Mittwoch, 20. Januar 2010

Der Tag naht!

Ein halbes Jahr lebe ich nun schon in Nordnorwegen, ein halbes Jahr arbeite ich täglich mit Schlittenhunden. Wie schnell die Zeit vergeht...

Als ich herkam, war ich besonders auf die mørketid gespannt, die "Dunkelzeit", wie die Polarnacht hier genannt wird. Am meisten überrascht hat mich die Tatsache, wie wahnsinnig schnell die Tage kürzer wurden! Ende Dezember war es dann (bei gutem Wetter) noch erstaunlich hell: zwei, drei Stunden lang konnte man keine Sterne sehen und war der Südhimmel hellblau und die Wolken ... na ja, die Wolken die waren grau oder blau. Nur die sehr hoch in der Atmosphäre befindlichen Perlmutterwolken, die es einmal zu sehen gab, leuchteten zur Mittagszeit gleißend weiß.


In den Wochen um die Wintersonnenwende bestand die Welt eigentlich nur aus Blautönen. Wunderbar feine Nuancen zeichneten die Winterlandschaft: herrlich kalt-düstere Lichtstimmungen in blau und silber, die perfekt zu den kalten Temperaturen passten. Doch wie sehr ich Farben vermisst habe, merke ich nun, da der erste Sonnenaufgang rasend schnell näherrückt. Und was für Farben wir momentan zu sehen bekommen - teilweise stehe ich nur mit offenem Mund da und wähne mich auf einem anderen Planeten!


Ihr müsst euch das so vorstellen: während des mittlerweile sechs Stunden langen Tages kriecht die Sonne ganz langsam bis zum Horizont, es wird so hell, wie unmittelbar vor Sonnenaufgang, und dann geht die Sonne wieder drei Stunden lang unter. Ein endloses Spiel warmer Farben: gelb, rot und rosa am Südhimmel stehen im direkten Kontrast zu den Blau- und Türkistönen des Nordhimmels. Hätte ich diese Farben nicht selber erlebt, würde ich sie für total überzogen und künstlich halten. Ein Privileg, so etwas erleben zu dürfen, wirklich!

Gestern, am 18ten Januar, fand die Dunkelzeit dann offiziell ein Ende: Fünf Minuten lang lugte die Sonne über den Horizont und tauchte die Bergspitzen in ein wunderbares Pink, dass ich so das letzte Mal Mitte November gesehen habe!


Ich schätze, dass ich in einer Woche wieder direkt in die Sonne sehen kann - zumindest dann, wenn ich mich an einem wolkenlosen Tag oben auf dem Bergplateau befinden sollte. Mensch, was freue ich mich darauf, die Sonne wiederzusehen!

Weil Worte aber nicht beschreiben können, was ich an Farben in der vergangenen Woche während des Trainings erlebt habe, hier noch ein paar visuelle Eindrücke aus der südlichen Finnmark. Es war kalt (bis zu minus 20°C) und dazu teilweise extrem windig - aber die Farben des nahenden Tages lassen mich eiskalte Füße, Finger und Wangen schnell vergessen. Für solche Erlebnisse bin ich in den Norden gezogen!

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