Sollte jedoch irgendwo in Island ein fotogener Vulkan ausbrechen, sind die Chancen sehr groß, dass ich dorthin reisen werde - vorerst ist aber erstmal ein 'normaler' Arbeits-Sommer im isländischen Hochland geplant: oberhalb des Aschesmogs, umgeben von schwarzen Gletschern, zentriert im 30km breiten Krater des Fjallabak-Vulkans. Der soll zwar in nächster Zeit nicht hochgehen, aber selbiges haben die Vulkanologen vom Fimmvörðuháls auch gesagt. Island ist eine Vulkaninsel, da kann alles geschehen - ich finde es jedenfalls super, mittendrin zu sein!
Auf Hrafntinnusker habe ich einen Panoramablick auf ziemlich alle Vulkane, die auf laut Vulkanologen jeden Moment hochgehen können. Hekla, Islands berühmteste Vulkanin, hat jetzt schon mehr Druck aufgebaut, als bei ihrem letzten Ausbruch im Jahr 2000. Es machen Gerüchte die Runde, dass Katla, die große Schwester des Eyjafjallajökull, wohl nicht so schlafend ist, wie es alle noch glauben wollen - keiner will, dass sie ausbricht, aber alle fürchten es. Bis zu 100 Mal stärker kann sie sein, als die Eruption des Eyjafjallajökull - Halleluja sage ich da nur! Das wäre eine Gaudi - und ich hätte Logenblick! Cooool! :-)
Aber das ist noch nicht alles. Aus erster Hand weiß ich, dass auch die Veiðivötn ganz oben auf der "Ready to Go"-Liste der Vulkanologen stehen. Das ist insofern nicht lustig als das es sich hierbei um ein 20km langes und 5km breites Gebiet handelt, das, theoretisch, zusammen hochgehen könnte. Landmannalaugar liegt übrigens genau am Ende der Vulkanspalte, die 1477 das letzte Mal ausgebrochen ist und Teil eines eigentlich 180km langen Vulkansystems ist. Ein Ausbruch dort wäre höchstwahrscheinlich nicht wirklich klein...
Hach, dieses Spekulieren macht Spaß! Die Zukunft wird zeigen, ob und was geschehen wird - aber spannend ist es allemal!
Die Þórsmörk ist in der letzten Woche erstaunlich grün geworden: durch hohe Temperaturen (teilweise bis zu 20°C) und vermutlich auch den Düngeeffekt der Asche ist die Vegetation regelrecht explodiert. Dennoch bleiben die Besucher aus - die Leute haben schlicht und einfach Schiss vor der Asche! Dabei hängt es extrem vom Wetter und der Windrichtung ab, ob und wie viel Asche in der Luft liegt. Teilweise war alles grau und der Aufenthalt draußen sehr unangenehm, aber viel üblicher war in den letzten Wochen, dass man sehr gut wandern konnte aber halt ziemlich schmutzig wieder zurückkam. Aber die bisherigen Wanderer hat das kaum gestört: im Gegenteil, es fanden alle eigentlich ziemlich aufregend und interessant! Zumal man momentan überall wunderschöne Windhosen und Mini-Tornados in den Himmel aufsteigen sieht, was vor dem Vulkanausbruch ein extrem seltener Anblick war!
Das Zelten in der Asche ist allerdings kein Spaß, das Zeug begleitet einen in den Schlafsack und das Abendessen hinein. Auch das Wandern des Passes Fimmvörðuháls (von der Þórsmörk nach Skógar oder umgekehrt) ist alles andere als einfach. Ein paar Wanderer haben den Pass nun schon überquert und ihre Eindrücke weitergegeben. Bis zu 30cm Asche liegen bei den Hütten oben auf dem Pass, der Schnee ist matschig und teilweise schwer zu begehen, da die Asche zentimeterdick an den Wanderschuhen hängenbleibt. Das größte Problem ist aber das Überqueren des neuen, gerade einmal zwei Monate alten Lavafeldes. Dort oben ist ein komplett neuer Berg entstanden, die manns- bis haushohe Lava hat sich dutzende bis hunderte Meter breit quer über den Wanderweg gewälzt und kann nicht umgangen werden.
Der neue Berg auf dem Fimmvörðuhals mit dem Lavafeld,
das zu beiden Seiten des Berges die Abhänge heruntergeflossen ist.
das zu beiden Seiten des Berges die Abhänge heruntergeflossen ist.
Solange kein neuer Weg über die Lava markiert wurde, ist die Wanderung bei schlechtem Wetter so gut wie unmöglich, weil man sich nicht orientieren kann und nicht weiß, an welcher Stelle die scharfkantige und lockere, noch teilweise noch dampfende Lava überquert werden kann. Nicht die Hitze ist gefährlich sondern das Material: einmal hinfallen in der lockeren Lava, und man zieht sich mit Garantie üble Abschürfungen und Schnitte zu.
Der Lavafluss Richtung Nord-Osten versperrt den Wanderweg: man sieht die gelben
Plastikpfosten (und den Pfad) unter der Lava verschwinden. Zu schade, dass durch die Asche
alles grau geworen ist: die Lava an sich ist lila, rot und metallisch-glänzend! Ich muss da
unbedingt noch einmal hoch, wenn die Asche irgendwann mal weggeregnet sein sollte!
Plastikpfosten (und den Pfad) unter der Lava verschwinden. Zu schade, dass durch die Asche
alles grau geworen ist: die Lava an sich ist lila, rot und metallisch-glänzend! Ich muss da
unbedingt noch einmal hoch, wenn die Asche irgendwann mal weggeregnet sein sollte!
Und eben weil so viele Dinge so unsicher sind und niemand weiß, was geschehen wird, haben wir uns kaum vor Telefonaten retten können. Immer wieder dieselben Fragen: wie ist der Zustand der Þórsmörk, wie unangenehm der Aufenthalt, was macht die Asche, was der Vulkan? Die unterschiedlichsten Meinungen tauchen immer mal wieder in den Medien auf: entweder, es ist alles ganz katastrophal und furchtbar, oder aber es ist eigentlich ziemlich spannend und abwechslungsreich. Mein Chef vertritt erstere Meinung, ich letztere. Zwei Tage nachdem der Manager des FÍ verkündet hat, wie furchtbar dort doch alles sei, reiste ein Kamerateam zu uns in die Þórsmörk, baute vor mir seine Kamera auf und stellte mir Fragen. Und ehe ich mich versah, war ich in den abendlichen Fernsehnachrichten gelandet. Spätestens jetzt kennt mich ganz Island... *seufz*
Ich stehe ja selber äußerst ungerne vor Kameras, aber ich lande aufgrund meiner doch eher ungewöhnlichen Betätigungen halt doch immer wieder davor. Allein in den vergangenen zwei Monaten wurde ich von NDR, RTL und nun eben auch RUV interviewt. Ich schäme mich ziemlich für mein Isländisch, das ziemlich unter meinem Norwegenaufenthalt gelitten hat, aber gut, so ist das halt, kanns nicht ändern. Für alle die in bewegten Bildern sehen wollen, wie es in der Þórsmörk momentan ausschaut, hier der Link:
Kvöldfréttir RÚV: Þórsmörk grá af ösku (Þórsmörk grau wegen Asche) (nur bis etwa 28.06.2010 abrufbar)
Das Interview mit mir dreht sich darum, dass alles anders ist, als gewohnt und wir Hüttenwarte wenig anderes tun können, als viel und oft zu putzen und auf Regen zu warten. Außerdem finde ich das alles ziemlich spannend und bin der Meinung, dass man sich das eigentlich (mit Staubmaske ausgerüstet) anschauen sollte. Danach sieht man Binni und Ragnheiður in Húsadalur mit ihrem ganzen Stolz: ihrem gemähten und aschegesäuberten Campingplatz, gefordert von der Aufforderung sich "in die Þórsmörk zu eilen" um sich dieses besondere Spektakel nicht entgehen zu lassen. Da soll uns keiner nachsagen, dass wir nicht pflichtbewusst für unsere Arbeitgeber werben würden! ;-)
So, das war es von mir aus. Bis zum Herbst - oder dem nächsten Vulkanausbruch (kommt halt ganz drauf an, was zuerst eintreten wird!)