Sonntag, 22. Dezember 2013

Inseln des Nordens - eine erste Vorschau

Noch zwei Wochen trennen mich von der Premiere meines / unseres Vortrags "Inseln des Nordens", und es gibt noch viel zu tun! Trotzdem will ich mir jetzt endlich einmal wieder Zeit für den Blog nehmen: und euch die "Inseln des Nordens" vorstellen.


Als ich noch als Hüttenwart in Island arbeitete (lang, lang scheint es her...), lernte ich den Fotografen Olaf Krüger kennen, der damals eine Live-Reportage über Island vorbereitete. Es war der Beginn einer wirklich tollen Freundschaft! 

Irgendwann kam uns der Gedanke, einmal einen Vortrag zusammen zu gestalten. Wir interessierten uns weiterhin beide für den Norden: besonders für Island, Spitzbergen, die Färöer-Inseln, Grönland und die Lofoten. Und warum sollten wir es nicht einmal mit einem ungewöhnlichen Thema versuchen? Die Idee der "Inseln des Nordens" war geboren.




Fünf Jahre später werden die "Inseln des Nordens" am 5. Januar 2014 in Stuttgart erstaufgeführt. Im Anschluss gehen wir auf Deutschland-Tournee. Lohmar, Köln, Nürnberg, Bielefeld, Rostock, Mainz, Karlsruhe, Jena – von Januar bis März treten wir in 25 Städten auf und machen selbst einen Abstecher nach Österreich (Wien) und Südtirol (Brixen)! 
Die genauen Termine findet ihr auf der (vorläufigen) Website www.inselndesnordens.de
Ich bin ziemlich aufgeregt: und hoffe, dass der Vortrag gut angenommen wird. Ob sich viele von unserem (kalten) Plakat und dem (kühlen) Thema neugierig machen lassen? Ich hoffe es! Ich habe sechs Jahre meines Lebens in diesen Vortrag gesteckt: es gibt keinen Mangel an spannenden Geschichten, eher im Gegenteil, wir können viel zu viel nicht erzählen! Aber ganz nach dem Motto "Weniger ist Mehr" sind wir jetzt noch dabei, eine (wie ich finde) wirklich tolle Mischung aus Themen und Geschichten zu einem spannenden Vortrag zu verweben. 
 
Auf den Färöerinseln erlebt Olaf ein Höhlenkonzert, besucht das Topspiel der Färöer-Fußballbundesliga und ist von Landschaften und (Tier-)Begegnungen so angetan, dass er mehrmals auf das verwunschene Archipel zurückkehrt - und sich dann auch mit dem kontroversen Grindwalfang beschäftigt.



Auf Island erforschen wir einige der (meiner Meinung nach) schönsten Landschaften der Welt, wandern zwei Wochen lang durch Hornstrandir, und versuchen herauszufinden, warum die niedlichen Papageitaucher verschwinden. Und dann bricht dort der Eyjafjallajökull aus: ein Erlebnis, das mich heute noch bewegt.

Auf den Lofoten gehen wir an Bord eines Dorschkutters und bestaunen in den klaren, kalten Winternächten die tanzenden Nordlichter, die ich euch in Echtzeit-Zeitraffern mit in den Saal bringe.

In Spitzbergen arbeite ich mit Schlittenhunden und nehme euch mit auf einen Exkurs zum längsten Schlittenhunderennen Europas. Nachdem der viermonatige Polarwinter zuende gegangen ist, brechen wir im Rahmen meines Studiums zum Arctic Nature Guide zu mehrtägige Ski-Exkursionen auf. Später, im Sommer, begebe mich per Schiff auf die Suche nach dem König der Arktis. Die Tierwelt des hohen Nordens in Zeiten des Klimawandels zu erleben ist Privileg und Ernüchterung zugleich!




Davon weiß auch Olaf zu berichten, der sich auf den Weg nach Ostgrönland gemacht hat. Es ist eine Insel voller Superlative: Schroffe Berge, die kilometerhoch aus dem Meer aufragen, Eisberge in der Größe ganzer Dörfer – und unglaublich liebenswerte Menschen, deren Schicksal ihn sehr traurig stimmt. Nur Mithilfe der Inuit kommt er nach seiner langen Wanderung wieder zurück in die Zivilisation: in gewisser Weise hält ihn das Eis bis heute gefangen...





Ich freue mich nun wirklich sehr darauf, euch den Vortrag zeigen zu können. Sieben Jahre meines Lebens sind darin eingeflossen, und auch die letzten Monate waren intensive Arbeit: Dass dieses Projekt einmal so groß werden würde, hätte ich mir nicht träumen lassen!
Wir haben eine Postkartenedition zum Thema herausgegeben (die man natürlich bei unseren Vorstellungen anschauen und erstehen kann) und basteln außerdem an einem Bildband, der aber leider erst im Frühjahr in Druck gehen wird. Im Januar und Februar reisen wir wie gesagt quer durch Deutschland: dann wende ich mich wieder meinem 'anderen' Leben zu und werde die kommenden neun Monate in der Kälte des Nordens und Südens verbringen. Ein ereignisreiches Jahr liegt vor mir!
Dazu aber zu einem späteren Zeitpunkt!

Jetzt möchte ich euch erst einmal ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins Neue Jahr wünschen! Bis bald!

Sonntag, 13. Oktober 2013

Svalbard 2013 - Ein erster Rückblick

Nach einem langen Sommer in der Hocharktis bin ich nun wieder zurück in Deutschland. Arbeitslos bin ich aber nicht: es geht mit großen Schritten auf die Premiere der "Inseln des Nordens" zu, und dementsprechend viel ist zu tun. Dennoch will ich endlich einmal wieder von mir hören lassen!
Drei Monate habe ich diesen Sommer auf und um Spitzbergen verbracht: drei Monate, voller unvergesslicher Erlebnisse. Svalbard hat sich mir von einer gänzlich anderen Seite präsentiert als im Jahr zuvor. Ließ sich 2012 mit den Begriffen "Buckelwale", "tolles Wetter" und "extrem wenig Eis" charakterisieren, dann würde ich den Sommer 2013 folgendermaßen zusammenfassen: "Eisbären", "extrem verregnet" und "immer noch verdammt wenig Eis".

Beim Vogelfelsen Alkefjellet
Nie zuvor schien mir der Klimawandel greifbarer, als in den vergangenen beiden Jahren. Den Tieren hat man die Erderwärmung zwar nicht angesehen, sehr wohl aber dem Wetter und dem Packeis. Ersteres hat völlig verrückt gespielt: in Longyearbyen hat es so viel gerregnet, wie noch nie zuvor in der menschlichen Siedlungsgeschichte. Der Regen hat den Gletschern in der Umgebung des Isfjorden sehr zugesetzt: der Longyearbreen beispielsweise ist plötzlich von tiefen Schmelzwasserkanälen eingeschnitten. Letztes Jahr konnte man noch über die maximal ein Meter tiefen Rillen am Gletscherfuß springen. Jetzt befinden sich mehrere Meter tiefe Canyons im Eis, in die man hineinwandern kann: hineingeschmolzen von den Unmengen an warmen Regenwasser.

Ihr wisst ja alle, dass sich zwischen Svalbard und dem Nordpol ein gefrorenes Meer befindet. Das Packeis des Nordpolarmeeres ist immer natürlichen Schwankungen unterworfen: mal gibt es mehr davon, mal weniger, das ist ganz normal. Wisst ihr aber auch, dass die sieben stärksten Negativrekorde in der Packeisausbreitung des arktischen Ozeans alle in den vergangenen sieben Jahren gemessen wurden? 2012 war das schlimmste Jahr bisher: letzten Sommer schmolz das Eis so stark zurück, wie selbst die meisten Klimamodelle es nicht vorausgesagt hatten. Der vergangene Winter war wieder kalt, das Eis bildete sich neu, und schmolz diesen Sommer nicht ganz so drastisch ab. Medien berichteten schon, wie falsch die Klimamodelle liegen würden, weil es ein "gutes" Packeisjahr gewesen sein soll. Das ist aber Unsinn: auch dieses Jahr ging das Eis überdurchschnittlich stark zurück: auf den siebt-niedrigsten Stand der menschlichen Geschichte. 


Den Tieren merkt man die starken Veränderungen ihres Lebensraumes nicht direkt an: den Eisbären Svalbard geht es auf den ersten Blick gut. Sie wandern den Robben hinterher, und Robben befinden sich auf gefrorenem Meer, gerne auch in Landnähe, so es dort gefrorenes Meer gibt. Im Frühsommer ist das der Fall: viele Ringel- und Bartrobben liegen neben ihren Atemlöchern auf dem Eis der zugefrorenen Fjorde.

Okay, kein Fjord, aber immerhin eine Bartrobbe! :)

Wenn sich das Packeis im Frühsommer von Svalbard aus zurückzieht, sind die Fjorde im Innersten noch gefroren: erst wenn auch dieses Eis schmilzt, machen sich die Bären auf den Weg gen Norden. Das ist dann meist schon zu spät, denn zwischen ihnen und dem Packeis liegen dann oft schon 100km offenes Wasser. Sie sind an Land gestrandet, dort, wo es keine Nahrung für sie gibt.

Bei Kvitøya
Dieses Jahr bekamen die Fjordbären aber eine zweite Chance: Im Juli wurde ein Packeisgürtel, also ein großes, zusammenhängendes Band aus Treibeis, vom Wind nach Süden gedrückt. Plötzlich war wieder Eis da, die Bären wanderten auf ihm umher, jagten Robben, suchten Nahrung. Nun lag es in der Natur der Sache, dass dieser "Highway" aus Eis sehr schnell schmolz. Und so wurden all diese Bären im Laufe von sechs Wochen auf einige wenige kleine Packeis-Inseln konzentriert. Normalerweise muss man stundenlang entlang der Eiskante fahren und intensiv suchen, um auch nur einen einzigen Bären zu finden. Und jetzt? Gab es in Landnähe Packeis und fanden die Bären uns! Es war ziemlich genial! :-)






Das oft schlechte Wetter sorgte zwar für viele graue, verregnete Tage, aber auch für einmalige Lichtstimmungen. Ich habe nicht viele Landschaften fotografiert diesen Sommer, aber die wenigen Male, an denen ich die Kamera herausholte, waren wirklich sehr lohnend! Wind, Sturm, Nebel, scharfe Wolkenfronten - die Arktis zeigte sich gleichzeitig von ihrer harschen und schönen Seite.

Sturm bei Kvitøya, der total vergletscherten, zweitgrößten Insel Svalbards


So, das war's für heute.
Nächste Woche geht es für mich schon wieder los: diesmal auf die kalten Inseln des Südens. In etwas über einem Monat werde ich mich wieder melden - ich versuche es zumindest!
Bis dahin: alles Gute, auf bald!


Donnerstag, 13. Juni 2013

Aus dem Leben eines Eselspinguins

Eselspinguine, auf Englisch Gentoos, sind die auf der antarktischen Halbinsel häufigsten Pinguine. Mit ihrem weißen Augenfleck und ihrem orange-roten Schnabel sind sie einfach zu erkennen, zudem ist es immer wieder eine Freude, sie zu beobachten! Es sind lustige Gesellen, viel kleiner als man es sich immer vorgestellt hat, aber dafür umso hyperaktiver - und lauter! Die Geräuschkulisse einer Pinguinkolonie ist kaum zu beschreiben: ein Konzert aus Pfeifen, Krächzen, Fiepen und Gurren. Ständig kommen Tiere einander zu nahe; besonders wer auf dem Nest sitzt, duldet niemanden in Schnabelreichnähe: dann wird gestänkert, sich beschwert und hinterher laut seiner Empörung Luft gemacht. Pinguine sind einfach sehr ruffreudige Gesellen und nutzen die Stimme auch, um sich gegenseitig zu erkennen. Wie sie es schaffen, die Stimme ihres Partners, Kükens oder Elternteils in einer Kolonie von mehreren tausend Tieren herauszuhören, ist mir zwar ein absolutes Rätsel, genau das tun sie mit spielerischer Leichtigkeit. Und so pfeift und krächzt es in der Kolonie rund um die Uhr!




Wenn ich euch frage, wie Pinguine brüten, welches Bild kommt euch dann in den Sinn? Geht es euch da, wie mir, die sofort an Kaiserpinguine denkt, die ihre Eier auf den Füßen ausbrüten?

Lasst euch in dem Falle gesagt sein: nur die beiden größten Pinguine, die Kaiser- und Königspinguine (die sich auf den ersten Blick auch noch zum Verwechseln ähnlich sehen), nur diese Vögel brüten auf den Füßen.

Alle anderen Pinguine bauen Nester! Als Baumaterial kommen nur Steine in Frage - etwas anderes gibt es dort ja nicht. Kieselsteine, aufgetürmt zu kleinen Hügeln, sollen die ein bis zwei Eier trocken halten. Im Sommer schmilzt der umgebende Schnee, alles wird matschig, und nur mit Steinen gelingt es ihnen, einen ständig trockenen und sauberen Untergrund für ihre 1-2 Eier zu schaffen.
 



Und so sieht man besonders in der ersten Hälfte des Sommer ständig Pinguine auf Steinsammelmission: aber nicht jeder Stein darf es sein, oh nein, die Vögel haben da ganz spezifische Vorstellungen und wählen jeden Stein mit Bedacht!


Haben sie dann endlich ein Nest errichtet, dann wird auch schon bald das erste Ei gelegt und beginnt die Brut. Die brütenden Tiere verlieren an einer kleinen Stelle am Bauch ihr Daunengefieder: es entsteht ein sogenannter Brutfleck: eine stark durchblutete Stelle am Bauch, geschützt nur durch eine äußere, spreizbare Federschicht. Die Eier haben dort direkten Kontakt zur warmen Haut: bei regelmäßigem Drehen der Eier gelingt es den Vögeln selbst bei den (für unsere Verhältnisse) winterlichen Temperaturen, ihre Jungen auszubrüten und bis zu einer gewissen Größe zu wärmen.

Bei Temperaturen von 0-5°C (ohne Windkühlfaktor) kümmern sich beide Eltern aufopferungsvoll um Eier und Küken. Jeweils ein Elternteil ist am Nest und füttert, das andere fischt im Meer nach Krill, den sehr fetthaltigen, garnelenartigen Kleinkrebsen, von denen sich alles in der Antarktis ernährt.

Auch in der Natur gibt es Abweichungen von der Norm: dieser Eselspinguin etwa ist leuzistisch. Seine Haut kann weniger Farbpigmente herstellen, als "normal" wäre, weswegen er cremefarbene statt schwarze Federn hat. Sein roter Schnabel und die normal gefärbten Augen zeigen, dass es kein Albino sein kann.




Auch Pinguine haben Feinde, vor allem im Wasser werden sie bejagt. Lange Zeit dachte man, dass Orcas (welche in der Antarktis aktiv große Beute fangen, wie Robben und andere Wale) Pinguine nicht verfolgen würden. Heute aber weiß man: sie tun es, vielleicht nicht intensiv, doch sie tun es.
Diesbezüglich will ich euch gerne ein Youtube-Video zeigen, das ein sehr privilegierter Antarktisreisender gedreht hat: eine Orca-Familie jagt einen Eselspinguin.


Der größte Feind der antarktischen Pinguine ist aber der Seeleopard. Diese riesige, extrem schnelle und wendige Robbe ernährt sich zwar hauptsächlich von Krill, verschmäht aber auch Pinguine nicht! 


Im Wasser sind Pinguine deshalb sehr scheu: an Land aber fürchten sie niemanden. Es gibt in der Antarktis keine Landraubtiere, und folglich auch keinen Grund, sich dort vor irgendetwas zu fürchten. Der einzige andere Feind kommt aus der Luft: Skuas, große Raubmöwen, sind zwar kleiner als ein ausgewachsener Pinguin, aber alles andere als zurückhaltend. Diese Räuber wissen, dass sie ein Pinguinküken ohne Probleme in die Luft heben können, und versuchen genau das immer wieder. Die Eltern müssen auf der Hut sein und ihre Küken verteidigen!





Die kleinen, fiependen Flauschbälle wachsen so schnell, dass ihr Hunger bald nicht mehr von einem Elternteil gestillt werden kann. Da ihnen in der Zwischenzeit ein dichtes Daunengefieder gewachsen ist, lassen die Eltern die dann schon großen Jungvögel an Land zurück und fischen parallel: anders ist der Hunger dieser Nimmersätte nicht mehr zu stillen.
Die unternehmungslustigen Teenager bleiben dabei natürlich nicht mehr im Nest, nein: sie laufen herum und / oder sammeln sich in "Kindergärten".
Wie aber sollen die Eltern ihre Küken jetzt finden? Der Altvogel läuft zunächst einmal dorthin, wo er das Küken vermutet, und dann ruft er. Die Kleinen kennen die Stimme ihrer Eltern und laufen zu ihnen: jedes andere Küken, das Hunger hat, kommt aber auch! Den immerhungrigen Teenagern ist es völlig egal, wer sie füttert: sie haben nur Hunger, und davon viel!

Für den Altvogel beginnt jetzt ein Spießrutenlauf: er muss dem Ansturm entkommen, gleichzeitig aber seine eigenen Küken finden. Also wird 20 Meter gerannt, dann wieder gestoppt und gerufen, und wenn die Küken kommen, wird weitergerannt: so lange, bis es der fordernden Meute zu viel wird. Nur die eigenen Küken bleiben hartnäckig und laufen, beständig fiepend und bettelnd, dem Altvogel nach. Und dann, nach mehreren hundert Metern Verfolgungsjagd, wird die Ausdauer der Nimmersätte belohnt: mit mehreren großen Portionen frischgefangenen Krills!

















Der Sommer in der Antarktis ist kurz - und wird, zumindest für die Pinguine, durch den Klimawandel immer kürzer. Das mag auf den ersten Blick seltsam klingen, aber die Zusammenhänge sind kompliziert. Wie ich ja schon einmal erwähnt habe, ist die antarktische Halbinsel eine der Gegenden der Welt, die sich am schnellsten erwärmt. Das äußert sich einerseits in immer geringer werdendem Meereis, andererseits auch darin, dass sich die Niederschlagsmengen verschieben. Im Bereich der antarktischen Halbinsel schneit es mehr, als früher, und das meist sehr spät im Winter / Frühjahr / Frühsommer. Das ist insofern schlecht, als dass die Langschwanzpinguine (also die ganzen kleinen antarktischen Pinguine) mit dem Schnee nicht klarkommen. Sie kommen nur an Land, um zu brüten, und sie brüten nur auf Steinen, nicht auf Schnee.

Schneit es jetzt also im Frühling viel, dann bleibt der Schnee länger liegen und dauert es länger, bis Steine und Fels zum Vorschein kommen. Die Pinguine kommen wie gewohnt im Oktober an Land, das ist Frühsommer in der Antarktis, finden aber keinen freien Felsen um ihr Nest zu bauen. Also warten sie. Sie balzen, paaren sich – aber die Weibchen verzögern das Legen der Eier. Ohne Nest gibt es keine Eiablage, da lassen die Weibchen nicht mit sich reden!



Mittlerweile beginnen sie mit der Brut 2-4 Wochen später als noch vor ein paar Jahren. Grundsätzlich wäre das nicht problematisch: wettertechnisch würden sie die Küken flügge bekommen, und Krill gibt es auch bis in den Herbst hinein. Aber, und jetzt kommt das große Aber: ihre biologische Uhr tickt. Pinguine müssen, wie alle Vögel, mindestens einmal im Jahr ihr Federkleid erneuern. Und wie bei den anderen antarktischen Tieren, so können sie sich kein Loch im Tauchanzug erlauben. Also mausern sie alle Federn zur gleichen Zeit. Sie können es herauszögern, ich denke es hängt vom Stresspegel ab, aber: bei den Eselspinguinen beginnt die Mauser spätestens Mitte März. Bei den anderen Langschwanzpinguinen sogar noch früher. Und wenn sie bis dahin ihre Küken nicht flügge bekommen haben, ist es zu spät: selbst wenn sie wollten, dann könnten sie nicht mehr zum Fischen ins Wasser. Sie stecken an Land fest.

Nach allem, was ich gesehen habe, muss es ziemlich elendig sein, in die Mauser zu kommen. Für einen kurzen Zeitraum, bei den Pinguinen etwa drei Wochen, kann man nichts, aber auch gar nichts machen, muss an Land herumstehen und sich ständig nur kratzen. Obwohl man Hunger hat kann man nicht fischen gehen, muss Energie sparen, und dämmert in einem Halbschlaf vor sich hin: und steht dabei oft tagelang am selben Ort. Bewegen tut man sich eigentlich nur, wenn man mal wieder von fliehenden Eltern oder randalierenden Teenagern über den Haufen gerannt wird. Oder auch wenn man von den (aus Pinguinsicht) absolut unnötigen Skuas und Riesensturmvögeln bedroht wird bzw. wenn einem der Kragen platzt und man diese Störenfriede verscheucht.

Nein, ich bin mir ziemlich sicher: hätten Pinguine die Wahl, dann würden sie die Mauser abschaffen! Die tolle Aussicht, die man an sonnigen Tagen genießen kann, fällt wahrscheinlich nur uns Menschen auf, für die Pinguine ist das ja ein völlig alltäglicher Anblick...





Was passiert mit den Küken, wenn sie ihr Daunengefieder verloren haben? Nun: die Eltern lassen sie einfach im Stich. Schon während den dann schon ziemlich großen, meist sehr dicken Kleinen ihr Erwachsenen-Gefieder wächst, beginnen sie, sich für Wasser zu interessieren. Sie folgen ihren Eltern bei schwacher Brandung ein paar Zentimeter tief ins Meer hinein oder planschen begeistert in Tümpeln herum. Schwimmen lernen sie aber erst, wenn die Eltern aufhören zu füttern, und sie hungrig den anderen Vögeln folgen. Alles andere bringen sie sich selbst bei.


Ja und dann: kommt der Herbst mit seinen Stürmen und den ersten heftigen Schneeschauern. Die erfahrenen Brüter sind da schon lange im Meer! Es sind oft die jungen, unerfahrenen Eltern, die es nicht oder nur mit Verzögerung schaffen, ihre Jungen flügge zu bekommen: deren Küken landen dann in den ersten Stürmen des nahenden Winters.

Zusammen mit den mausernden Altvögeln harren die Küken geduldig dem, was kommt. Manche haben noch Eltern, die sich füttern, manche nicht mehr: wer so spät noch an Land ist, muss sich sputen, bald ins Wasser zu kommen. Wenn der Winter kommt, dann kommt er mit Macht: ab Ende März will kein Pinguin mehr an Land sein.














Mit diesem Bild will ich mich dann verabschieden: es ist wieder Zeit für meine alljährliche Sommerpause! Ich werde nun wieder drei Monate auf und um Spitzbergen unterwegs sein: der nächste Blog wird sich also wieder mit nordischen Themen beschäftigen.
Ich wünsche euch einen schönen Sommer: auf bald!

Sonntag, 2. Juni 2013

Antarktis - von Pengwyns und Pinguinen

Irgendwann hört jeder Mensch das Wort „Arktis“ zum ersten Mal, und irgendwann verwechselt jeder die Arktis mit der Antarktis. Eins ist oben, eins ist unten, aber was ist wo? Ich habe mir das damals einfach so gemerkt: das kürzere Wort ist leichter und schwimmt oben... Seitdem kann ich die beiden Polgegenden richtig platzieren. Und wie passend, dass man auch die Tiere logisch verteilen kann! Bei uns gibt es Bären, also mussten die Eisbären auch oben, im Norden, sein. Und Pinguine sind so seltsam, die konnten sich nur auf einem so verrückten Kontinent wie der Antarktis entwickelt haben!
Tatsächlich stammen die Pinguine vermutlich von kormoranähnlichen Vögeln auf Neuseeland ab, wo es seit jeher keine Landraubtiere gab. Die Vögel konnten überall am Uferbereich einigermaßen ungestört nisten und mussten nicht, wie ihre Verwandten auf der Nordhalbkugel, auf steile, unzugängliche Klippen ausweichen. Ohne Feinde wie Polarfüchse, Marderartige, Ratten oder Bären konnten sie es sich leisten, komplett aufs Fliegen zu verzichten und ihre Flügel zu perfekten Rudern umzubauen. Statt durch die Luft, flogen die Tiere nun durchs Wasser und entwickelten sich zu schnellen und hocheffizienten Tauchern.


Weil sich die Vorfahren der Pinguine im kalten Wasser des Südpazifiks entwickeln, sind alle heute lebenden Pinguinarten so sehr an niedrige Wassertemperatuen angepasst, dass sie die warmen Gewässer des Equators nicht überqueren können: es ist ihnen dort schlichtweg zu heiß! Nur deshalb haben sie die Nordhemisphäre nie erreicht! Statt dessen haben sich dort andere, mit ihnen nicht verwandte Vögel sehr ähnlich entwickelt: die Alkenvögel. Zu ihnen zählen beispielsweise Lummen und Papageitaucher: Seevögel, die hervorragende Taucher geworden sind, aber wegen den vorhandenen Landraubtieren nicht auf ihre Flugfähigkeit verzichten können. 


Schaut euch einmal diese Gegenüberstellung an: links eine Dickschnabellumme (Alkefjellet, Svalbard, 80°N) und rechts ein Eselspinguin (Deception Island, Südliche Shetlandinseln, 62°S): 
ist es nicht erstaunlich, wie groß die Ähnlichkeiten zwischen ihnen sind? Das liegt nicht an ihrer Verwandtschaft (es sind beides Vögel, aber da hört ihre evolutionäre Gemeinsamkeit auch schon auf), sondern daran, dass sie sich denselben Lebensraum erschlossen haben und sich von ähnlichen Tieren ernähren.
Ihre schwarz-weiße Tracht ist eine hervorragende Tarnung: von oben betrachtet fällt ein fliegender oder schwimmender Vogel am wenigsten vor dem dunklen Untergrund auf, wenn er einen schwarzen Rücken hat. Von unten betrachtet, also gegen den hellen Himmel, ist weißes Gefieder am unscheinbarsten. Dieser einfache Trick hat sich bei vielen schwimmenden und fliegenden Tieren bewährt: sei es der Papageitaucher, der Mantarochen, die Rauchschwalbe oder der Dusky-Delphin, alle haben sie helle Unter- und dunkle Oberkörper.

Was ich bis zu meiner Antarktisreise nicht wusste: bei uns auf der Nordhalbkugel gab es bis zur Mitte des 19ten Jahrhunderts tatsächlich Pinguine! Auf den Inseln des Nordatlantik, unter anderem auch auf Island, lebte der Riesenalk, welcher den lateinischen Namen Pinguinus impennis trug. "Pinguin" nannte man ihn, erst später bekam er seinen modernen Namen "Riesanalk". Der Name "Pinguin" stammt entweder aus dem Walisischen „pen gwyn“ („Weiß-Kopf“: er hatte einen großen, weißen Fleck am schwarzen Kopf), oder aus dem Englischen „ping wing“ („kurzer Flügel“: er hatte Stummelflügel, konnte nicht fliegen).
Als die Portugiesen und Spanier in Südamerika und Afrika auf die heutigen Pinguine trafen, nannten sie diese logischerweise nach dem ihnen so ähnlich sehenden Riesenalk. Dass wir dessen Geschichte heute komplett vergessen haben, liegt daran, dass er zwischenzeitlich ausgestorben ist.

Der auf unzugänglichen Inseln lebende Vogel war groß (bis zu 85cm) und eine leichte Beute für hungrige Matrosen, Daunensammler (die Federn rupfte man, nachdem man die Vögel blanchiert hatte...) und Vogelbalgsammler, die auf ein Exemplar in ihrer Sammlung nicht verzichten wollten. Die letzten Tiere starben auf der Island vorgelagerten Insel Eldey, und weil die Isländer ja generell alles schriftlich festhalten, wissen wir sogar genau, wie es geschah:

„Am Morgen des 3. Juni 1844 wurden die letzten beiden brütenden Exemplare von Jón Brandsson und Sigurður Ísleifsson erwürgt und das letzte Ei von Ketill Ketilson zertreten. Die Bälge wurden an einen dänischen Sammler verkauft.“
Na super. Damit fiel wieder eine Tierart dem dümmsten und daher gefährlichsten Raubtier der Welt zum Opfer: uns Menschen...


Den Pinguinen der Antarktis geht es, zum Glück, gut, auch, weil sie streng geschützt sind. Der Klimawandel betrifft auch sie, vor allem entlang der antarktischen Halbinsel verschiebt sich die Anzahl der brütenden Tiere, aber nicht so, dass sie in nächster Zeit vom Aussterben bedroht wären. Auf einer typischen Expeditionskreuzfahrt wird man versuchen, die drei häufigsten Pinguine zu sehen: Eselspinguine (Gentoos), Zügelpinguine (Chinstraps) und Adeliepinguine.
Adelies sind die kleinsten der antarktische Pinguine, sie sind maximal 71cm groß. Sie sind am einfachsten zu erkennen: rein schwarz-weiß, mit einem hübschen weißen Augenring und Federn, die ihnen bis weit auf den Schnabel wachsen. Dies ist eine Anpassung an die Kälte: Adelies sind, nach dem Kaiserpinguin, am besten auf tiefe Temperaturen eingestellt und, auch neben dem Kaiserpinguin, die einzige rein antarktische Pinguinart. Sie brüten um und auf dem Kontinent und damit wesentlich südlicher, als die anderen Langschwanzpinguine, die man eher nördlich und auf den subantarktsichen Inseln antrifft.
Der Zügelpinguin, der aus offensichtlichen Gründen auch Kehlstreifpinguin genannt wird, ist etwas größe als der Adelie. Ich mag ihn sehr; rein schwarz-weiß ist er sehr fotogen, und die weißen Federn betonen seine helle Augenfarbe wunderbar. Wirklich, ein wunderschöner Vogel!

Ja und dann gibt es da noch die Eselspinguine, zu erkennen an ihrem weißen Augenfleck
(ein Pen Gwyn!) und dem orangefarbenen Schnabel. Es sind die auf der antarktischen Halbinsel häufigsten Pinguine, und die drittgrößte Pinguinart überhaupt: bis zu 90cm groß stehen sie, nur die Königs- und Kaiserpinguine sind größer.

Ihr Schnabel ist wie gesagt leuchtend orange: diese Farbe vereinfacht es, die Widerhaken zu sehen, die ihren Rachen zu einer regelrechten Einbahnstraße für ihre Beute machen. Pinguine verschwenden bei ihren Tauchgängen keine Zeit; sie fangen Fisch und Krill und schlucken sie sofort, unter Wasser und ohne aufzutauchen. Damit ihnen die Beute dabei nicht entwischt, ist ihre Zunge mit kleinen, starren Kreatinplättchen belegt: eine effektive Falle!


Die Antarktis ist Kontinent der Widersprüche. Das Land ist extrem lebensfeindlich: winterliche Temperaturen selbst im Sommer, harsches Wetter, kaum vorhandene Primärproduktion: dass dort überhaupt Leben zu finden ist, liegt eigentlich nur daran, dass die Säugetiere und Vögel irgendwo ihre Jungen aufziehen müssen und das im Wasser nicht können. Nur dazu kommen sie an Land: scheitern sie oder sind die Jungen eigenständig, verschwinden sie wieder in Luft und Wasser. Sehr verständlich bei Anblicken wie diesen!

Nein, nicht das Land ist der Lebensraum der Pinguine, sondern das Meer: es sind echte Wasserbewohner geworden. Sie verbringen den ganzen Winter auf dem Meer und auch ihre Jugendjahre, schlafen sogar dort draußen. Allerdings muss man dabei sagen, dass Schlaf bei vielen Tieren anders definiert ist, als bei uns: Tiefschlaf, wie ihr ihn betreiben, kann sich kaum ein Tier leisten. Delphine, Wale, Robben, sämtliche Vögel brauchen Luft zum Atmen und würden ertrinken, wenn sie in Tiefschlaf fallen würden! Von daher schalten sie immer nur eine Hirnhälfte aus: die andere ist aktiv, passt also auf die Umgebung auf und dass man nicht untergeht. Und nach ein paar Minuten wird dann gewechselt, nach ein paar Minuten wieder, und wieder, und wieder.

Was diese Tiere in die kalten Gewässer des Südens zieht, ist Krill: garnelenartige Kleinkrebse, der riesige Schwärme ausbildet. Diese sehr fetthaltigen Krebse sind der Mittelpunkt des gesamten antarktischen Ökosystems: ohne Krill wäre die Antarktis nicht attraktiv für all die großen Tiere, die nur deshalb die Kälte erdulden, um sich schnell fett zu fressen. Krill seinerseits ernährt sich von Phytoplankton, also kleinen, meist einzelligen Algen, die vor allem unter dem winterlichen Meereis wachsen. Dieses bietet den einzelligen Pflanzen perfekte Wachstumsbedingungen: es ist ein Schutz bietender Lebensraum (Eis fungiert als Wellenbrecher und als Medium, an dem man wachsen kann), und (so es nicht von Schnee bedeckt ist) lässt viel Licht hindurch, das zur Photosynthese genutzt wird. Von den Algen ernähren sich dann viele andere Lebewesen, darunter auch der so wichtige Krill: Im Endeffekt kann man also sagen, dass die gesamte Tierwelt der Antarktis vom Meereis abhängig ist. Je mehr Eis sich bildet, desto mehr Lebensraum für Algen gibt es, und dementsprechend mehr Krill und sich davon ernährende Tiere.

Anders herum betrachtet bedeutet das: gibt es weniger Meereis, geht auch die Produktion von Algen und Krill zurück und unweigerlich die Anzahl großer Tiere. Dies lässt sich Eins zu Eins auf die Arktis übertragen: und genau deswegen hat der Klimawandel dort so große Bedeutung. All der Fischreichtum der Polarmeere, all die faszinierende Tierwelt von Arktis und Antarktis stehen in direkter Verbindung zum Meereis, unter dem Algen wachsen, von dem sich dann die Tiere ernähren, welche die Grundlage unserer Fischerei sind. Es ist alles untrennbar miteinander verbunden!

In der Antarktis ist der Klimawandel lange nicht so ausgeprägt, wie in der Arktis: man sagt, dass es mit dem Ozonloch zu tun hat, das sich über dem kalten Kontinent befindet, und welches eher zu einer Abkühlung bzw. zu einem Ausgleich der eigentlich stattfindenden Erwärmung beiträgt. Die Antarktische Halbinsel trifft es dagegen umso härter: kaum ein Ort der Erde erwärmt sich schneller, als dieser weit nach Norden reichende Teil der Antarktis. Niederschlagsmengen verschieben sich, die sommerliche Meereisausdehnung erlebt immer neue Negativrekorde: so fern unsere zivilisierte Welt auch scheint, der Klimawandel ist selbst auf diesem menschenleeren Kontinent spürbar.



Die Pinguine nutzen jede Stunde des Sommers, Klimawandel hin oder her: sobald es hell ist, verlassen sie die Kolonie, fischen, und kommen dann mit vollem Magen zurück zu ihren Küken, nur um dann sofort wieder zum nächsten Beutezug aufzubrechen. Die Vögel sind ständig beschäftigt, scheinen ständig in einer Mission unterwegs zu sein: bis auf Nachts, dann verharren sie still an Land.

Auf der MS Expedition haben wir ein Camping-Programm: bis zu 60 Gäste können, so sie es vorher gebucht haben, eine Nacht in Zelten an Land verbringen. Es ist verboten, an Land zu essen, und man darf nichts hinterlassen, nicht einmal Urin: folglich ist es viel Arbeit für die Guides. Nach einem langen Tag mit zwei Landungen muss das Abendessen für die Camper vorgezogen werden, alles für den dritten Landgang vorbereitet werden, Campingtoiletten und Zelte für alle an Land gebracht werden: Camping, das bedeutet Stress und noch weniger Freizeit, als ohnehin schon, sowie sehr frühes Aufstehen für alle Beteiligten am nächsten Morgen. Ein paar Guides müssen außerdem mit den Gästen im Zelt übernachten: und ja, es ist für alle ein Muss, kaum einer macht das freiwillig.


Und genau das habe ich nie verstanden: wie kann man sich so eine Chance entgehen lassen? Ist doch völlig wurscht wenn man einmal pro Reise keinen Schlaf bekommt: ich war jedes Mal der erste, der sich freiwillig gemeldet hat, um den Gästen beim Zeltaufbau im Schnee zu helfen und einen Abendspaziergang zu organisieren! :-)

Wenn das Wetter gut genug war, leider viel zu selten, machte ich einfach die Nacht durch. Ein einziges Mal übernachteten wir in direkter Nachbarschaft zu einer Pinguinkolonie. Als alle schliefen und ich ENDLICH einmal ein paar Stunden ganz alleine mit der Natur sein konnte, bemerkte ich, dass auch bei den sonst so hyperaktiven Eselspinguinen Nachtruhe einkehrte.

Als die Dämmerung begann und auch ich wieder Farben erkennen konnte, watschelten alle erwachsenen Tiere wie auf ein Kommando zum Meer: es war Rush-hour bei den Pinguinen!

Diese Vögel haben offensichtlich eine schlechtere Dunkelsicht, als ich: sehr interessant! Da können sie von Glück reden, dass die hellen Mittsommernächte erst im Spätsommer so dunkel werden, dass Nachtruhe obligatorisch für sie wird!
Pinguine sind auch deshalb so faszinierend zu beobachten, weil sie an Land keine Feinde kennen und dementsprechend wenig Scheu zeigen. Wie alle Tiere haben sie ein Territorium und einen persönlichen "Wohlfühlabstand" zu anderen Lebewesen, aber der ist unglaublich gering. Laufend und hoch über sie aufragend empfinden sie uns ganz klar als Störung. Verhält man sich aber ruhig und lässt sich mehrere Meter entfernt von ihnen nieder, dann weckt man ihre Neugierde. Und mit etwas Geduld erlebt man dann, wie plötzlich die Tiere die Initiative ergreifen!

Oft stoppen sie ein bis eineinhalb Meter von einem entfernt, manchmal aber kennen sie keine Hemmungen. Das obrige Bild wurde spät in der Saison aufgenommen und zeigt zwei Jungvögel: der eine schon komplett gemausert, der andere noch mit einem Teil seines Daunengefieders. Beide waren sie von meinem orangefarbenen Overall fasziniert: ich habe die Vermutung, dass sie mich als riesigen, wandernden Schnabel und somit als potentielle Futterquelle ansahen. Mein Hosenbein übte eine besondere Faszination aus, denn dort konnten sie ihren Schnabel hineinstecken - ganz so, wie sie es bei den Eltern taten. Und da kam ja schließlich auch immer Futter bei raus!

Es ist wirklich einzigartig, wilden Tieren so nahe sein zu dürfen: nie im Traum wäre ich auf die Idee gekommen, dass mir irgendwann einmal ein Pinguinküken die Brille von der Nase ziehen würde! Oder dass ich einmal lange ganz still im Sand liegen und irgendwann später Weitwinkel-Portraits von Zügelpinguinen machen können würde: diese Momente sind unschreiblich! Nie hätte ich gedacht, dass ich einmal ein solch priviligiertes Leben leben können würde - unglaublich, wirklich.
Kann mich mal jemand zwicken, bitte...?