Dienstag, 10. September 2019

Ein Sommer in Deutschland

Owei, schon wieder sind Wochen vergangen seit meinem letzten Lebenszeichen hier...

Ich bin erstaunt, wie beschäftigt ich bin, und das trotz eines ganz normalen Lebens in der Zivilisation - nun, soweit man bei mir von "normal" sprechen kann...

Ich habe mir diesen Sommer ganz bewusst frei gehalten und keinem anderen Job zugesagt.
Statt dessen habe ich mich auf ein eigenes Projekt eingelassen. Olaf, mit dem ich ja die "Inseln des Nordens" gemacht habe, bat mich, ob ich nicht bitte eine Show zum Thema Südgeorgien halten können würde. Ich habe nicht lange überlegt, denn: einerseits sind in meinen Aufenthalten auf dieser entlegenene Insel irre Fotos entstanden, die ich gerne mit Interessierten teilen würde, und andererseits gibt es auch von dort kritische Dinge, die angesprochen werden müssen. Und so ist dies meine Hauptaufgabe diesen Sommer: hinter'm PC sitzen, Bilder bearbeiten und eine Foto-Reportage erstellen, die am 19. Januar in Stuttgart Premiere haben wird.

Sollte ich im darauffolgenden Winter (1920/21) nicht sonstwo sein (ich habe mich für ein Naturschutzprojekt beworben, das mich ein Jahr auf die Südhalbkugel bringen würde. Aber das ist alles noch total ungewiss...), dann werde ich mich bei verschiedenen Veranstaltern bewerben und meine Südgeorgienshow dann hoffentlich in mehreren Städten in den deutschsprachigen Ländern zeigen können. Aber bis dahin wird noch etwas Zeit vergehen...

Hier in Deutschland versuche ich nun, die ermutigenden Bewegungen zu unterstützen, welche den Klimawandel endlich effektiv bekämpft sehen wollen: "Fridays for Future" (FFF) und "Extinction Rebellion" (XR). Die Kids von FFF brauchen dringend Unterstützung: es reicht nicht, dass wir Erwachsenen sagen: oh, prima dass die junge Generation jetzt endlich etwas tut! Sie schaffen das nicht, wenn wir nicht mit auf den Zug aufspringen und ihnen helfend zur Seite stehen. Ich persönlich versuche, jeden Monat auf ein bis zwei Demos zu gehen: um den Kindern und Jugendlichen zu zeigen, dass sie mit ihren Forderungen nach einer lebenswerten Zukunft nicht alleine sind!

© Fridays for Future Deutschland





 
Diesbezüglich kommt mein Aufruf an Dich, der Du das hier grade liest: für den 20. September ist die wichtigste Klimademo geplant, die es weltweit je gab! In jeder größeren Stadt ist eine Demo von FFF und XR angesetzt: wenn euch der Klimawandel bedrückt und euch die Zukunft der nächsten Generationen etwas Wert ist, dann, bitte: geht am 20. September (ein Freitag Vormittag) zur Demo in die nächstgrößere Stadt!
Wo es Demos gibt, könnt ihr hier herausfinden:
Klimastreiks 20. September 2019
Wer an dem Tag keine Zeit hat, der wisse: am 20. September beginnt die "Klima-Woche". In mehreren großen Städten wird bis zum 27. September täglich etwas los sein, in Köln zum Beispiel: da kann man dann auch am Wochenende Demos und Aktionen unterstützen. Die Termine für Deutschland werden oft erst sehr kurzfristig hier zusammengefasst:
Fridays for Future - Streiktermine

Ich selbst bereite mich jetzt für etwas noch Größeres vor: ich will, zusammen mit Extinction Rebellion, im Oktober Berlin blockieren. Wir versuchen das, was die Briten Anfang des Jahres in London machten: Brücken und Straßen sperren, tagelang, um den Protest zu den Politikern zu bringen und ihnen zu zeigen, dass wir es ernst meinen mit unserer Forderung, sofort drastische Maßnahmen zu treffen - weil wir sonst absolut keine Chance mehr haben, den Klimawandel auf 2°C zu begrenzen. Selbst das wird mit jedem verstreichenden Tag der Untätigkeit immer unwahrscheinlicher... Auch ich bin es leid, dass ich zwar mein Leben lang von der Existenz des Klimawandels gehört habe, dass wir Menschen aber so tun, als sei es nicht unser Problem, als läge die Lösung in der Zukunft. Von daher werde ich im Oktober in Berlin sein: zusammen mit hoffentlich mehreren Tausend Menschen, die eingesehen haben, dass es bereits 5 nach 12 ist und dass wir ein radikales Umdenken von Politik und Industrie brauchen - und zwar sofort, und nicht erst in 25 Jahren...

Hier gibt's mehr Infos zu "Rebellion Week" in Berlin:
Auftand oder Aussterben

Ja, und zwischen Computerarbeit und Klimaaktivismus genieße ich den Sommer in der Wärme.
Klar, der Juli war ja wohl mal viel, viel zu heiß: 40°C kenne ich sonst nur aus der Sauna! Hitzewellen und Dürre, Insektensterben und Baumsterben, Flüchtlinge, politischer Rechtsruck und eine akute Verrohung der Gesellschaft - man muss schon willentlich blind sein, um zu glauben, dass Klimawandel nur ein Problem ferner Länder sei...

Wie gesagt: handelt, Leute, handelt - bevor es zu spät ist! Sich für eine bessere Welt einzusetzen, ist nie verkehrt - aber genau jetzt super, super wichtig. Jetzt der schweigenden Mehrheit anzugehören, bedeutet, die negativen Veränderungen zu billigen. Und ich zumindest werde die Welt, die ich liebe, nicht kampflos aufgeben! Besonders nicht, wenn der "Kampf" so relativ einfach und extrem befriedigend ist - weil wir ja noch eine sehr lebenswerte Welt haben. Die zu erhalten, ist wesentlich einfacher, als sie später neu aufbauen zu müssen! :-)

Bild: Claudia Fallert



 
Und so versuche ich, überall das Gute und Schöne zu sehen - und trotzig an der Hoffnung an eine gute Zukunft festzuhalten, egal wie negativ die Nachrichten auch sein mögen, die da tagtäglich auf uns einprasseln. Ich besuche Freunde und ich verbringe viel Zeit in der Natur: Pilze und Früchte sammeln, wandern, lesen, und zu tun, was ich als im Reiche meiner Möglichkeiten ansehe. Jeder von uns ist unterschiedlich, jeder hat seine Stärken und Möglichkeiten. Ob man sich nun für eine bessere Gesellschaft einsetzt oder den Schutz der Natur: solange es darum geht, dass man versucht, die Welt zu verbessern, ist jeder Aktionismus wichtig! Die einen gehen auf die Straße, die anderen arbeiten hinter den Kulissen. Tut das, was ihr könnt: seid empatisch, tut Gutes: Menschen und/oder der Natur gegenüber. Meine Stärken liegen u.a. darin, ungewöhnliche Wege zu gehen, aber auch in der  Motivation von Menschen und der Umweltbildung und Berichterstattung: also konzentriere ich mich darauf. Ganz nach dem Motto: Jeder Versuch ist einen Versuch wert, verlieren kann ich nichts, nur gewinnen. Mit dem Hintergedanken habe ich letzte Woche ein Interview beim NDR gegeben: das Ergebnis seht ihr hier. Und damit verabschiede ich mich - bis Ende Oktober, denn ich gehe mal schwer davon aus, dass ich von Berlin berichten werde!

https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/das/Eisbaer-Fotografin-Kerstin-Langenberger,dasx19404.html

Link zum Interview: Eisbär-Fotografin Kerstin Langenberger