Genau wie Grönland vergangenen Herbst, so traf
mich Südgeorgien völlig unvorbereitet. Ich hatte mich nie genauer mit einer
dieser Inseln beschäftigt, wäre nie im Traum auf die Idee gekommen, sie zu
besuchen: einerseits weil ich mir das als Urlaub finanziell nie leisten könnte, und
andererseits weil ich bisher sehr auf Skandinavien fixiert war. Allein meine Beschäftigung auf der MS Expedition brachte mich dorthin, einfach weil diese Reise genau
in dem Zeitpunkt stattfand, als ich dort arbeitete. Und eben weil ich keinerlei
Vorbereitungen getroffen hatte, war ich völlig überwältigt von diesem kleinen
Eiland.
Blick auf Stromnes, eine ehemalige
Walfängerstadt in Südgeorgien.
Im Fjord die MS Expedition, die uns in einer
anderen Bucht absetzte
und uns nach einem vierstündigen Marsch (dem letzten
Teil des 'Shackleton Walk') hier abholte.
Südgeorgien ist, wie ihr ja schon im vergangenen Blogeintrag gesehen habt, erstaunlich grün, gleichzeitig hochalpin und stark vergletschert. Wo auch immer man sich in Meeresnähe befinded, muss man Angst haben, von halbstarken antarktischen Seebären angeblafft zu werden, diesen frechen kleinen Motztrollen, die nichts und niemandem in ihren Revier dulden und ihre Unzufriedenheit mehr als deutlich mit ihrer Umgebung teilen.
Zu (guter) Landschaftsfotografie komme ich auf
dem Schiff nicht: zu wenig Zeit bleibt mir, zu eingebunden bin ich in meinen
Job, und außerdem gehen wir immer im hellen Mittagslicht an Land und niemals,
wenn es farblich so richtig interessant wird. So spiele ich, wenn ich mal ein
paar freie Minuten an Land habe, mit den Motiven, die sich mir bieten: und das
sind sowohl in Südgeorgien als auch in der Antarktis die Tiere. Die absoluten
Lieblinge aller auf Südgeorgien sind ausnahmslos Pinguine: und zwar die
zweitgrößten weltweit: Königspinguine.
Diese Vögel sind durchweg faszinierend. Auf
Südgeorgien gibt es einige der weltweit größten Kolonien; die Tiere kommen an Land, um
ein Ei pro Paar auf ihren Füßen auszubrüten, 13 Monate lang die Küken
großzuziehen, die den kalten Winter in ihren dicken braunen Daunenkleid
ausharren. Erst im darauffolgenden Sommer mausern sie in ihr
Erwachsenenfederkleid, und erst dann können sie ins Wasser, wo sie eigenständig
schwimmen und jagen lernen.
Und so kommt es, dass man in den Kolonien
immer alle nur erdenklichen Altersstadien antrifft: Eltern, die brüten,
hungrige Jungvögel im dicken Daunenanzug, mausernde Jungvögel die schon von
ihren Eltern verlassen wurden, und erwachsene, nicht brütende Tiere, die gerade
ihre alljährliche Mauser durchleben.
Im Nachhinein scheint es unglaublich, dass wir
nur drei Tage in Südgeorgien waren: so vielfältig waren die Eindrücke, so
facettenreich die Königspinguine, für die wir bloß bunte und erstaunlich große
Kollegen waren. So unattraktiv und plump die Küken auch wirken mögen, so hübsch
und erstaunlich gelenkig sind die erwachsenen Tiere. Ihr Federkleid ist ein
Kunstwerk aus Farben, und wenn sie sich strecken und ihren Hals recken, wirken
sie überraschend filigran.
Bevor ich hier noch weitere Worte verliere,
will ich lieber Bilder zeigen: drei Tage in Südgeorgien waren viel zu kurz,
doch dank Wetterglücks und einem hervorragenden Expeditionsleiter kosteten wir
jede Minute an Land aus und verbrachten so wenig Zeit wie möglich auf dem
Schiff. Und obwohl ich voll eingespannt war in die teilweise recht stressige
Arbeit als Guide, AEL, Zodiakfahrer und generell Mädchen für alles, konnte ich
viele Bilder mitnehmen aus diesem Tierparadies am südlichen Ende der Welt!
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