Ich staune immer wieder,
was für geniale Einfälle die Natur doch hat. Nehmt die Eiderenten
als Beispiel: deren Weibchen haben extrem viele Daunenfedern im
Brustbereich, viel mehr, als sie es eigentlich bräuchten. Wenn sie mit dem Legen der Eier durch sind, dann
lockern sich diese Daunenfedern so, dass sie fast ausfallen. Die
Enten zupfen sich im Laufe mehrerer Tage diese Daunen aus, was
vermutlich völlig schmerzfrei für sie sein dürfte. Mit diesen
superweichen und extrem wärmenden Federn polstern sie dann ihr Nest: einerseits kann die Ente ihre eigene Körperwärme damit
einfacher auf die Eier übertragen (weil keine 'störenden' Daunen
mehr im Weg sind), und andererseits wird diese Wärme durch die Daunen nun viel besser im Nest gehalten. Nach mehreren Tagen Daunen-Zupferei sieht das Nest dann so aus:
luxuriöser kann man als Ei wohl kaum liegen!
Anfang Juni stehen die Küken der ersten Eiderenten unmittelbar vor dem Schlupf. Das ist der beste Zeitpunkt, um die Daunen einzusammeln, denn man will weder die Küken in Panik versetzen noch Gefahr laufen, dass ein starker Wind die verlassenen Daunennester ins Meer weht.
Anfang Juni stehen die Küken der ersten Eiderenten unmittelbar vor dem Schlupf. Das ist der beste Zeitpunkt, um die Daunen einzusammeln, denn man will weder die Küken in Panik versetzen noch Gefahr laufen, dass ein starker Wind die verlassenen Daunennester ins Meer weht.
Zu fünft sind wir auf die
Insel gereist, mit Säcken voller Heu und einer Menge sauberer,
leerer Säcke für die Daunen. Zu meinem großen Erstaunen waren die
Eiderentenweibchen gar nicht mehr scheu! Die Brutzeit hat sie so an
ihre Nester bzw. baldigen Küken gebunden, dass sie bis zum Schluss
sitzen geblieben sind; je langsamer man sich ihnen näherte, desto
hartnäckiger blieben sie auf ihren Eiern sitzen. Teilweise konnte
man die Enten sogar streicheln!
Die meisten flüchteten dann doch von ihrem Nest, blieben aber immer in Sichtweite und begutachteten unser Treiben argwöhnisch. Und sobald wir weit genug vom Nest fortwaren, kehrten sie schnatternd zurück und widmeten sich wieder ihrem Gelege. Das sind echt tolle Mütter!
Die meisten flüchteten dann doch von ihrem Nest, blieben aber immer in Sichtweite und begutachteten unser Treiben argwöhnisch. Und sobald wir weit genug vom Nest fortwaren, kehrten sie schnatternd zurück und widmeten sich wieder ihrem Gelege. Das sind echt tolle Mütter!
Viggi, mein
Bauer, zeigte uns, was zu tun ist. Vorsichtig hebt man die Eier aus
dem Nest, und zwar so, dass oben immer oben bleibt: die Enten drehen
ihre Eier mehrfach am Tag um ein paar Grad, damit sie immer
gleichmäßig bebrütet werden, und das wollten bzw. sollten wir nicht
durcheinander bringen.
Wenn die 3-6 Eier dann neben dem Nest lagen (manchmal war's auch nur ein Ei, manchmal bis zu 9 Stück...), konnten wir die Daunen entnehmen: und das war teilweise richtig viel! Als Entschädigung bekamen sie von uns ein Nest aus duftendem, trockenen Heu, in das wir die Eier dann wieder vorsichtig hineinlegten.
Es ist ganz klar, dass Heu kein so gut wärmendes Nistmaterial darstellt, wie Daunen: aber da die Küken unmittelbar vor dem Schlupf standen, war die Hauptaufgabe der Daunen ohnehin schon getan. Und dazu kommt, das Heu trotz allem gut wärmt und bei Nässe sogar wesentlich besser ist. Die Daunen waren oft "matschig", durchgeweicht von der Bodennässe. Es gibt Forschungen, die belegen, dass die Überlebensrate der Küken in verregneten Jahren mit Heu sogar höher sein soll. Also: soooo eine schlechte Alternative kann das Heu nicht gewesen sein!
Die Küken standen
wirklich unmittelbar vor dem Schlüpfen; manche Eier zappelten und
piepsten, wenn ich sie hochnahm, und wieder andere hatten schon Löcher,
durch die man winzige Entenschnäbel sehen konnte. Einige wenige Nester waren bereits verlassen, und in ebenso wenigen fanden wir auch Küken. Diese Flauschbälle waren echt zu niedlich!Wenn die 3-6 Eier dann neben dem Nest lagen (manchmal war's auch nur ein Ei, manchmal bis zu 9 Stück...), konnten wir die Daunen entnehmen: und das war teilweise richtig viel! Als Entschädigung bekamen sie von uns ein Nest aus duftendem, trockenen Heu, in das wir die Eier dann wieder vorsichtig hineinlegten.
Es ist ganz klar, dass Heu kein so gut wärmendes Nistmaterial darstellt, wie Daunen: aber da die Küken unmittelbar vor dem Schlupf standen, war die Hauptaufgabe der Daunen ohnehin schon getan. Und dazu kommt, das Heu trotz allem gut wärmt und bei Nässe sogar wesentlich besser ist. Die Daunen waren oft "matschig", durchgeweicht von der Bodennässe. Es gibt Forschungen, die belegen, dass die Überlebensrate der Küken in verregneten Jahren mit Heu sogar höher sein soll. Also: soooo eine schlechte Alternative kann das Heu nicht gewesen sein!
Die Mini-Enten duckten sich instinktiv in ihr Nest, ganz still und unscheinbar. Mit größter Vorsicht zogen wir die Daunen unter ihnen fort und hoben sie kurz hoch, um das Nest mit Heu füllen zu können. Und damit sie nicht auskühlten, bedeckten wir sie auch noch mit etwas Heu. Ihre Mütter waren die ganze Zeit in direkter Nähe, watschelten schnatternd um uns herum, und sie flitzten sofort zurück zum Nest und zu ihren Küken, als wir uns ein paar Meter entfert hatten. Dass wir Eier oder Küken angefasst hatten, schien sie in keiner Weise zu stören: der Geruch scheint bei ihnen folglich keine große Rolle zu spielen.
Ein frisch geschlüpftes Eiderentenküken! |
Apropos Geruch: Was man auf den Bildern nicht sehen kann, ist der Gestank der Nester - bzw. der Entenscheiße. Die Weibchen sitzen während der 25 bis 26-tägigen Brutzeit ohne Unterlass auf den Eiern und werden von den Männchen nicht gefüttert, das heißt, sie fasten wochenlang. Und wenn sie gestört werden, was ja nun eindeutig der Fall war, haben sie oft ihren alten, flüssigen Kot über Nest und Eier gespritzt - und der stinkt, wie Pinguinguano. Die Eier waren oft kotverschmiert und glitschig - nichts für feine Nasen oder Menschen mit Ekel vor Entenscheiße, soviel kann ich sagen...
Drei Tage hat es gedauert, bis wir die ganze Insel abgesammelt hatten; einen Tag lang waren wir zu fünft, die anderen Tage nur zu zweit. Es ist eine Arbeit, bei der man sich nicht stressen will, aber auch nicht zu viel Zeit lassen möchte, damit die Entenmütter schnell zu ihrem Nest zurückkehren und die Eier wieder wärmen können.
Die Ausbeute eines Vormittags |
Und dann hatten wir Säcke voller Daunen mit an Land gebracht: bzw. Säcke mit einer Mischung aus Daunen, Entenscheiße, Heu, Sand, Steine und Eierschalen. Das erste, was damit gemacht wurde, war, es an der frischen Luft etwas trocknen zu lassen.
Meine Bauern gehören zu den wenigen Menschen, die sich auch auf das Reinigen von Daunen spezialisiert haben. Es gibt auf Island nur 5 Betriebe, die genau das tun: denn das ist verdammt viel Arbeit. Viele Daunensammler schicken ihre dreckigen Daunen hierher, um sie manchmal erst nach ein paar Monaten gereinigt zurückzubekommen - so lang ist die Warteschlange.
Als erstes werden die Daunen vier Tage lang bei 120°C in einem riesigen Umluftofen getrocknet: einerseits, um sicherzustellen, dass wirklich das letzte bisschen Feuchtigkeit verschwunden ist, und andererseits, um die Verbindung zu all dem Fremdmaterial zu lockern. Die danach super gut riechenden Daunen (der Geruch erinnerte mich an gebackenes Sauerteigbrot...) werden nur kurz in eine Maschine gesteckt, welche fast alle Fremdkörper aus den Daunen herausschlägt: innendrin ist eine Rolle mit Schlägeln, und ein stetiger Luftzug saugt alles von den Daunen fort. Ich war wirklich erstaunt, wie viel Dreck damit entfernt werden kann!
Es folgen noch zwei Verarbeitungsschritte, die ich aber noch nicht beobachten konnte: eine weitere Dreh-Schüttelmaschine, welche Federn aus den Daunen sortiert (die Enten zupfen sich nicht nur Daunen aus, sondern auch Deckfedern), und danach folgt Handarbeit: alles, was dann noch drin ist, muss per Hand heraussortiert werden. Und erst dann ist die Eiderdaune marktfertig und wird vor allem nach Deutschland und Japan exportiert, um dort in Bettdecken geblasen zu werden.
Alles in allem kann ich sagen: diese Art des Eiderdaunen-Sammelns halte ich für eine echt gelungene Kooperation von Mensch und Natur. Klar, die Enten finden es nicht toll, für ein paar Minuten von ihren Nestern verscheucht zu werden, um dann noch ein paar Tage ohne Daunen weiterzubrüten. Aber dafür gibt der Mensch ihnen Schutz: was manche Bauern tun, um Raubtiere von den Kolonien fernzuhalten, ist echt irre! Es gibt Bauern, die halten ein ganzen Monat lang Nachtwache, um die nachtaktiven Füchse, aber auch Möwen, Falken, Raben und Adler mit (Warn-)Schüssen von den Kolonien fernzuhalten. Sie stecken tagelange Arbeit in die Vorbereitung der Kolonien, bauen Häuschen und liefern tollstes Nistmaterial: ich kenne keinen Wildvogel, der so viel Unterstützung bei seiner Jungenaufzucht erhält, wie jene Eiderenten, die in einer von Menschen betreuten Kolonien brüten. Und während die Eidererpel in einigen polaren Ländern sogar geschossen werden (um sie zu essen), stehen die Vögel hier in Island komplett unter Schutz: es ist verboten, brütende Tiere zu stören, ihre Eier zu sammeln oder sie gar zu töten. Und all das, wegen ein paar Daunen... Eine erstaunliche und wirklich schöne Geschichte!
Ja - und hiermit ist mein kleiner Exkurs zum Thema Eiderenten und Eiderdaunen dann beendet.
Ich melde mich bald wieder - dann wohl eher mit vielen Bildern und weniger Text...
Alles Gute wünsche ich Dir / euch!
:-)
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