin fallend. Da zeigt es sich einmal wieder, dass dies das einzige ist, was die Menschheit wirklich kann: kurzsichtig in Panik zu verfallen und andere Lebewesen gedankenlos auszurotten. Das gefährlichste Raubtier der Erde ist der Mensch - und das dümmste obendrein. Eine tragische Kombination!
Aber zurück zu den Beeren! Ich wusste zwar, dass Norwegen ein Paradies für Beerensammler ist - wie viele verschiedene Sorten hier letztendlich wild wachsen, hat mich sehr überrascht! Heidelbeeren und Rauschebeeren (beides so genannte "Blaubeeren"), Preiselbeeren, Walderdbeeren und Himbeeren werden wohl den meisten bekannt sein. Daneben gibt es aber noch Krähenbeeren (schwarze, leicht bitter schmeckende Beeren, aus denen sich ein sehr leckerer Saft gewinnen lässt), Moltebeeren und Steinbeeren, sowie unzählige weitere Früchte, die man theoretisch nutzen könnte, die aber nicht sonderlich gut schmecken.
Moltebeeren und Steinbeeren gehören zur Familie der Rosengewächse und sind verwandt mit Him- und Brombeeren. Die Steinbeere kannte ich schon aus Island. Es handelt sich dabei um eine lustige, kleine Pflanze mit himbeerähnlichen Blättern, die kleine, brombeerähnlich schmeckende, rote Früchte mit recht harten Kernen hervorbringt. Die Moltebeere dagegen war mir völlig neu - ich hatte zwar schon von ihrer Existenz gehört, sie aber noch nie probiert.
Die kleine, maximal 20cm hohe Pflanze bringt nur eine einzige Frucht hervor, die erst weiß, dann rot und schließlich orange bis gelb wird und nur in Feuchtgebieten und Mooren wächst.
Man darf sie nur pflücken, wenn die Frucht gelb-orange gefärbt ist. Vorher ist sie noch hart und schmeckt nicht und steht außerdem offiziell unter Schutz. Pflückt man sie nämlich in unreifem Zustand, tötet man die ganze Pflanze, da die Beere so fest mit dieser verbunden ist, dass man sie mitsamt der Wurzeln ausreißen kann. Dies taten früher sehr viele kommerzielle Moltebeerensammler, welche die noch roten Beeren für die Schnapsproduktion ernteten und die Bestände der Moltebeere so drastisch dezimierten. Daraufhin wurde die Pflanze offiziell unter Schutz gestellt - mit dem Ergebnis, dass man sie heute immer noch bzw. wieder häufig anfindet.
Vom Geschmack her war die Moltebeere eine überraschende Enttäuschung: sie erinnert mich an eine vergorene Mischung aus Apfel- und Orangensaft in seltsam schleimiger Konsistenz. Bei der ersten Beere dachte ich, eine schlechte erwischt zu haben und spuckte sie aus - bis ich mich nach Beere Nummer Zehn fragte, warum zur Hölle die Norweger so auf ihre Moltebeere schwören! Im rohen Zustand würde ich jede andere Beere dieser vorziehen! Als ich dann aber von Marianne am Frühstückstisch dazu genötigt wurde, ihre Moltebeerenmarmelade zu probieren, war ich sehr überrascht: verarbeitet schmeckt die Beere ganz vorzüglich! Diese Erkenntnis gab den Startschuss für mein neuestes Hobby: Marmeladenproduktion.
Ich weiß nicht, wie viele Stunden bzw. Tage ich in den vergangenen Wochen im Wald unterwegs war und wie viele Kilogramm an Beeren ich gesammelt habe! Erst mussten alle Moltebeeren dran glauben, die ich fand, denn diese sind immer die ersten Beeren und werden fast einen Monat vor allen anderen reif. Jetzt, da die Moltebeerzeit vorüber ist, ist Blaubeersaison und sind meine Fingerspitzen chronisch violett gefärbt. Selbst meine Zähne haben einen Blaustich bekommen, den auch noch so langes Zähneputzen momentan nicht vertreiben kann. Das Ergebnis sind sechs Gläser Moltemarmelade (die gelben Gläser), zwei Mischungen aus Molte und Blaubeere, drei Mischungen aus Preisel-, Stein- und Heidelbeere (die roten Gläser), und bisher 12 Gläser Blaubeermarmelade, Tendenz allerdings noch steigend, da ich vorgestern erst wieder drei Kilogramm gepflückt habe, die ich noch verarbeiten muss. Außerdem werden jetzt erst noch die Johannisbeeren im Garten reif! Die nächsten Wochen werde ich daher wohl noch einige Zeit mit dem Pflücken von (Wild-)Früchten verbringen!
Wer mich kennt, der wird sich jetzt wundern, was ich mit all der Marmelade anfangen will - ich, die ich nie Marmelade auf Brot esse. Allerdings habe ich hier auf Parken Gård nun auch mit meiner eigenen Joghurtproduktion begonnen! Es erschien mir einfach dumm, Joghurt zu kaufen, wenn ich doch über 3000 Liter frische Kuhmilch verfügen kann. Mithilfe des Internets fand ich dann auch heraus, wie selten einfach es ist, Joghurt herzustellen: man muss einfach nur die frische Kuhmilch erwärmen, auf 500ml zwei volle Esslöffel Joghurt einrühren und das Ganze über Nacht warm stehen lassen. Auf die Art setze ich einmal in der Woche gut vier Liter Joghurt an und esse nun jeden Morgen eine große Portion selbstgemachten Joghurt, verrührt mit selbstgemachter Marmelade und momentan auch frischen Beeren. Dazu gibt es selbstgebackenes Brot von Marianne und frische Milch aus dem Tank - gesünder und unabhängiger habe ich lange schon nicht mehr gegessen!
Der Herbst in Norwegen ist aber nicht nur Beeren-, sondern auch Pilzzeit. Daher habe ich (unter Mariannes sachkundiger Anleitung) jetzt auch mit dem Pilzsammeln begonnen. Meine Lieblingspilze sind diejenigen, die die Norweger verschmähen: Rotkappen, welche sehr gute Speisepilze sind und nur mit anderen essbaren Pilzen verwechselt werden können, nicht aber mit Giftpilzen. Die Birken-Rotkappe, die ich sammle (der braune Pilz im Korb), ist ein Mykorrhizapilz von Birken. Das bedeutet, dass dieser Pilz eine Symbiose mit den Birken eingegangen ist und sich mit deren Wurzeln verbunden hat. Damit vergrößert sich die Reichweite der Baumwurzeln enorm und hilft der Pilz dem Baum z.B. bei der Aufnahme von Mineralien und Wasser. Im Gegenzug erhält der Pilz Nährstoffe und Enzyme, die er selber nicht herstellen kann. Viele Bäume sind solche Wechselbeziehungen zu Pilzen eingegangen, und viele Pilze können ohne ihre Wirtsbäume nicht leben - dies ist der Grund, weshalb viele Speisepilze nur in direkter Nähe zu meist ganz bestimmten Bäumen wachsen!
Der begehrteste Pilz im Wald ist aber momentan der Pfifferling, dieser kleine, knallgelbe Pilz, der so einzigartig ist, dass man ihn gar nicht mit Giftpilzen verwechseln kann! Dass er hier in solchen Massen vorkommt, überrascht mich allerdings, da momentan ganz Norwegen auf Pfifferlingjagd zu sein scheint: überall sieht man Leute mit Körben durch die Wälder laufen, den Blick auf den Boden gerichtet, um die versteckten gelben Pilze ausfindig zu machen. Es ist wirklich lustig!
Die Natur deckt einem hier jedenfalls so reichlich den Tisch, dass ich gar nicht anders kann, als jede freie Minute im Wald zu verbringen und Vorräte für den Winter anzulegen! Da bekommt man ein ganz anderes Gefühl und eine ganz andere Wertschätzung für die Nahrung, die man sonst einfach im Supermarkt kauft. Und schmecken tut natürlich alles dreimal so gut als wenn man es gekauft hätte! Am Sonntag war auch ich sechs Stunden lang gemütlich im Tal unterwegs, habe im Wald vermutlich jedes zweite Mitglied der Familie Karlstrøm angetroffen, welche allesamt auf Pfifferlingjagd waren. Am Abend saß ich dann im Sonnenschein vor meiner Hundehütte und säuberte meine Pilze: einen Korb voller Pfifferlinge und eine etwa gleiche Menge an Rotkappen. Dazu pflückte ich die ersten reifen Preiselbeeren und Steinbeeren des Jahres, sowie drei Kilo riesengroße und zuckersüße Heidelbeeren (na ja, vier, aber eines landete direkt in meinem Magen...). Meine seit einem Monat beständig violetten Finger versuche ich mittlerweile gar nicht mehr sauber zu bekommen - irgendwie bezweifle ich, dass der Blaustich jemals wieder abgehen wird!
Aber zurück zu den Beeren! Ich wusste zwar, dass Norwegen ein Paradies für Beerensammler ist - wie viele verschiedene Sorten hier letztendlich wild wachsen, hat mich sehr überrascht! Heidelbeeren und Rauschebeeren (beides so genannte "Blaubeeren"), Preiselbeeren, Walderdbeeren und Himbeeren werden wohl den meisten bekannt sein. Daneben gibt es aber noch Krähenbeeren (schwarze, leicht bitter schmeckende Beeren, aus denen sich ein sehr leckerer Saft gewinnen lässt), Moltebeeren und Steinbeeren, sowie unzählige weitere Früchte, die man theoretisch nutzen könnte, die aber nicht sonderlich gut schmecken.
Moltebeeren und Steinbeeren gehören zur Familie der Rosengewächse und sind verwandt mit Him- und Brombeeren. Die Steinbeere kannte ich schon aus Island. Es handelt sich dabei um eine lustige, kleine Pflanze mit himbeerähnlichen Blättern, die kleine, brombeerähnlich schmeckende, rote Früchte mit recht harten Kernen hervorbringt. Die Moltebeere dagegen war mir völlig neu - ich hatte zwar schon von ihrer Existenz gehört, sie aber noch nie probiert.
Die kleine, maximal 20cm hohe Pflanze bringt nur eine einzige Frucht hervor, die erst weiß, dann rot und schließlich orange bis gelb wird und nur in Feuchtgebieten und Mooren wächst.
Man darf sie nur pflücken, wenn die Frucht gelb-orange gefärbt ist. Vorher ist sie noch hart und schmeckt nicht und steht außerdem offiziell unter Schutz. Pflückt man sie nämlich in unreifem Zustand, tötet man die ganze Pflanze, da die Beere so fest mit dieser verbunden ist, dass man sie mitsamt der Wurzeln ausreißen kann. Dies taten früher sehr viele kommerzielle Moltebeerensammler, welche die noch roten Beeren für die Schnapsproduktion ernteten und die Bestände der Moltebeere so drastisch dezimierten. Daraufhin wurde die Pflanze offiziell unter Schutz gestellt - mit dem Ergebnis, dass man sie heute immer noch bzw. wieder häufig anfindet.
Vom Geschmack her war die Moltebeere eine überraschende Enttäuschung: sie erinnert mich an eine vergorene Mischung aus Apfel- und Orangensaft in seltsam schleimiger Konsistenz. Bei der ersten Beere dachte ich, eine schlechte erwischt zu haben und spuckte sie aus - bis ich mich nach Beere Nummer Zehn fragte, warum zur Hölle die Norweger so auf ihre Moltebeere schwören! Im rohen Zustand würde ich jede andere Beere dieser vorziehen! Als ich dann aber von Marianne am Frühstückstisch dazu genötigt wurde, ihre Moltebeerenmarmelade zu probieren, war ich sehr überrascht: verarbeitet schmeckt die Beere ganz vorzüglich! Diese Erkenntnis gab den Startschuss für mein neuestes Hobby: Marmeladenproduktion.
Ich weiß nicht, wie viele Stunden bzw. Tage ich in den vergangenen Wochen im Wald unterwegs war und wie viele Kilogramm an Beeren ich gesammelt habe! Erst mussten alle Moltebeeren dran glauben, die ich fand, denn diese sind immer die ersten Beeren und werden fast einen Monat vor allen anderen reif. Jetzt, da die Moltebeerzeit vorüber ist, ist Blaubeersaison und sind meine Fingerspitzen chronisch violett gefärbt. Selbst meine Zähne haben einen Blaustich bekommen, den auch noch so langes Zähneputzen momentan nicht vertreiben kann. Das Ergebnis sind sechs Gläser Moltemarmelade (die gelben Gläser), zwei Mischungen aus Molte und Blaubeere, drei Mischungen aus Preisel-, Stein- und Heidelbeere (die roten Gläser), und bisher 12 Gläser Blaubeermarmelade, Tendenz allerdings noch steigend, da ich vorgestern erst wieder drei Kilogramm gepflückt habe, die ich noch verarbeiten muss. Außerdem werden jetzt erst noch die Johannisbeeren im Garten reif! Die nächsten Wochen werde ich daher wohl noch einige Zeit mit dem Pflücken von (Wild-)Früchten verbringen!
Wer mich kennt, der wird sich jetzt wundern, was ich mit all der Marmelade anfangen will - ich, die ich nie Marmelade auf Brot esse. Allerdings habe ich hier auf Parken Gård nun auch mit meiner eigenen Joghurtproduktion begonnen! Es erschien mir einfach dumm, Joghurt zu kaufen, wenn ich doch über 3000 Liter frische Kuhmilch verfügen kann. Mithilfe des Internets fand ich dann auch heraus, wie selten einfach es ist, Joghurt herzustellen: man muss einfach nur die frische Kuhmilch erwärmen, auf 500ml zwei volle Esslöffel Joghurt einrühren und das Ganze über Nacht warm stehen lassen. Auf die Art setze ich einmal in der Woche gut vier Liter Joghurt an und esse nun jeden Morgen eine große Portion selbstgemachten Joghurt, verrührt mit selbstgemachter Marmelade und momentan auch frischen Beeren. Dazu gibt es selbstgebackenes Brot von Marianne und frische Milch aus dem Tank - gesünder und unabhängiger habe ich lange schon nicht mehr gegessen!
Der Herbst in Norwegen ist aber nicht nur Beeren-, sondern auch Pilzzeit. Daher habe ich (unter Mariannes sachkundiger Anleitung) jetzt auch mit dem Pilzsammeln begonnen. Meine Lieblingspilze sind diejenigen, die die Norweger verschmähen: Rotkappen, welche sehr gute Speisepilze sind und nur mit anderen essbaren Pilzen verwechselt werden können, nicht aber mit Giftpilzen. Die Birken-Rotkappe, die ich sammle (der braune Pilz im Korb), ist ein Mykorrhizapilz von Birken. Das bedeutet, dass dieser Pilz eine Symbiose mit den Birken eingegangen ist und sich mit deren Wurzeln verbunden hat. Damit vergrößert sich die Reichweite der Baumwurzeln enorm und hilft der Pilz dem Baum z.B. bei der Aufnahme von Mineralien und Wasser. Im Gegenzug erhält der Pilz Nährstoffe und Enzyme, die er selber nicht herstellen kann. Viele Bäume sind solche Wechselbeziehungen zu Pilzen eingegangen, und viele Pilze können ohne ihre Wirtsbäume nicht leben - dies ist der Grund, weshalb viele Speisepilze nur in direkter Nähe zu meist ganz bestimmten Bäumen wachsen!
Der begehrteste Pilz im Wald ist aber momentan der Pfifferling, dieser kleine, knallgelbe Pilz, der so einzigartig ist, dass man ihn gar nicht mit Giftpilzen verwechseln kann! Dass er hier in solchen Massen vorkommt, überrascht mich allerdings, da momentan ganz Norwegen auf Pfifferlingjagd zu sein scheint: überall sieht man Leute mit Körben durch die Wälder laufen, den Blick auf den Boden gerichtet, um die versteckten gelben Pilze ausfindig zu machen. Es ist wirklich lustig!
Die Natur deckt einem hier jedenfalls so reichlich den Tisch, dass ich gar nicht anders kann, als jede freie Minute im Wald zu verbringen und Vorräte für den Winter anzulegen! Da bekommt man ein ganz anderes Gefühl und eine ganz andere Wertschätzung für die Nahrung, die man sonst einfach im Supermarkt kauft. Und schmecken tut natürlich alles dreimal so gut als wenn man es gekauft hätte! Am Sonntag war auch ich sechs Stunden lang gemütlich im Tal unterwegs, habe im Wald vermutlich jedes zweite Mitglied der Familie Karlstrøm angetroffen, welche allesamt auf Pfifferlingjagd waren. Am Abend saß ich dann im Sonnenschein vor meiner Hundehütte und säuberte meine Pilze: einen Korb voller Pfifferlinge und eine etwa gleiche Menge an Rotkappen. Dazu pflückte ich die ersten reifen Preiselbeeren und Steinbeeren des Jahres, sowie drei Kilo riesengroße und zuckersüße Heidelbeeren (na ja, vier, aber eines landete direkt in meinem Magen...). Meine seit einem Monat beständig violetten Finger versuche ich mittlerweile gar nicht mehr sauber zu bekommen - irgendwie bezweifle ich, dass der Blaustich jemals wieder abgehen wird!
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