Mittwoch, 12. Dezember 2012

Tagebuch eines Hüttenwartes - Teil 1

Sehnsucht nach Wildnis...


Fast drei Monate Aufenthalt in Deutschland haben mir eines mal wieder ganz klar gemacht: für ein Stadtleben bin ich absolut nicht geschaffen! Wie ich es hier jemals 19 Jahre am Stück ausgehalten habe, ist mir ein Rätsel, und wie der Rest von Deutschland das ein Leben lang tut, scheint mir ein noch viel größeres Mysterium zu sein. Diese dreckigen Städte, die grellen Lichter von Werbung, Fernseher und Verkehr, der unglaubliche Lärm und der ständige Zigaretten- oder Parfümgestank der Zivilisierten zermürben mich. Und dann erst die Gesprächsthemen der Menschen auf der Straße und, viel schlimmer, dieser sensationslustige, konsumorientierte und menschenverachtende Ton der Medien. Was manche Menschen hier zu beschäftigen scheint, das wirkt auf mich nur absurd und grenzt ans Lächerliche.

Ich vermute, dass man sich ein kleines Domizil aufbauen muss, um hier bei Verstand zu bleiben; dass man sich mit Familie und Eigenheim einen Ruhepol schaffen muss, der einem Halt gibt. Nachdem ich nun schon jahrelang weitestgehend außerhalb von Städten lebe, nehme ich alles wirklich ganz anders wahr, habe gänzlich andere Prioritäten, als es früher der Fall war. Und bin ich viel schneller überfordert und viel weniger bereit, meine Sinne einer solch gewalttätigen Reizüberflutung auszusetzen. Außerdem kränkele ich, seit ich hier bin: diesem Ansturm von Menschen, Viren und Bakterien bin ich mittlerweile auch nicht mehr gewachsen. Gut, dass ich bald wieder ins "richtige" Leben hinauskomme: Ende Dezember geht es wieder auf in die Kälte!
Bis dahin versuche ich, das beste aus meinem Deutschlandaufenthalt zu machen und all die positiven Dinge zu genießen, mit denen dieses menschengeformte Land zum Glück auch aufwarten kann. Freunde, tiefgründige Gespräche, alternative Lebensformen, fortschrittliches Umweltdenken, Weihnachtsmärkte und Wälder - das sind ein paar der Dinge, die ich an diesem sich mir entfremdenden Heimatland sehr schätze!

Zudem stürze ich mich weiterhin in neue Herausforderungen. So stand ich am 09. Dezember im Lindenmuseum in Stuttgart zum ersten Mal als Referent auf einer Bühne! Vor 122 Gästen sprach ich bei der Premiere meines "Seminar Naturfotografie - Wege zum besseren Bild" zwei Stunden lang über meine Erfahrungen mit der Kamera. Wider Erwarten hat mir dies viel Spaß gemacht und mir gezeigt, dass meine Zukunftspläne realistisch sind. Dem Vortrag "Inseln des Nordens" steht nun definitiv nichts mehr im Weg! Die Premiere ist für den 05. Januar 2014 angesetzt: bis dahin liegt aber noch viel Arbeit vor Olaf Krüger und mir... Wer will, der kann sich hier einen ersten Überblick über die Show verschaffen; meine Homepage wird diesbezüglich auch in Kürze auf den neuesten Stand gebracht werden!

Da ich jetzt schon den dritten Tag infolge von einer richtig fiesen Erkältung außer gefecht gesetzt wurde, hatte ich Zeit, ein Projekt anzugehen, das schon seit Langem auf meiner Warteliste stand: die Aufarbeitung meiner Hüttenwartberichte der vergangenen Jahre. Sie stießen damals auf große Resonanz, weshalb ich beschloss, sie mit alten und neuen Fotos zu bebildern und interessierten Leseratten zur Verfügung zu stellen. Hier ist Teil Eins meines "Tagebuch eines Hüttenwartes" mit Berichten aus der Þórsmörk!
Ich will an der Stelle ausdrücklich betonen, dass diese Berichte nicht ohne Ironie und teilweise dem Humor der Verzweiflung geschrieben wurden. Wer also Lust hat, (noch einmal) einen Blick hinter die Kulissen einer isländischen Berghütte zu werfen, den kann ich nur einladen, sich das folgende PDF anzuschauen.
Tagebuch eines Hüttenwartes - Langidalur, Þórsmörk

In diesem Sinne wünsche ich euch eine möglichst stressfreie Adventszeit. Um Weihnachten herum melde ich mich wieder!

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