Ein halbes Jahr lebe ich nun schon in Nordnorwegen, ein halbes Jahr arbeite ich täglich mit Schlittenhunden. Wie schnell die Zeit vergeht...
Als ich herkam, war ich besonders auf die mørketid gespannt, die "Dunkelzeit", wie die Polarnacht hier genannt wird. Am meisten überrascht hat mich die Tatsache, wie wahnsinnig schnell die Tage kürzer wurden! Ende Dezember war es dann (bei gutem Wetter) noch erstaunlich hell: zwei, drei Stunden lang konnte man keine Sterne sehen und war der Südhimmel hellblau und die Wolken ... na ja, die Wolken die waren grau oder blau. Nur die sehr hoch in der Atmosphäre befindlichen Perlmutterwolken, die es einmal zu sehen gab, leuchteten zur Mittagszeit gleißend weiß.
In den Wochen um die Wintersonnenwende bestand die Welt eigentlich nur aus Blautönen. Wunderbar feine Nuancen zeichneten die Winterlandschaft: herrlich kalt-düstere Lichtstimmungen in blau und silber, die perfekt zu den kalten Temperaturen passten. Doch wie sehr ich Farben vermisst habe, merke ich nun, da der erste Sonnenaufgang rasend schnell näherrückt. Und was für Farben wir momentan zu sehen bekommen - teilweise stehe ich nur mit offenem Mund da und wähne mich auf einem anderen Planeten!
Ihr müsst euch das so vorstellen: während des mittlerweile sechs Stunden langen Tages kriecht die Sonne ganz langsam bis zum Horizont, es wird so hell, wie unmittelbar vor Sonnenaufgang, und dann geht die Sonne wieder drei Stunden lang unter. Ein endloses Spiel warmer Farben: gelb, rot und rosa am Südhimmel stehen im direkten Kontrast zu den Blau- und Türkistönen des Nordhimmels. Hätte ich diese Farben nicht selber erlebt, würde ich sie für total überzogen und künstlich halten. Ein Privileg, so etwas erleben zu dürfen, wirklich!
Gestern, am 18ten Januar, fand die Dunkelzeit dann offiziell ein Ende: Fünf Minuten lang lugte die Sonne über den Horizont und tauchte die Bergspitzen in ein wunderbares Pink, dass ich so das letzte Mal Mitte November gesehen habe!
Ich schätze, dass ich in einer Woche wieder direkt in die Sonne sehen kann - zumindest dann, wenn ich mich an einem wolkenlosen Tag oben auf dem Bergplateau befinden sollte. Mensch, was freue ich mich darauf, die Sonne wiederzusehen!
Weil Worte aber nicht beschreiben können, was ich an Farben in der vergangenen Woche während des Trainings erlebt habe, hier noch ein paar visuelle Eindrücke aus der südlichen Finnmark. Es war kalt (bis zu minus 20°C) und dazu teilweise extrem windig - aber die Farben des nahenden Tages lassen mich eiskalte Füße, Finger und Wangen schnell vergessen. Für solche Erlebnisse bin ich in den Norden gezogen!
Mittwoch, 20. Januar 2010
Donnerstag, 14. Januar 2010
Alta 2-dagers 2010
Nach einer schwerwiegenden Meinungsverschiedenheit mit meinen Chefs, bei der ich nahe dran war, meinen (unbezahlten) Vollzeitjob hier an den Nagel zu hängen, trainiere ich weiterhin "meine" 32 wunderbaren Hunde, die ich wirklich lieb gewonnen habe. Wie sehr die Huskies auch mich mögen, habe ich am vergangenen Wochenende festgestellt.
Im 90km entfernten Gargia fand das erste Schlittenhunderennen der Saison statt, bei dem 42 Musher Nordnorwegens anreisten, um sich zu treffen und freundschaftlich zu messen. Es ist ein kurzes Rennen, Samstag und Sonntag wird je 45km gefahren - was wenig ist im Vergleich mit den Rennen, die ab März abgehalten werden: da werden dann 400-1000km zurückgelegt! Doch so kurz es ist, so ist es ein guter Anlass, um den Trainingsstand der eigenen Hunde mit denen der anderen zu vergleichen. Und für mich war es das erste Mal, dass ich andere Musher traf! Musher, also Schlittenhunde-Fahrer, sind ein lustiger Menschenschlag! Leicht seltsam, allesamt total verklärt was ihre eigenen Hunde angeht (die eigenen sind natürlich IMMER die besten!) und begeisterte Frischluftliebhaber, die dafür leben, tagtäglich mehrere Stunden auf dem Schlitten zu stehen und jeglichem Wetter und Temperaturen zu trotzen.
Ich war wirklich überrascht, mit nach Gargia reisen zu dürfen: meine Chefs haben mich in den vergangenen Monaten generell auf dem Hof bei den Hunden abgestellt, wenn es etwas Spannendes zu erleben gab, und es steht für sie auch felsenfest, dass ich beim Finnmarksløpet (dem großen Rennen im März, für das ich die Hunde trainiere) Zuhause bleiben und auf die restlichen Hunde aufpassen soll. Dementsprechend erstaunt war ich, als Marianne mir eröffnete, dass ich an ihrer Stelle das Rennen fahren sollte. Ein Schlittenhunderennen, und ich würde dabei sein! Cool!
Am 9. Januar, dem Samstag, starteten wir mit 22 Hunden zeitig gen Gargia. Dort angekommen, blieb gerade genug Zeit für das Treffen aller Musher, die sich einschrieben und dann die Startnummern zogen. Gefahren wurde in drei Klassen: 12er Gespanne, 8er Gespanne und solche mit nur 6 Hunden. Es gibt beim Schlittenfahren keine Geschlechtertrennung: schließlich sind es die Hunde, die die Hauptarbeit verrichten. Männer mögen im Durchschnitt vielleicht kräftiger sein und ihre Hunde (durch Schieben und Treten wie auf einem Roller) mit mehr Kraft unterstützen - aber sie sind dann meist auch schwerer, was mehr Last für die Tiere bedeutet.
Arne trat mit seinen 12 besten Hunden an, gegen seine größten Konkurrenten, die auch jedes Jahr im Finnmarksløpet teilnehmen. Ich konnte mir aus den verbliebenen 13 einsatzfähigen Hunden (wir haben momentan leider viele verletzte Tiere) ein 8er Gespann zusammenstellen und trat in der Klasse an, in der auch die Handler von Arnes größten Konkurrenten antraten. Wie ich hinterher feststellen sollte, lagen schon daher die Augen aller auf mir, weil ich Arnes Hunde fuhr - mir selber war das ziemlich egal. Ich wollte nur endlich mein erstes Rennen erleben!
Der Start lief simpel ab. Ich startete als zwölfte in meiner Klasse, was aber keinen Nachteil darstellte, weil die Zeit individuell gemessen wurde. Jede Minute gab es einen Start - Leute, den Krach zu Beginn eines Rennens könnt ihr euch nicht vorstellen! Alle Musher hatten ihre Hunde vor die Schlitten gespannt, 380 Stück waren es insgesamt. Und die waren vollkommen wild aufs Rennen und bellten und jaulten in so extremen Tönen, dass einem die Ohren wehtaten. Was für ein Spektakel! Je näher der eigene Start, desto aufgeregter wird man, desto verrückter werden die Hunde, die nur noch eines im Sinn haben: zu rennen!
Als es dann endlich losging, flogen wir förmlich den Berg empor und überholten das erste Gespann schon nach fünf Minuten. Beim Überholen gilt die Regel, dass der Überholte abbremsen und den Überholenden vorbeilassen muss - und zwei Minuten warten muss, bevor er diesen wieder überholen darf. Ich selber wurde nicht überholt, aber fuhr an insgesamt 6 Gespannen vorbei, bevor ich nach 2 Stunden und 24 Minuten zurück zum Start bzw. ins Ziel kam.
Vom Rennen des vergangenen Jahres gibt es einen netten Film: Alta 2-dagers 2009
Schaut euch ruhig die ersten Minuten an: es sind schöne Bilder, die die Atmosphäre des Rennens gut wiedergeben! Gesagt wird übrigens nichts wirklich wichtiges: dass es für Hunde und Fahrer viel Arbeit ist, dass alles von den Hunden abhängt, wer die großen Konkurrenten sind und was sie denken, und dass man nicht wirklich viel Zeit hat, um die Schönheit der Landschaft zu genießen...
Was mich am Samstag, dem ersten Tag des Rennens, extrem überraschte, war mein Konkurrenzwille. Ich habe mich früher als Kind oft in diversen Sportarten mit anderen gemessen und war da auch immer sehr ehrgeizig - aber dass mich dieses Rennen so packen würde, hätte ich nicht gedacht! Nachdem ich mein erstes Gespann überholte und die Hunde aus eigenem Antrieb im wildesten Galopp den Berg emporflogen, da dachte ich: jetzt wollen wir doch einmal sehen, was meine Huskies leisten können!
Und ab da half ich meinen Zugtieren, so gut ich konnte. Bergauf und auf gerader Stecke fuhr ich den Schlitten, wie einen Roller, trat alle paar Meter feste zu, und war nach wenigen Minuten nass geschwitzt. Einen Großteil der Strecke legten wir in starkem Gegenwind zurück, bei dem ich mich hinter den Schlitten zusammenkauerte und dem Wind so wenig Angriffsfläche bot, wie nur irgend möglich - auf der Rückfahrt dagegen machte ich mich so groß, wie ich es konnte, damit der Wind uns schieben konnte. Die Hunde spornte ich immer und immer wieder dazu an, schneller zu laufen, als sie es von sich aus getan hätten - mit dem Ergebnis, dass wir als vierte ins Ziel kamen. Und da war es vollends um mich geschehen. Am Sonntag nämlich, dem zweiten Tag des Rennens, gab es für mich nur ein Ziel: meinen vierten Platz zu verteidigen und, wenn möglich, den dritten anzugreifen. Der war nämlich 'nur' zwei Minuten schneller gewesen als wir!
Als ich am Sonntag Morgen beim Füttern der Hunde zum leicht bewölkten Sternenhimmel aufsah, bemerkte ich interessante, gewellte Ufo-Wolken und dachte: he, wenn wir Glück haben sind das Perlmutterwolken!
Und tatsächlich: als es dann heller wurde, begannen besagte interessant ausschauende Ufo-Wolken in allen nur erdenklichen Pastellfarben zu leuchten. Diese Wolken befinden sich so hoch in der Atmosphäre, dass sie das Sonnenlicht brechen können, lange bevor "normale" Wolken überhaupt Farbe bekommen. Es war das dritte Mal im Leben, dass ich Perlmuttwolken sah - ein wunderschöner Anblick! Leider hatte ich keine Zeit, um zu fotografieren: der zweite Teil des Rennens startete schon um 10 Uhr. Daher will ich ein Bild verlinken, dass Marit Helene Eira an die Zeitung "Altaposten" sandte:
Die Rennleitung hatte für Sonntag eine seltsame Maßnahme beschlossen: sie starteten die langsamsten zuerst und die schnellsten zuletzt. Das bedeutete, dass ich in meiner Klasse als viertletzte startete und 23 langsamere Gespanne vor mir hatte. Man, waren das an dem Tag viele Überholmanöver! Jeder kämpfte, keiner wollte sich leicht geschlagen geben, vor allem nicht im ersten Drittel des Rennens. Man überholte jemanden, der wiederholte einen später wieder, den man dann wieder überholen musste - es drehte sich alles nur noch ums Überholen und überholt werden. Ein besonders hartnäckiger Kampf entwickelte sich zwischen mir und Jostein, der mit seinen Hunden am Samstag auf den zweiten Platz gekommen war. Er startete zwei Minuten nach mir und überholte mich nach schätzungsweise 20 Minuten das erste Mal. Und von da an blieben wir zusammen: mal ich vorne, mal er. Ich weiß nicht, wie viele Gespanne wir überholten: mehr als 12 waren es aber garantiert. Und meine Hunde legten sich irrsinnig ins Zeug: ich hätte nie gedacht, dass sie sich so für mich anstrengen würden!
Hunde kann man nicht zu Leistung zwingen: wenn sie etwas nicht wollen, dann tun sie es auch nicht, so einfach ist das. Sie müssen denjenigen mögen und sich wirklich für ihn einsetzen, um derart Leistung zu erbringen, wie meine 12 Junghunde das taten. Wahrscheinlich zählte für sie auch, dass ich selber an meine Grenzen ging: ich trat und schob den Schlitten im Akkord, bekam während der Fahrt Krämpfe im Oberschenkel und einen Muskelkater, der erst langsam wieder weicht. Keine Pause, kein verschnaufendes Stehen auf dem Schlitten: jede Sekunde zählte im Kampf um den dritten Platz. Und die Arbeit zahlte sich mehr als aus: mit mehr als 5 Minuten Vorsprung kam ich letztendlich auf den dritten Platz! Wir fuhren am Sonntag sogar 6 Minuten schneller als am Samstag - das Tempa war wirklich regelrecht abartig!
Arne wurde mit nur 15 Sekunden Rückstand zweiter seiner Klasse: ein super Ergebnis für Parken Gård! Und auch ich bin regelrecht euphorisch: eine größere Liebeserklärung hätten die Hunde mir nicht erbringen können. Tolle Tiere, wirklich!
Wen Statistik interessiert, für den gibt es die Ergebnisse mit allen Zeiten hier nachzulesen: Resultate Alta 2-dagers 2010
('Tid ut' = Start, 'Tid in' = Ziel, 'Tid brukt' = Zeit gebraucht, und "Total" ist die Gesamtzeit beider Tage)
Und ein lustiges Foto von unserem Zieleinlauf am Sonntag hat Jon gemacht, das ich euch auch nicht vorenthalten will!
Im 90km entfernten Gargia fand das erste Schlittenhunderennen der Saison statt, bei dem 42 Musher Nordnorwegens anreisten, um sich zu treffen und freundschaftlich zu messen. Es ist ein kurzes Rennen, Samstag und Sonntag wird je 45km gefahren - was wenig ist im Vergleich mit den Rennen, die ab März abgehalten werden: da werden dann 400-1000km zurückgelegt! Doch so kurz es ist, so ist es ein guter Anlass, um den Trainingsstand der eigenen Hunde mit denen der anderen zu vergleichen. Und für mich war es das erste Mal, dass ich andere Musher traf! Musher, also Schlittenhunde-Fahrer, sind ein lustiger Menschenschlag! Leicht seltsam, allesamt total verklärt was ihre eigenen Hunde angeht (die eigenen sind natürlich IMMER die besten!) und begeisterte Frischluftliebhaber, die dafür leben, tagtäglich mehrere Stunden auf dem Schlitten zu stehen und jeglichem Wetter und Temperaturen zu trotzen.
Ich war wirklich überrascht, mit nach Gargia reisen zu dürfen: meine Chefs haben mich in den vergangenen Monaten generell auf dem Hof bei den Hunden abgestellt, wenn es etwas Spannendes zu erleben gab, und es steht für sie auch felsenfest, dass ich beim Finnmarksløpet (dem großen Rennen im März, für das ich die Hunde trainiere) Zuhause bleiben und auf die restlichen Hunde aufpassen soll. Dementsprechend erstaunt war ich, als Marianne mir eröffnete, dass ich an ihrer Stelle das Rennen fahren sollte. Ein Schlittenhunderennen, und ich würde dabei sein! Cool!
Am 9. Januar, dem Samstag, starteten wir mit 22 Hunden zeitig gen Gargia. Dort angekommen, blieb gerade genug Zeit für das Treffen aller Musher, die sich einschrieben und dann die Startnummern zogen. Gefahren wurde in drei Klassen: 12er Gespanne, 8er Gespanne und solche mit nur 6 Hunden. Es gibt beim Schlittenfahren keine Geschlechtertrennung: schließlich sind es die Hunde, die die Hauptarbeit verrichten. Männer mögen im Durchschnitt vielleicht kräftiger sein und ihre Hunde (durch Schieben und Treten wie auf einem Roller) mit mehr Kraft unterstützen - aber sie sind dann meist auch schwerer, was mehr Last für die Tiere bedeutet.
Arne trat mit seinen 12 besten Hunden an, gegen seine größten Konkurrenten, die auch jedes Jahr im Finnmarksløpet teilnehmen. Ich konnte mir aus den verbliebenen 13 einsatzfähigen Hunden (wir haben momentan leider viele verletzte Tiere) ein 8er Gespann zusammenstellen und trat in der Klasse an, in der auch die Handler von Arnes größten Konkurrenten antraten. Wie ich hinterher feststellen sollte, lagen schon daher die Augen aller auf mir, weil ich Arnes Hunde fuhr - mir selber war das ziemlich egal. Ich wollte nur endlich mein erstes Rennen erleben!
Der Start lief simpel ab. Ich startete als zwölfte in meiner Klasse, was aber keinen Nachteil darstellte, weil die Zeit individuell gemessen wurde. Jede Minute gab es einen Start - Leute, den Krach zu Beginn eines Rennens könnt ihr euch nicht vorstellen! Alle Musher hatten ihre Hunde vor die Schlitten gespannt, 380 Stück waren es insgesamt. Und die waren vollkommen wild aufs Rennen und bellten und jaulten in so extremen Tönen, dass einem die Ohren wehtaten. Was für ein Spektakel! Je näher der eigene Start, desto aufgeregter wird man, desto verrückter werden die Hunde, die nur noch eines im Sinn haben: zu rennen!
Als es dann endlich losging, flogen wir förmlich den Berg empor und überholten das erste Gespann schon nach fünf Minuten. Beim Überholen gilt die Regel, dass der Überholte abbremsen und den Überholenden vorbeilassen muss - und zwei Minuten warten muss, bevor er diesen wieder überholen darf. Ich selber wurde nicht überholt, aber fuhr an insgesamt 6 Gespannen vorbei, bevor ich nach 2 Stunden und 24 Minuten zurück zum Start bzw. ins Ziel kam.
Vom Rennen des vergangenen Jahres gibt es einen netten Film: Alta 2-dagers 2009
Schaut euch ruhig die ersten Minuten an: es sind schöne Bilder, die die Atmosphäre des Rennens gut wiedergeben! Gesagt wird übrigens nichts wirklich wichtiges: dass es für Hunde und Fahrer viel Arbeit ist, dass alles von den Hunden abhängt, wer die großen Konkurrenten sind und was sie denken, und dass man nicht wirklich viel Zeit hat, um die Schönheit der Landschaft zu genießen...
Was mich am Samstag, dem ersten Tag des Rennens, extrem überraschte, war mein Konkurrenzwille. Ich habe mich früher als Kind oft in diversen Sportarten mit anderen gemessen und war da auch immer sehr ehrgeizig - aber dass mich dieses Rennen so packen würde, hätte ich nicht gedacht! Nachdem ich mein erstes Gespann überholte und die Hunde aus eigenem Antrieb im wildesten Galopp den Berg emporflogen, da dachte ich: jetzt wollen wir doch einmal sehen, was meine Huskies leisten können!
Und ab da half ich meinen Zugtieren, so gut ich konnte. Bergauf und auf gerader Stecke fuhr ich den Schlitten, wie einen Roller, trat alle paar Meter feste zu, und war nach wenigen Minuten nass geschwitzt. Einen Großteil der Strecke legten wir in starkem Gegenwind zurück, bei dem ich mich hinter den Schlitten zusammenkauerte und dem Wind so wenig Angriffsfläche bot, wie nur irgend möglich - auf der Rückfahrt dagegen machte ich mich so groß, wie ich es konnte, damit der Wind uns schieben konnte. Die Hunde spornte ich immer und immer wieder dazu an, schneller zu laufen, als sie es von sich aus getan hätten - mit dem Ergebnis, dass wir als vierte ins Ziel kamen. Und da war es vollends um mich geschehen. Am Sonntag nämlich, dem zweiten Tag des Rennens, gab es für mich nur ein Ziel: meinen vierten Platz zu verteidigen und, wenn möglich, den dritten anzugreifen. Der war nämlich 'nur' zwei Minuten schneller gewesen als wir!
Als ich am Sonntag Morgen beim Füttern der Hunde zum leicht bewölkten Sternenhimmel aufsah, bemerkte ich interessante, gewellte Ufo-Wolken und dachte: he, wenn wir Glück haben sind das Perlmutterwolken!
Und tatsächlich: als es dann heller wurde, begannen besagte interessant ausschauende Ufo-Wolken in allen nur erdenklichen Pastellfarben zu leuchten. Diese Wolken befinden sich so hoch in der Atmosphäre, dass sie das Sonnenlicht brechen können, lange bevor "normale" Wolken überhaupt Farbe bekommen. Es war das dritte Mal im Leben, dass ich Perlmuttwolken sah - ein wunderschöner Anblick! Leider hatte ich keine Zeit, um zu fotografieren: der zweite Teil des Rennens startete schon um 10 Uhr. Daher will ich ein Bild verlinken, dass Marit Helene Eira an die Zeitung "Altaposten" sandte:
Perlmutterwolken, fotografiert am 10.01.10 von Marit Helene Eira.
Die Rennleitung hatte für Sonntag eine seltsame Maßnahme beschlossen: sie starteten die langsamsten zuerst und die schnellsten zuletzt. Das bedeutete, dass ich in meiner Klasse als viertletzte startete und 23 langsamere Gespanne vor mir hatte. Man, waren das an dem Tag viele Überholmanöver! Jeder kämpfte, keiner wollte sich leicht geschlagen geben, vor allem nicht im ersten Drittel des Rennens. Man überholte jemanden, der wiederholte einen später wieder, den man dann wieder überholen musste - es drehte sich alles nur noch ums Überholen und überholt werden. Ein besonders hartnäckiger Kampf entwickelte sich zwischen mir und Jostein, der mit seinen Hunden am Samstag auf den zweiten Platz gekommen war. Er startete zwei Minuten nach mir und überholte mich nach schätzungsweise 20 Minuten das erste Mal. Und von da an blieben wir zusammen: mal ich vorne, mal er. Ich weiß nicht, wie viele Gespanne wir überholten: mehr als 12 waren es aber garantiert. Und meine Hunde legten sich irrsinnig ins Zeug: ich hätte nie gedacht, dass sie sich so für mich anstrengen würden!
Hunde kann man nicht zu Leistung zwingen: wenn sie etwas nicht wollen, dann tun sie es auch nicht, so einfach ist das. Sie müssen denjenigen mögen und sich wirklich für ihn einsetzen, um derart Leistung zu erbringen, wie meine 12 Junghunde das taten. Wahrscheinlich zählte für sie auch, dass ich selber an meine Grenzen ging: ich trat und schob den Schlitten im Akkord, bekam während der Fahrt Krämpfe im Oberschenkel und einen Muskelkater, der erst langsam wieder weicht. Keine Pause, kein verschnaufendes Stehen auf dem Schlitten: jede Sekunde zählte im Kampf um den dritten Platz. Und die Arbeit zahlte sich mehr als aus: mit mehr als 5 Minuten Vorsprung kam ich letztendlich auf den dritten Platz! Wir fuhren am Sonntag sogar 6 Minuten schneller als am Samstag - das Tempa war wirklich regelrecht abartig!
Arne wurde mit nur 15 Sekunden Rückstand zweiter seiner Klasse: ein super Ergebnis für Parken Gård! Und auch ich bin regelrecht euphorisch: eine größere Liebeserklärung hätten die Hunde mir nicht erbringen können. Tolle Tiere, wirklich!
Wen Statistik interessiert, für den gibt es die Ergebnisse mit allen Zeiten hier nachzulesen: Resultate Alta 2-dagers 2010
('Tid ut' = Start, 'Tid in' = Ziel, 'Tid brukt' = Zeit gebraucht, und "Total" ist die Gesamtzeit beider Tage)
Und ein lustiges Foto von unserem Zieleinlauf am Sonntag hat Jon gemacht, das ich euch auch nicht vorenthalten will!
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