Dienstag, 24. Mai 2011

... same procedure as last year ...


Ausbruch der Grímsvötn, Tag 2: Aschenebel in der Þórsmörk

Ziemlich genau 24 Stunden nach Beginn des Vulkanausbruchs in Grímsvötn versank Þórsmörk in Dunkelheit. Keiner von uns hat wirklich damit gerechnet, dass 140 Kilometer vom Vulkan entfernt viel Asche fallen würde - daher staunten wir nicht schlecht, als plötzlich am frühen Abend dämmerungsartige Zustände herrschten. Jetzt zur Zeit der Mittsommernächte war es draußen so dunkel, dass man aus unserer erleuchteten Hütte heraus nur Schwärze sah. Die Nacht vom 22. auf den 23. Mai fiel in Langidalur / Þórsmörk ein guter Millimeter feinster Asche.
Das klingt nicht viel und ist auch nicht so dramatisch wie im letzten Jahr, aber es hatte erstaunliche Auswirkungen: alles war plötzlich braun! Im Gegensatz zur Asche des Eyjafjallajökull, die hellgrau war, ist diese hier rötlich-braun und tauchte das Land in dementsprechend abenteuerliche Farben. Als ich nach meinem letzten Blogeintrag von Húsadalur zurückwanderte, kam ich mir vor, wie auf einem anderen Planeten: die Sicht betrug teilweise unter 100 Meter und alles war in rötlich-braunes Licht getaucht. Gespenstisch!

Eigentlich befanden sich nur ein paar Cumuluswolken am Himmel - und Grímsvatna-Asche...

Zum Glück änderte sich seitdem sowohl die Windrichtung, als auch die Aktivität des Vulkans: heute war die Sicht wieder wesentlich besser. Kleine Windhosen spielen ständig über dem Flussbett, und soweit ich es erkennen kann sind die Gletscher, die nach dem Winter wieder leuchtend weiß gestrahlt hatten, graubraun in Farbe. Wirklich schade! Ich hatte mich eigentlich schon darauf gefreut, zumindest in der ersten Hälfte des Sommers wieder die “typischen” Islandbilder mit schwarzen Bergen, schneeweißen Gletschern und blauem Himmel machen zu können. Nun wird es doch wieder ein Einheitsbrei, allerdings in leicht anderer Ausführung als im letzten Jahr: statt grauen Bergen und grauen Gletschern wird es diesen Sommer wohl braune Berge und braune Gletscher werden. Was so ein bisschen Asche nicht alles ausrichten kann!

Windböen zaubern ziemlich tolle Weltuntergangsstimmungen! :-)

Wie erwartet war die Eruption innerhalb der ersten 24 Stunden am heftigsten und wird nun beständig schwächer. Die Asche hat sich über ganz Island verteilt, mittlerweile waren alle Flughäfen gesperrt und öffnen je nach Ascheverteilung wieder in unterschiedlich langen Perioden. Ich glaube, dass sich die Eruption in spätestens zwei Tagen auf ein Minimum reduziert haben wird und dann nur noch Asche auf den Gletscher selber fallen wird. Wie lange der Vulkan dann aktiv sein wird, ist die große Frage: und davon hängt es ab, ob ich dorthin reisen werde oder nicht. Solange eh nichts zu sehen ist, sitze ich die Asche erstmal dort aus, wo ich ein Dach über dem Kopf habe!

Mein Aschemessteller am Tag 3 der Eruption:
ein guter Millimeter feinster Asche hat sich über die Þórsmörk gelegt

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